Deutsch, Geschichte, Literatur und Theater sind die Professionen von Viola Löchter. In diese Richtung möchte sie an ihrer Schule einiges anstoßen. Aber auch beim Sport, Sprachen, etc.

Deutsch, Geschichte, Literatur und Theater sind die Professionen von Viola Löchter. In diese Richtung möchte sie an ihrer Schule einiges anstoßen. Aber auch beim Sport, Sprachen, etc. © Kristina Gerstenmaier

Selmer Schule als Lebensort - insbesondere für die ukrainischen Kinder

rnUkrainische Schüler

Den Kindern ein Stück Sicherheit wiederzugeben ist es, was Viola Löchter, Leiterin des Selmer Gymnasiums möchte. Wie sie die neuen ukrainischen Mitschüler in das Schulleben integriert.

Selm

, 22.08.2022, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eines der wichtigsten Anliegen von Viola Löchter in ihrer Funktion als Schulleiterin des Selmer Gymnasiums ist es, die Schule zu einem Lebensraum für die Schülerinnen und Schüler zu machen. An einer Pinnwand im Foyer hängen über zwei Dutzend AGs, die in diesem Schuljahr an den Nachmittagen angeboten werden: Tennis, Spanisch, Licht- und Tontechnik, Gaming, Theater, Fitness, Schiedsrichter, English Reading, Volleyball, Fußball.

„Es ist mir wichtig, dass die Schüler nach Corona wieder in der Schule ankommen“, sagt Löchter. „Und es ist mir wichtig, gerade auch durch die Nachmittagsaktionen, den ukrainischen Schülerinnen und Schülern einen Schutzraum, ein Stückchen Normalität, zu bieten.“ Sie möchte vor allem wichtig, dass sie psychosozial aufgefangen werden. Ihnen mit dem „sicheren Raum Schule“ zu helfen, mit ihrer schwierigen Situation zurecht zu kommen.

Schulisches Netzwerk

16 ukrainische Kinder gibt es aktuell am Gymnasium Selm. Die meisten besuchen die fünfte und sechste Klasse - vier von ihnen waren mit ihren Mitschülern aus der Grundschule gekommen. Einige gehen in die Mittelstufe und eine Schülerin bereits in die Oberstufe. „Gerade sie ist eine große Hilfe und Teil des innerschulischen Unterstützungsnetzwerks“, erzählt die Schulleiterin. „Sie hat eine deutsche Oma und spricht deswegen sehr gut Deutsch und Russisch. Sie unterstützt die Jüngeren.“

Um für die Schüler die Schule auch an den Nachmittagen zu einem Aufenthaltsort zu machen werden viele AGs angeboten.

Um für die Schüler die Schule auch an den Nachmittagen zu einem Aufenthaltsort zu machen werden viele AGs angeboten. © Kristina Gerstenmaier

Für die Schule wurde eine Liste mit Schülerinnen und Schülern angelegt, die russisch sprechen und so die ukrainischen Mitschüler unterstützen können. Ab und zu werden sie dazu gerufen, wenn es Dinge zu klären oder zu erklären gibt.

Um das Kontingent an Aufgaben gut verteilen zu können, wurde zu Beginn dieses Schuljahrs eine Vertretungsstelle besetzt. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, dass schulisches Personal den Deutschunterricht übernehmen konnte. Außerdem sucht die Schule ehrenamtliche Helfer, die im Nachmittagsbereich unterstützen können.

Kurzzeitig war es hier zu Verwirrungen gekommen. Auf Grund eines Missverständnisses hatte es einen Aufruf der Schule auf Facebook gegeben, über den ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht wurden, die mit einem Stundenumfang von 15 Stunden pro Woche ehrenamtlich ukrainischen Kindern Deutschunterricht geben sollten. Eine Mitarbeiterin habe etwas falsch verstanden, sagt Löchter. Inzwischen ist der Beitrag gelöscht.

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Der Deutschunterricht wird parallel zum normalen Unterricht für alle Ukrainer in einer Gruppe angeboten. Nach dem Go-In-Prinzip, das an allen Schulen im Kreis Unna angewandt wird, sind die Kinder fest einer Klasse zugeordnet und nehmen an allem interaktiven und gemeinschaftsstärkenden Unterricht - wie zum Beispiel Sport - gemeinsam mit der Klasse teil. In Fächern wie Deutsch oder Mathe, bei denen fortgeschrittene Sprachkenntnisse erforderlich sind, werden sie rausgezogen und bekommen Sprachunterricht; etwa drei Stunden pro Woche.

Personelle Kapazitäten habe die Schule ausreichend, um das leisten zu können. Nur müsse man eben, gemäß des Stundenkontingenten der Lehrkräfte, dann eben an anderer Stelle etwas sparen, erklärt die Schulleiterin. Zum Beispiel im Nachmittagsbereich.

Individuelle Förderung

Auf die Frage, als wie herausfordernd Viola Löchter die Situation empfindet, sagt sie: „Es gehört zu unserem Beruf dazu, für diese Herausforderungen Lösungen zu finden. Natürlich würde ich mir zusätzliche Lehrer wünschen. Das ist schon alles sehr ‚Spitz auf Knopf‘. Aber gemeinschaftlich bekommen wir das hin.“

Bevor sie die neue Schulleiterin des Selmer Gymnasiums wurde, war sie in Dortmund tätig gewesen. Dort gab es statt des Go-In- das Prinzip der Internationalen Klassen: „Alle fremdsprachigen Schüler jahrgangsübergreifend gemeinsam in einer Klasse.“ In welchem Prinzip sie Vorteile sieht, kann Löchter gar nicht sagen. „Wenn man den einzelnen Schüler in den Blick nimmt, wird bei beiden Prinzipien eine individuell gute Lösung gefunden“, sagt sie.