So sehen die neuen Wohncontainer in Selm aus
Flüchtlingsunterkunft
Drei Doppelstockbetten, ein Tisch, fünf Stühle, Schränke und ein Kühlschrank: So sieht ein Wohncontainer für fünf Personen in der neuen Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße aus. Dienstagabend konnten sich Vertreter aus dem Flüchtlingsrat des Kreises Unna einen ersten Eindruck verschaffen. Wir haben viele Fotos mitgebracht.

Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.
200 Menschen sollen in dem Containerdorf leben können, für dessen Aufbau die Stadt bislang rund 2,5 Millionen Euro ausgegeben hat. Noch sind die Arbeiten nicht ganz abgeschlossen. Bis zum kommenden Montag sollen die Handwerker aber das Feld geräumt haben. „Wir sind guter Hoffnung, dass nach Ostern alle wesentlichen Teile in Betrieb genommen werden können“, sagte die Beigeordnete Sylvia Engemann am Dienstag.
Bereits fertig ist ein Großteil der Wohnbereiche. Große Fenster sollen Licht in die Container bringen. Schränke und ein Kühlschrank sollen für Aufbewahrungsmöglichkeiten sorgen. Wlan werde es auf der ganzen Anlage geben. Die Unterkunft wird auch eine Postadresse haben, damit die Bewohner Verträge etwa fürs Handy abschließen können. Schuhschränke werden außen am Wohncontainer angebracht. Solche Details habe man beim Betreiben der Notunterkunft in Bork gelernt, erklärt Engemann.
Auf Wünsche eingehen
Die Handwerker schrauben derweil noch am Speisesaal. 150 Personen werden in dem großen Raum Platz haben. Frühstück und Abendessen wird es vom Buffet geben. Fürs Mittagessen wird es einen Wochenplan geben. „Was die Wünsche sind, das werden wir im laufenden Betrieb merken“, sagte Wilhelm Kanne, Geschäftsführer des gleichnamigen Bäckereiunternehmens, das für das Catering zuständig ist. Kanne hatte bereits in Bork zeitweise das Catering übernommen.
Toiletten und Duschen für Männer und Frauen getrennt, die Umkleidemöglichkeiten, Betreuungsräume – alles nahmen die Politiker unter die Lupe. „Es ist sicherlich kein Luxus, aber ich denke, dass man hier ganz gut wohnen kann“, sagte Sylvia Engemann.
„Unterbringen statt Wohnen“
Kritische Worte richtete am Ende des Rundgangs Volker Jeck vom Flüchtlingsrat des Kreises Unna an die Vertreter der Stadt. „Ich spüre, dass Sie sich große Mühe geben, hier viel für die Menschen zu tun“, sagte Jeck. Trotzdem sei ein Containerdorf an Trostlosigkeit nicht zu überbieten. Es bedeute „Unterbringen statt Wohnen“. Vieles müsse kompensiert werden wie die größere Entfernung zu Integrationsplätzen wie Schulen und Nachbarschaften. Er hoffe, dass die Menschen dort nur vorübergehend untergebracht werden und bedauere, dass sich die Stadt Selm für eine zentrale Unterbringung entschieden habe, so Jeck. „Sie werden viel hineinzahlen müssen in Kompensationsleistungen.“
„Viele Betreuungskräfte“
Mit der Einrichtung eines Containerdorfs trage die Stadt der Situation Rechnung, dass die meisten Flüchtlinge, die dort wohnen sollen, keine große Bleibeperspektive in Deutschland hätten, entgegnete Sylvia Engemann. „Und doch ist uns Integration wichtig.“ Das zeigten Sprachkursangebote, die über das übliche Maß hinaus gehen, kurze Wege ins Selmer Zentrum und Siedlungen in direkter Nachbarschaft. „Eine so große Einrichtung ist nicht einfach. Aber wir haben eine große Anzahl an Betreuungskräften hier, die wir an anderen Standorten in Selm nicht haben“, gab Engemann zu bedenken. Priorität habe für die Stadt zudem, dass Personen, die dauerhaft bleiben dürfen, möglichst schnell auf dem ersten Wohnungsmarkt vermittelt werden können.
Wie viele Flüchtlinge genau an der Industriestraße wohnen werden, aus welchen Ländern sie kommen, ob es Einzelpersonen oder Familien sind – diese Fragen kann noch niemand beantworten, sagte Wolfgang Strickstrock vom Sozialamt. Auch die Verweildauer ließe sich daher noch nicht abschätzen.
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