
© Arndt Brede
Solidarische Landwirtschaft Bork: Kinder lernen auf dem Acker fürs Leben
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Der Verein Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Lippeauen Bork lebt auch davon, dass sich viele Menschen freiwillig an der Erntearbeit beteiligen. Jetzt machen auch Kinder mit. Freiwillig.
Samstagvormittag, 8. August: Auf die Solawi-Flächen knallt die Sonne. Eigentlich ein Tag, um zuhause zu entspannen. Nicht aber für rund 30 Erwachsene und Kinder. Sie widmen sich dem, was in der Erde wächst beziehungsweise dem, was dort eigentlich nicht wachsen sollte.
Es ist Aktionstag. Ernteteiler, also die Menschen, die sich an der solidarischen Landwirtschaft finanziell und tatkräftig beteiligen und dann auch an der Ernte partizipieren, schuften auf den Flächen. Sie tun das freiwillig. Sie sind aber auch besonders willkommen, wie Verena Janning, Mitglied der Hofgemeinschaft um Anne Reygers und Georg Sehrbrock, im Gespräch mit der Redaktion sagt: „Dann brauchen wir nicht alles alleine zu tun.“ Sie lächelt. Denn um sie herum entfernen Frauen und Männer Unkraut, trinken ab und zu etwas. Die Sonne scheint heiß vom Himmel.
Kinderacker mit Kartoffeln und Möhren
Unterdessen arbeiten Mädchen und Jungen - Kinder der Ernteteile - auf einem kleinen Stück Acker. Ihre Eltern sind dabei, helfen, beantworten Fragen. Und erfreuen sich an der Tatkraft ihres Nachwuchses. Der erntet Kartoffeln und Möhren. „Wir haben hier fünf Beete“, beschreibt Anne Reygers vom Verein Solawi Lippeauen Bork den Acker, der mit „Kinderacker“ ausgeschildert ist. Er ist jetzt erstmals erntereif.

Die Kinder waren mit Eifer und Spaß bei der Sache. © Arndt Brede
Und die Kinder lassen sich nicht lange bitten, holen Kartoffel um Kartoffel, Möhre um Möhre aus dem Boden. Sie tun das, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Gut so. Denn genau das ist beabsichtigt, wie Anne Reygers erzählt: „Die Kinder erleben, wie viel Arbeit drin steckt. Aber das sind nicht nur die Kinder, die oft nicht so Bescheid wissen.“ Bei der Solawi an den Lippeauen in Bork lernen sie quasi spielerisch, was Säen und Ernten bedeutet.
Anstrengend, aber macht Spaß
Zum Beispiel Joshua. Joshua schwitzt. Der Neunjährige hat einen roten Kopf. Aber er lacht. Hat er doch gerade Kartoffeln geerntet. Das sei zwar anstrengend, wie der Junge dem Reporter erzählt, „aber es macht auch Spaß“. Spricht’s und geht weiter zum nächsten Einsatzort.
Genau das ist der Geist, den die solidarischen Landwirtschafter erzeugen möchten. Was die Kinder hier erfahren, ist fürs Leben. Als Jugendliche und junge Erwachsene werden sie wohl verinnerlicht haben, woher das kommt, was bei ihnen auf dem Teller zum Verzehr liegt. Und das können sie dann auch weitergeben.
So was nennt man wohl nachhaltiges Handeln. So, wie bei der Solawi. Denn nicht nur die Kinder der Ernteteiler sollen vom Wissen und Handeln bei der Solawi profitieren. Auch Schulklassen zum Beispiel sollen auf dem Kinderacker säen und später auch ernten.
Kontakt zur Solawi Lippeauen Bork
Wer sich für den Verein Solidarische Landwirtschaft Lippeauen Bork und seine Arbeit interessiert, gar mitmachen möchte oder mit einer Kindergruppe oder -klasse kommen möchte, kann sich an Anne Reygers, Tel. (02592) 670148 oder 015170044180, wenden.
Besuche von Kindergruppen seien eigentlich schon für das Frühjahr geplant gewesen, „aber Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagt Anne Reygers. „Wir haben optimistisch für Oktober schon Termine gemacht.“ Dann soll zum Beispiel eine Grundschulklasse zu Besuch kommen.
Die Idee, einen Kinderacker anzulegen, sei aus der Solawi-Gemeinschaft entstanden: „Alle wollen, dass die Leute was über Landwirtschaft lernen. Über die natürlichen Zusammenhänge, dass nichts wächst, wenn es nicht regnet.“
Besuche von Schulen und Kitas
Die Hoffnung ist nun, dass im nächsten Jahr Schulen und Kitas kommen. „Wir stellen uns das so vor, dass wir im Frühjahr, Sommer und Herbst die Klassen und Gruppen einladen, vielleicht für einen ganzen Vormittag. Dass sie die Kartoffeln pflanzen und im Herbst auch wieder ernten. Dass sie einmal den Zyklus sehen.“ Sie sollen lernen, wie wichtig es ist, saisonal zu essen, zu wissen, wann welches Gemüse wächst. Welche Arbeit letztendlich auch im Verkaufspreis steckt. Und sie können lokales Handeln zu schätzen lernen. In der Gemeinschaft. Solidarisch eben.