Stadt Selm schlägt mit neuem Wohnbaugebiet drei Fliegen mit einer Klappe

Neues Wohngebiet

In den nächsten Jahren dürfte ein neues Wohngebiet in Selm-Beifang entstehen. In spezieller Lage und mit einer besonderen Absicht.

Selm

, 05.06.2020, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Zwischen Beifanger Weg und Hüttenbachweg soll perspektivisch ein neues Wohngebiet entstehen.

Zwischen Beifanger Weg und Hüttenbachweg soll perspektivisch ein neues Wohngebiet entstehen. © Arndt Brede

Es ist nicht immer einfach, verschiedene Anliegen unter einen Hut zu bringen. Mit einem neuen Wohnbauprojekt könnte die Stadt Selm gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Es geht um eine Fläche zwischen Beifanger Weg und Hüttenbachweg, auf der perspektivisch innerhalb der nächsten zwei Jahre ein neues Wohngebiet entstehen soll. Der Ausschuss für Umwelt und Zivilschutz hat am Donnerstag, 4. Juni, mehrheitlich beschlossen, per Änderung des Flächennutzungsplans dieses Areal von Fläche für die Landwirtschaft in Wohnbaufläche umzuwandeln und den Bebauungsplan Nr. 91 „Wohnquartier am Hüttenbachweg“ aufzustellen. Das letzte Wort dazu hat der Ausschuss für Stadtentwicklung, Verkehr und Wirtschaftsförderung am 9. Juni.

Arbeitsplätze attraktiv machen

Den Beschluss vorausgesetzt, bringt die Politik ein besonderes Anliegen auf den Weg, das zielgerichtet eng mit einem anderen Projekt verknüpft ist: Derzeit läuft ein Bebauungsplanverfahren zur Erweiterung des Gewerbegebiets Werner Straße. Ziel ist, dem Großhändler für haustechnische Produkte, Cordes & Graefe, den Bau eines großes Logistikcenters zu ermöglichen. Das schafft 200 bis in der Spitze möglicherweise 800 Arbeitsplätze. Und um dem Fachkräftemangel vorzubeugen und die Arbeitsplätze attraktiv zu machen, beabsichtigt die Stadt „in deren Nähe ein differenziertes Wohnungsangebot in Form von Geschosswohnungen sowie an Grundstücken für Familienheime anzubieten“. So drückt es die Stadtverwaltung aus. Und wo sollen diese Gebäude entstehen? Richtig: auf der Fläche am Hüttenbachweg.

Das wäre also Fliege Nummer 1, die die Stadt mit dieser baulichen Klappe schlagen würde. Fliege Nummer 2: „Der Wohnstandort Selm ist gefragt“, sagt Thomas Wirth vom Selmer Planungsamt im Gespräch mit der Redaktion. Das merke man daran, dass die jüngsten Baugebiete - Kreuzkamp-West und am Friedhof Bork - schnell vermarktet worden seien. Es gebe weitere Anfragen von Bauwilligen. Also schaue die Stadt sehr genau, wo künftig Baugebiete ausgewiesen werden könnten. So also demnächst am Hüttenbachweg.

Nun ergibt sich mit der neuen Planung auch Fliege Nummer 3, die die Stadt erwischen kann. Und die hängt mit dem Ansinnen der Landesregierung zusammen, Flächen in der Nähe von Haltepunkten des Öffentlichen Personennahverkehrs beziehungsweise Bahnlinien ins Visier für Bauland zu nehmen. Das Ganze ist im Landesprogramm „Bauland an der Schiene“ abzulesen. Das Areal am Hüttenbachweg passe ideal ins Anforderungsprofil des Landesprogramms hinein, sagt Thomas Wirth.

Das Gelände am Hüttenbachweg war bis 2018 im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen, wurde dann jedoch als Tauschfläche zugunsten des „Wohngebietes am Auenpark“ aufgegeben. „Es muss daher für diesen Bereich der Flächennutzungsplan mit dem Ziel geändert werden, an dieser Stelle wieder Wohnbaufläche auszuweisen“, heißt es von der Verwaltung. Und: „Auf eine informelle Anfrage hat der Regionalverband Ruhrgebiet als Regionalplanungsbehörde hierzu seine Zustimmung in Aussicht gestellt, wenn im gleichen Umfang der Neuausweisung an anderer Stelle im Flächennutzungsplan ausgewiesene Wohnbaufläche zurückgenommen wird. Details müssen im Änderungsverfahren noch mit dem RVR abgestimmt werden.

Verkaufsbereitschaft ist da

Die Fläche gehöre mehreren Eigentümern, so die Verwaltung. Sie seien bereit, zu verkaufen. Wie viele Baugrundstücke dort entstehen könnten, sei noch unklar, sagt Thomas Wirth. „Dazu ist es noch zu früh.“

Nun dauern Planverfahren in der Regel lang. Für das Bebauungsplan- und Flächennutzungsplanänderungsverfahren seien regelmäßig 18 Monate zu veranschlagen, erklärt Wirth. Deshalb gehe es darum, rechtzeitig die Weichen politisch zu stellen.