So sehen die neuen Wohncontainer in Selm aus

Flüchtlingsunterkunft

Drei Doppelstockbetten, ein Tisch, fünf Stühle, Schränke und ein Kühlschrank: So sieht ein Wohncontainer für fünf Personen in der neuen Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße aus. Dienstagabend konnten sich Vertreter aus dem Flüchtlingsrat des Kreises Unna einen ersten Eindruck verschaffen. Wir haben viele Fotos mitgebracht.

SELM

, 05.04.2017, 12:20 Uhr / Lesedauer: 2 min
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.

Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.

200 Menschen sollen in dem Containerdorf leben können, für dessen Aufbau die Stadt bislang rund 2,5 Millionen Euro ausgegeben hat. Noch sind die Arbeiten nicht ganz abgeschlossen. Bis zum kommenden Montag sollen die Handwerker aber das Feld geräumt haben. „Wir sind guter Hoffnung, dass nach Ostern alle wesentlichen Teile in Betrieb genommen werden können“, sagte die Beigeordnete Sylvia Engemann am Dienstag.

FOTOSTRECKE
Bildergalerie

So sieht es in den neuen Wohncontainern für Flüchtlinge aus

So sieht es in den neuen Wohncontainern für Flüchtlinge aus
05.04.2017
/
Fünf Personen sollen pro Container in Doppelstockbetten schlafen. Dazu gibt es noch einen Tisch und Stühle in den Containern.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Rund 30 Personen sahen sich die Container an.© Foto: Jessica Hauck
Jutta Röttger, Leiterin Zentrale Dienste, erklärte den Politikern das Farb-System der Unterkunft. Die Wohncontainer zum Beispiel haben gelbe Türen, die Kinderbetreuung orange.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.© Foto: Jessica Hauck
In jedem Wohncontainer steht ein Kühlschrank bereit, in dem Lebensmittel aufbewahrt werden können. Die Mahlzeiten werden aber von einen Caterer im Speisesaal serviert. Dazu gibt es noch Container mit Teeküchen.© Foto: Jessica Hauck
In jedem Schrank liegt ein Paket mit Bettwäsche und Hygieneartikel bereit.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.© Foto: Jessica Hauck
Bis zu 200 Personen sollen in den Wohncontainern wohnen. Je fünf Personen pro Container. Drei Doppelstockbetten stehen darin, das sechste Bett soll aber als Ablagefläche dienen.© Foto: Jessica Hauck
Die Pforte wird von einem Sicherheitsdienst bewacht. Auch mit Polizei und Feuerwehr sind die Einrichtungen der Unterkunft schon besprochen worden.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Die sanitären Einrichtungen haben blaue Türen.© Foto: Jessica Hauck
Dusch- und Toilettenbereiche sind für Männer und Frauen getrennt. Auch für Umkleidebereiche, in denen die Bewohner vor Blicken geschützt sind, solle gesorgt werden, so Sylvia Engemann.© Foto: Jessica Hauck
Die Versorgungsleitungen werden unter den Containern im Asphalt verlegt. Im Hintergrund ist der Speisesaal zu sehen.© Foto: Jessica Hauck
Politiker und Vertreter des Flüchtlingsrates des Kreises Unna haben sich am Dienstag die Flüchtlingsunterkunft an der Industriestraße angesehen. Wohnräume, Sanitäreinrichtungen, Betreuungsräume und Verpflegung sind dort in Containern untergebracht.© Foto: Jessica Hauck
Am Speisesaal wird noch gearbeitet. 150 Personen sollen dort Platz finden.© Foto: Jessica Hauck
Rollrasen sorgt für einen grünen Bolzplatz. Hier fehlen noch Tore, dann kann Fußball gespielt werden. Die Stadt will für viele Beschäftigungsangebote in der Unterkunft sorgen, sagte der neue Leiter der Einrichtung, Thomas Kirschner.© Foto: Jessica Hauck
Schlagworte

Bereits fertig ist ein Großteil der Wohnbereiche. Große Fenster sollen Licht in die Container bringen. Schränke und ein Kühlschrank sollen für Aufbewahrungsmöglichkeiten sorgen. Wlan werde es auf der ganzen Anlage geben. Die Unterkunft wird auch eine Postadresse haben, damit die Bewohner Verträge etwa fürs Handy abschließen können. Schuhschränke werden außen am Wohncontainer angebracht. Solche Details habe man beim Betreiben der Notunterkunft in Bork gelernt, erklärt Engemann.

