Thekentratsch im Selmer Bürgerhaus Frauen-Duo mit Kodderschnauze und Naivität

Thekentratsch im Selmer Bürgerhaus: Mit Kodderschnauze und Naivität
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„Viel Schönes dabei“ versprachen Frau Sierp und die Becker vom Comedyduo „Thekentratsch“. Das fand auch das Publikum im Bürgerhaus am Samstagabend (25. März). Es wurde viel gelacht, applaudiert und gesungen. Wobei, am Anfang gab es eine Art „Publikumsbeleidigung“. „Wie alt die geworden sind. Die kennen noch die Eltern von Konrad Adenauer“, wundert sich die Becker und schaut in die Runde.

Doch kommt sie zu dem Schluss: „Wo sollen die auch hin? Apotheken und Ärzte haben jetzt zu!“ Und eigentlich wollten beide auch gar nicht auf der Bühne stehen. Aber, „ich brauch die Kohle“, verriet die Becker. Natürlich war all das mit Augenzwinkern und Lächeln vorgetragen und die Zuschauer honorierten diese „Anmache“ mit vielen Lachern.

„Single aus Überzeugung“

Frau Sierp und die Becker können gegensätzlicher nicht sein. Sie sind wie Feuer und Wasser, wie schwarz und weiß, wie kalt und heiß. Und doch gehören sie zusammen. Als „Halbschwestern“ teilen sie gemeinsam ihr Los. Männer spielen dabei für die Becker eine große Rolle. Frau Sierp interessiert sich (vordergründig) nicht für sie. „Ich bin Single aus Überzeugung“, verkündet Frau Sierp selbstbewusst, die heimlich für Howard Carpendale schwärmt.

Die Becker hingegen hat viel Erfahrung mit Dating-Apps. Doch der Schrecken kommt oft nach einem One-Night-Stand am nächsten Tag, wenn sie erkennen muss, dass dort nicht Brad Pitt liegt. Sie rät Frau Sierp, sich doch auch anzumelden, allerdings ohne Foto. Das könnte potentielle Bewerber eher verschrecken.

„Mit Voltaren durch die Nacht“

Sie streiten sich über alles und jedes und haben immer verschiedene Standpunkte. Mit Kodderschnauze und Naivität macht die Becker Frau Sierp runter, die wiederum mit anthropologischen Ausführungen kontert und damit ihre geistige Überlegenheit ausspielt. Sie rät der Becker, im Alter doch auch etwas für deren geistige Fitness zu tun. Und für den Körper, fügt die Becker schnell hinzu. Ob es mit Fernsehgucken den ganzen Tag getan ist, das bezweifelt Frau Sierp aber sehr.

Sie spielt gerne Sudoku über die App, was die Becker rigoros ablehnt, genauso wie die Corona-App. „Die hat meinen Mann als Risikobegegnung angezeigt“. Vergesslichkeit zeige sich oft, wenn man im Gespräch den Faden verliert, alles wiederholt und nicht mehr weiß, wie die Hollywood-Legenden noch hießen und dass der „Dingens“ doch auch schon tot sei. Schmerzlich war die Erkenntnis, „nur noch mit Voltaren durch die Nacht“ zu kommen.

Frau Sierp findet es gar nicht gut, dass sich die Becker ein Schnitzel mitbrachte.
Frau Sierp findet es gar nicht gut, dass sich die Becker ein Schnitzel mitbrachte. © Antje Pflips

Um doch einmal gemeinsame Erfahrungen zu sammeln, schenkte Frau Sierp ihrer Halbschwester ein Achtsamkeits-Seminar. Für die Becker ein totaler Reinfall, Frau Sierp war begeistert. Das Einzige, was die Becker aus diesem Seminar mitgenommen hatte, waren Bademantel und Handtücher und die Erkenntnis: „Ich sag, was ich denk, damit ich hör, was ich weiß“.

Zu Gleichgesinnten in ihrem Anti-Aggressions-Seminar machte die Becker das Publikum, das bei ihrem Lied von geheimen Zerstörungswünschen kräftig den Refrain „ich auch“ mitsang. Und auch das Lied in der Zugabe wurde begeistert mitgesungen. Für den richtigen Publikumseinsatz hielt die Becker Texte hoch und erntete dafür noch mehr Lacher.

Die Gäste waren bereits in der Pause vom Programm begeistert. „Das ist herrlich zum Abschalten und wunderbar komisch“. Kathrin Disse vom Fokus Selm hat das Duo bereits für die nächste Kultursaison gebucht.

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