Die Solawi Lippeauen Bork setzt auf Transparenz. Wer kommt, bekommt Informationen zum Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft. © Georg Sehrbrock

Solidarische Landwirtschaft

Solidarische Landwirtschaft Lippeauen Bork ist aus den Kinderschuhen raus

Am Anfang war es nur eine gute Idee: Solidarische Landwirtschaft. Das einstige Projekt ist aus den Kinderschuhen raus, läuft selbstständig - und hat eine Menge vor. Nachhaltig.

Selm

, 15.09.2021 / Lesedauer: 4 min

Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Lippeauen Bork: Vier Wörter, die eine klare Botschaft senden: Gemeinsam geht es besser. Unabhängig von Lieferketten und Großabnehmern kommt selbst gezogenes und selbst geerntetes Gemüse auf den Tisch. Ernteteiler nennen sich diejenigen, die einen monatlichen Betrag zahlen und dafür feste Gemüseanteile bekommen. Wie läuft’s? Wir haben bei der Initiatorin der Solawi Lippenauen Bork, Anne-Christine Reygers, nachgefragt.

Wie sieht die Entwicklung von Solawi Lippeauen Bork aus?

„Die Entwicklung der SoLaWi ist sehr erfreulich, die Nachfrage ist groß, die Warteliste sehr voll, trotzdem sollte man sich bei Interesse darauf setzen lassen da natürlich auch noch wieder Menschen abspringen“, antwortet Anne Reygers. „In der Praxis sind wir auch zufrieden, unser Anbauplan geht gut auf, so dass es in jeder Woche eine große Vielfalt gibt. Letzte Woche 14 verschiedene Gemüse und Kräuter. Die Blumen-, Kräuter- und Beeren-Selbsternte wird sehr gut angenommen.“

Idee Hühnermobilstall vertagt

Welche Auswirkungen hat die Coronakrise gehabt?„Die Überlegung einen Hühnermobilstall anzuschaffen, haben wir vertagt“, führt Anne Reygers aus. „Das Jahr mit Corona und seinen Einschränkungen war Herausforderung genug: Wann dürfen Aktionstage stattfinden? Kommen genug Erntehelfer? Müssen wir Kisten fertig packen?“

Selbst gezogenes Gemüse wird geerntet und dann an die Ernteteiler verteilt. © Solawi Lippeauen Bork

Gibt es dennoch neue Entwicklungen beim Anbau, bei Investitionen, beim Personal, bei der Ausbildung, die ja jetzt möglich ist, neue Pläne? „Die Arbeit mit Kitas und Schulen möchten wir im nächsten Jahr, wenn es Corona hoffentlich wieder zulässt, ausbauen“, berichtet Anne Reygers. „Den Anbauplan werden wir größtenteils so beibehalten, die Menge einiger Kulturen höchstens etwas anpassen und etwas weniger Kohl anbauen um eine bessere Fruchtfolge einhalten zu können“, berichtet die Borkerin. An Investitionen sei für das nächste Jahr geplant, eine Motorhacke zu kaufen, um die Wege zwischen den 240 Beeten (30m mal 0,80m) effektiver gegen Verunkrautung bearbeiten zu können, was in diesem Jahr alleine mit Handhacke aufgrund des vielen Regens kaum zu bewältigen gewesen sei. „Ansonsten ,investieren‘ wir vor allem in mehr Personal“, kündigt sie an. „Wir werden im nächsten Jahr wieder in unserem alten Team arbeiten.“

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Solidarische Landwirtschaft in Bork geht neue Wege in die Zukunft

Das bedeute: Elternzeitvertretung Tina Brämswig verlässt die Solawi Ende des Jahres, dann gehören wieder Birte Liekenbrock ( Bio-Gemüsegärtnerin), Laurin Berger ( Bachelor of Science in Ökologischen Agrarwissenschaften) und Anne Reygers ( Agrarbetriebswirtin Ökologischer Landbau) zum Team, dazu kommt ab dem 1. März Auszubildende Franzi Stoewer, in der Hochsaison noch eine 450-Euro-Kraft als Erntehelfer.

Der sogenannte Kinderacker gehört zu den beliebtesten Bereichen auf dem Gelände der Solidarischen Landwirtschaft in Bork. © Solawi Lippeauen Bork

Wie ist die Mitglieder-/Ernteteiler-Entwicklung? „Wir haben aktuell 96 Ernteteiler, die automatisch auch Vereinsmitglied sind, und 59 ordentliche Mitglieder. Die Entwicklung ist prima, es sollen auch weiterhin um die 100 Ernteteile vergeben werden, die Größe gefällt uns gut und es ist noch schön persönlich. Über noch mehr Vereinsmitglieder freuen wir uns immer, sie können mit ihrem Beitrag unter anderem die umweltpädagogische Arbeit auf dem Kinderacker fördern.“

Betrieb ist tragfähig

Ist das Projekt nach wie vor tragfähig? „Unser Betrieb - das Wort Projekt darf langsam mal verschwinden - ist auf jeden Fall tragfähig“, berichtet die Agrarbetriebswirtin . „Die Gehälter der Angestellten werden im nächsten Jahr noch einmal angepasst, um ihre wichtige Arbeit vernünftig zu entlohnen und sie zu binden. Rücklagen für die nächsten Jahre wurden erwirtschaftet und nicht nur auf knappe Kante gerechnet, Arbeitsabläufe optimiert. Die Nachfrage nach frischen, regionalen, unverpackten Bio-Lebensmitteln steigt.“

Haben sich Schwierigkeíten heraus kristallisiert, für die externe Hilfe benötigt würde? „Bei Problemen ist der Austausch mit anderen Solawis und deren Landwirten und Gärtnern meistens schon hilfreich, im August hatten wir bei uns auf dem Hof noch ein sehr bereicherndes Solawi-Regionalgruppentreffen mit 30 Teilnehmern aus 11 Solawis aus ganz NRW“, sagt Anne Reygers. Beratung gebe es ansonsten über das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. „Berater Klaus Strüber hat uns in der Gründungsphase begleitet. Ansonsten haben wir ja durch unsere Ernteteiler einen großen Pool an Fachleuten: Kaufleute, Buchhalter, Vereinsrecht-Profis, Fotografen, Elektriker. Eigentlich finden wir bei Fragen immer jemanden der uns weiter helfen kann, einer der tollsten Aspekte an einer Erneteteiler-Gemeinschaft.“

Hat sich solidarische Landwirtschaft in den Köpfen der Bürger etabliert als Begriff, der positiv besetzt ist? „Die Solidarische Landwirtschaft ist mittlerweile schon häufig ein bekannter Begriff der positiv besetzt ist, manchmal wird die Solawi allerdings mit Mietgärten oder Abokisten-Lieferanten vertauscht“, berichtet sie. „In den Medien ist der Begriff aber auch immer häufiger zu finden, es gibt tolle Dokus über Solawis und das Netzwerk und viele Solawis sind auch sehr politisch engagiert, was sich natürlich langsam rumspricht. Die Zahl der Solawis steigt rasant, wir sind jetzt in der 3. Saison, in der Zeit hat sich die Zahl der Solawis in Deutschland verdoppelt und geht rasant auf die 400 zu.“

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