Auf Wünsche eingehen

Die Handwerker schrauben derweil noch am Speisesaal. 150 Personen werden in dem großen Raum Platz haben. Frühstück und Abendessen wird es vom Buffet geben. Fürs Mittagessen wird es einen Wochenplan geben. „Was die Wünsche sind, das werden wir im laufenden Betrieb merken“, sagte Wilhelm Kanne, Geschäftsführer des gleichnamigen Bäckereiunternehmens, das für das Catering zuständig ist. Kanne hatte bereits in Bork zeitweise das Catering übernommen.

Toiletten und Duschen für Männer und Frauen getrennt, die Umkleidemöglichkeiten, Betreuungsräume – alles nahmen die Politiker unter die Lupe. „Es ist sicherlich kein Luxus, aber ich denke, dass man hier ganz gut wohnen kann“, sagte Sylvia Engemann.

„Unterbringen statt Wohnen“

Kritische Worte richtete am Ende des Rundgangs Volker Jeck vom Flüchtlingsrat des Kreises Unna an die Vertreter der Stadt. „Ich spüre, dass Sie sich große Mühe geben, hier viel für die Menschen zu tun“, sagte Jeck. Trotzdem sei ein Containerdorf an Trostlosigkeit nicht zu überbieten. Es bedeute „Unterbringen statt Wohnen“. Vieles müsse kompensiert werden wie die größere Entfernung zu Integrationsplätzen wie Schulen und Nachbarschaften. Er hoffe, dass die Menschen dort nur vorübergehend untergebracht werden und bedauere, dass sich die Stadt Selm für eine zentrale Unterbringung entschieden habe, so Jeck. „Sie werden viel hineinzahlen müssen in Kompensationsleistungen.“

„Viele Betreuungskräfte“

Mit der Einrichtung eines Containerdorfs trage die Stadt der Situation Rechnung, dass die meisten Flüchtlinge, die dort wohnen sollen, keine große Bleibeperspektive in Deutschland hätten, entgegnete Sylvia Engemann. „Und doch ist uns Integration wichtig.“ Das zeigten Sprachkursangebote, die über das übliche Maß hinaus gehen, kurze Wege ins Selmer Zentrum und Siedlungen in direkter Nachbarschaft. „Eine so große Einrichtung ist nicht einfach. Aber wir haben eine große Anzahl an Betreuungskräften hier, die wir an anderen Standorten in Selm nicht haben“, gab Engemann zu bedenken. Priorität habe für die Stadt zudem, dass Personen, die dauerhaft bleiben dürfen, möglichst schnell auf dem ersten Wohnungsmarkt vermittelt werden können.

Wie viele Flüchtlinge genau an der Industriestraße wohnen werden, aus welchen Ländern sie kommen, ob es Einzelpersonen oder Familien sind – diese Fragen kann noch niemand beantworten, sagte Wolfgang Strickstrock vom Sozialamt. Auch die Verweildauer ließe sich daher noch nicht abschätzen.

Am 10. April soll das Übergangsheim an der Industriestraße fertig sein. Dann rechnet die Stadt auch mit den Zuweisungsbescheiden. In der Woche nach Ostern sollen dann die ersten Flüchtlinge einziehen. Maximal 20 Personen pro Woche sollen dann in Selm ankommen. Ein weiterer Besichtigungstermin für die in der Flüchtlingshilfe engagierten Arbeitskreise findet am Donnerstag, 6. April, statt. Einen Tag der offenen Tür für die Öffentlichkeit wird es nicht geben. Das sei logistisch nicht möglich, hieß es von der Stadt.