Die Person wechselt, der Titel bleibt: Stefan Süß heißt seit Anfang des Jahres „Dorfsheriff“ für Bork. Unter diesem nicht nur im Kreis Unna gebräuchlichen Synonym war 24 Jahre lang Heinz-Willi Quante allen Borkerinnen und Borkern als Bezirksbeamter und Ansprechpartner in vielen Lebenslagen bekannt.
„Die Mailadresse als Dorfsheriff hat Heinz-Willi mir nicht überlassen“, scherzt der 48-Jährige. Denn der Begriff findet sich auch in der digitalen Kommunikation seines Nachfolgers wieder. Stefan Süß ist in Beifang aufgewachsen, lebt seit 20 Jahren in Bork und arbeitet seit sieben Jahren im Bezirks- und Schwerpunktdienst Selm. Zuständig ist er jetzt für den Bezirk West, der neben Bork auch den Südwesten von Selm umfasst.
Schulwegsicherung und Festnahmen
Torsten Juds, Abteilungsleiter Polizei der Kreispolizeibehörde Unna, erklärt: „Es gibt im Kreis insgesamt 31 Bezirksbeamte, rund ein Drittel der Stellen sind im vergangenen Jahr neu besetzt worden. Der Aufgabenbereich ist sehr breit, die Beamten müssen schon fit sein.“ Für Stefan Süß beginnt der Arbeitstag in der Regel mit der Schulwegsicherung. „Zwischen 7.15 Uhr und ungefähr 8.30 Uhr bin ich aktiv, das genaue Ende hängt natürlich davon ab, wie viele Eltern noch mit mir sprechen wollen“, meint der Bezirksbeamte.
Kommunikation ist grundsätzlich ein wichtiges Thema, denn für einen echten Dorfsheriff endet der Dienst nicht vollständig, wenn er die Uniform ablegt. „Man muss damit leben, dass man beim Einkaufen oder sonst in der Freizeit mal darauf angesprochen wird“, so der 48-Jährige. Mit dieser Vorstellung geht er aber ziemlich locker um. Mittlerweile sei fast allen bekannt, dass er jetzt der zuständige Dorfsheriff ist.
Zu seinen Aufgabengebieten zählt auch die Sachbearbeitung von Haftbefehlen, also die Suche nach Verdächtigen oder die Festnahme vor Ort. „Der schöne Teil der Aufgabe sind aber die Begegnungen in Schule oder Kitas, wenn man den Kindern den Streifenwagen zeigen oder die Schutzweste vorführen kann“, betont Stefan Süß.

Stammgast bei Borker Maifeier
Dazu sind die Bezirksbeamten bei zahlreichen Veranstaltungen vor Ort und kümmern sich um die Sicherheit. „Ich war schon 18 Mal am 1. Mai in Bork im Einsatz“, berichtet er. Damit blickt der neue Dorfsheriff mit großer Vorerfahrung auf das nächste Event in seinem Zuständigkeitsbereich. Die Bezirksbeamten in Selm haben im Vergleich zum Kreis Unna mit die höchste Dichte an selbstständigen Einsätzen, stellt der Abteilungsleiter heraus: „Deshalb freue ich mich, dass wir Herrn Süß weiter gewonnen haben.“
Bürgermeister Thomas Orlowski schenkte dem Bezirksbeamten mit Verweis auf dessen Herkunft ein Beifang-Buch. „Du bist in unserer Stadt verwurzelt. Die Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt im Alltag und bei Veranstaltungen läuft sehr gut“, lobte er die Arbeit des langjährigen Selmers. Landrat Mario Löhr als oberster Dienstherr betonte die Wichtigkeit der Bezirksbeamten als Ansprechpartner für die Bürger. „Gerade weil in Selm eine Polizeiwache im Alltag fehlt, müssen sie viele Aufgaben nebenbei erledigen“, gibt er zu bedenken. In Außenbereichen wie Bork kämen kleinere Einsätze auf die Beamten zu, die sonst im Wach- und Wechseldienst erledigt werden.
Auch wenn Stefan Süß nicht wie sein Vorgänger in Bork geboren und in nahezu sämtlichen Vereinen des Orts vertreten ist: Der neue Dorfsheriff kennt sich in seinem Revier gut aus. Polizei-Abteilungsleiter Torsten Juds formuliert in dieser Hinsicht ein durchaus ambitioniertes Ziel: „Die Bezirksbeamten sollten ihren Bezirk so gut kennen, dass sie, wenn zum Beispiel zehn Autospiegel abgetreten wurden, schon wissen, wer als Täter in Frage kommt.“ Daraufhin lächelt Stefan Süß nur relativ zuversichtlich. Er ist in seiner neuen Tätigkeit definitiv angekommen.

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