Nach Mecke und Prott Heftige Tierquälerei-Skandale aus der Region

Nach Mecke und Prott: Heftige Tierquälerei-Skandale aus der Region
Lesezeit

Massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz: Das ist der Vorwurf gegen die Angeklagten im Fall Mecke in Werne. Im Jahr 2021 sollen Mitarbeiter der Viehsammelstelle Tiere teilweise verhungern oder verdursten lassen haben. Am Mittwoch (10. Januar) hat dazu nun der Prozess am Amtsgericht Lünen begonnen. Angeklagt sind neben Firmenchef Marko Mecke noch zwei weitere Mitarbeiter.

Vor Gericht standen im vergangenen Jahr auch Verantwortliche der Firma Prott aus Selm. Das Urteil: Gegen einen fest angestellten ehemaligen Prott-Mitarbeiter wurde eine Freiheitsstrafe von drei Jahren verhängt. Seine beiden Söhne erhielten eine Freiheitsstrafe von je zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Allen drei Angeklagten wurde für immer der berufsmäßige Umgang mit Schlachttieren untersagt. Rechtskräftig ist das Urteil aber noch nicht. Die Angeklagten haben Berufung eingelegt. Ein Termin für ein neues Verfahren am Landgericht Dortmund steht noch nicht fest.

Was war passiert? Auf dem Hof in Selm wurden Tiere systematisch bei vollem Bewusstsein geschächtet. Das Schächten fand zu den üblichen Schlachtzeiten statt. Zusätzlich wurden die Tiere misshandelt.

Angeklagte im Gerichtsaal am Amtsgericht Lünen
Beim Prott-Prozess wurden drei Angeklagte vom Amtsgericht Lünen schuldig gesprochen. © Peter Adam

Zwei schreckliche Vorfälle von Tierquälerei aus dem Kreis Unna. Aber auch in den umliegenden Kreisen gab es in den vergangenen Jahren dramatische Ereignisse von Tier-Misshandlungen oder Verwahrlosungen. Grundlage hierfür ist eine Auflistung auf der Internetseite www.tierschutz-skandale.de. Dort haben Deutschlands führende Tierrechtsorganisationen ihre Daten zur Verfügung gestellt. Für die Umsetzung sind vor allem die Organisationen ANINOVA (ehemals Deutsches Tierschutzbüro) und Soko Tierschutz e.V. verantwortlich

Im Sommer 2018 wurden in Haltern am See mehrere tote Hühner im Stall eines Eierbauern gefunden. Der münstersche Tierschutzverein tierretter.de hatte damals Fotos von den dortigen Haltungsbedingungen veröffentlicht. Sie zeigten Hühner, denen sehr viele Federn fehlen, teilweise sind die Tiere halb nackt.

Die Folge: eine Strafanzeige gegen den Landwirt. Der Landwirt selbst äußerte sich nicht, aber eine Sprecherin des landwirtschaftlichen Kreisverbands räumte Fehler ein. Sie bat damals um Verständnis, da die Situation auch durch eine Erkrankung des Landwirts und das erstmalige Halten von Hennen mit ungekürzten Schnäbeln kompliziert wurde.

Hühner an einer Stange
Die Fotos der Tierretter zeigten Hühner am Hof in Haltern. © Foto:tierretter.de

Auch im Kreis Coesfeld verzeichneten Tierschützer zuletzt einige schwerwiegende Vergehen an Tieren. In Billerbeck litten Schweine aufgrund der hohen Ammoniakwerte in der Luft an stark entzündeten Augen. Einige Tiere konnten kaum noch laufen oder aufstehen. Zudem fehlten bei vielen Tieren die vorgeschriebenen Ohrmarken.

In der Stadt Coesfeld wurden in den vergangenen Jahren gleich mehrere Vergehen festgestellt: Auf einem Hof zeigte Videomaterial aus dem Februar 2022 zerkratzte und verletzte Schweine, wundgebissene Ringelschwänze und Ohren, Mastdarmvorfälle und Nabelbrüche. Rechtliche Folgen gab es nach Angaben der Soko Tierschutz nicht.

Einige Tiere verdurstet

In einem anderen Betrieb wurden im Mai 2023 in einer Schweinehaltung der Initiative Tierwohl mit Zucht und Mast kranke und verletzte Schweine offenbar nicht angemessen tierärztlich behandelt. Ein Tier mit einem Mastdarmvorfall wurde ohne Zugang zu Wasser und Futter in einen Zwischengang gesperrt. Eine Krankenbucht fehlte offenbar. Ein veterinärmedizinisches Gutachten bestätigte, dass mehreren Schweinen erhebliche, anhaltende Schmerzen und Leiden zugefügt wurden. Aktuell läuft ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Münster gegen den Betreiber (AZ 540 Js 1837/23).

Darüber hinaus wurden bereits im Dezember 2021 Mängel auf einem Hühnerhof festgestellt. In einer Kleingruppenhaltung, in der Hühner für die Eierproduktion in Käfigen leben müssen, wurden beim Ausstallen mehrere Tiere ohne Wasser und Futter zurückgelassen. Einige Tiere waren zum Zeitpunkt des Funds bereits verdurstet. Auch die Haltung an sich fiel durch schlechte hygienische Zustände auf – ein Beispiel: Aus den Kadavertonnen quollen bereits Maden. Durch die Zahlung von 800 Euro an einen Tierschutzverein ist das Verfahren gegen den Landwirt im Dezember 2022 eingestellt worden.

Re-Live vom Mecke-Prozess: So war der erste Verhandlungstag zum Tierschutz-Skandal

Der Mecke-Skandal in Werne: Eine Chronologie der Ereignisse

Skandal-Schlachthof ist Thema im Kreistag: Viele Fragen bleiben unbeantwortet