So entspannt geht es beim Yoga-Kurs in Selm zu
Angebot der Familienbildungsstätte
Yoga. Klar. Hat man schon mal gehört. Soll gut sein. Aber, was genau ist Yoga? Unser Redakteur Arndt Brede wollte es wissen und hat eine Yoga-Stunde bei der Familienbildungsstätte in Selm besucht. Er hat gelernt: Yoga ist auf jeden Fall entspannend. Aber dazu gehört mehr als locker zu sein. Yoga fordert den ganzen Menschen.

Langsam, behutsam, ruhig. So könnte man die Atmosphäre beim Kurs beschreiben. Das kommt bei allen gut an: Bei den Teilnehmern ist zwischen 20- und 80-Jährigen alles dabei.
Einer, der die Yoga-Kurse der FBS leitet, ist Andreas Thiede. Seit 25 Jahren Yoga-Lehrer. Bei der FBS in Selm seit 20 Jahren. Er praktiziert und lehrt Yoga. Welche Art von Yoga? Die Antwort überrascht: „Ich habe keinen bestimmten Stil.“ Der nächste Satz lässt aufhorchen: „Die Teilnehmer sagen manchmal: Wir machen Andreas-Yoga.“ Und was ist Andreas-Yoga? „Ich habe nicht so eine Schule, nach der ich mich strikt richte.“
Es seien Körper-, Entspannungs- und Atemübungen. „Und das richtet sich dann auch nach den Teilnehmern. Da hat jemand mal ein Wehwehchen, und dann machen wir eben entsprechende Übungen. Da sind dann auch mal Übungen dabei, die man im Feldenkrais-Buch findet.“ Die Körperübungen seien im Wesentlichen aus dem Hatha-Yoga.
Die Teilnehmer sind keiner bestimmten Schublade (Vorerkrankungen, topfit) zuzuordnen. „Angefangen hat es mit Menschen, die Rückenoperationen hatten. Das waren so 60 bis 70 Prozent.“ Das habe sich gewandelt.
Teilnehmer suchen Entspannung für die Seele
Die Teilnehmer seien im Durchschnitt immer jünger. „Als ich anfing, war ich 25 Jahre jünger als meine Teilnehmer. Aber es kommen immer mehr junge Mütter, weniger junge Väter, die einfach überlastet sind. Die nicht das Wiedergesundwerden, den Rücken wieder richtig bewegen, suchen, sondern die einen Ausgleich suchen, Entspannung. Bewegungen ja, aber ruhige Bewegungen.“ Der Anteil derer, die Entspannung für die Seele suchen, steige, sagt Thiede. Der Begriff Stress sei heute viel mehr ein Faktor als noch vor 20 Jahren.
Ist das Thiedesche Yoga eigentlich anstrengend? „Wir kommen an die Grenzen, aber mein Yoga ist immer auf die Gruppe abgestimmt.“ Immerhin habe er eine Teilnehmerspanne von unter 20-Jährigen bis über 80-Jährige.
Schüler suchen Ablenkung vom Lernen und Denken
Nächste Überraschung im Gespräch mit dem Yoga-Lehrer: Es kommen immer wieder Schüler, die sich aufs Abitur vorbereiten und sagen: Ich brauche noch was jenseits von Schule, Denken, Machen, und ich habe von meiner Mutter, meiner Tante, gehört: Mach doch mal Yoga.
Der häufigste Satz, den Andreas Thiede von Teilnehmern hört, ist übrigens „Kannste mal gucken, ich hab‘ da was“. Und: „Meistens fällt mir dann was ein.“
In der Regel beginnen die Kurse ruhig. Die Teilnehmer legen sich auf den Boden, lassen auch mal die Beine schaukeln. „So, als hättest du nichts Besseres zu tun“, sagt Thiede. Ein Satz, der Druck aufbauen kann, danach klingt, als ob jemand faul wäre und was Besseres tun könne als nichts zu tun.
Im Yoga hat der Satz die Bedeutung, die er hat. Wenn nichts zu tun ist, ist eben nichts zu tun. Punkt. Ohne schlechtes Gewissen.
Lehrer macht alle Übungen mit
Alles ist hier ruhig im Yoga-Raum der FBS an der Ludgeristraße. Langsame Übungen (Kopf hin und her rollen) gibt es. Aber auch Körperübungen, die viele Muskel- und Körperbereiche aktivieren. Wenn jemand redet, ist es Andreas Thiede. Die Teilnehmer lassen sich auf seine Worte ein. Ihren Gesichtern ist zu entnehmen: Ja, das tut mir gut. Zum Yoga von Andreas Thiede gehört auch, dass er selber alle Übungen mitmacht. Das unterscheidet ihn von so manch anderem Yoga-Lehrer. In seinen Kursen liegt er eben mit auf dem Boden, geht in den Vierfüßler-Stand.
Langsam, behutsam, ruhig: Dies beschreibt die Atmosphäre des Kurses. Hier bekommt niemand Probleme mit seinem Körper. Jeder soll es so machen, wie er kann. Nichts wird bewertet. Leistung? Spielt hier keine Rolle.
Was die Kurse noch ausmacht, ist: Es gibt Übungen, die der Einzelne absolviert, und es gibt Partner- und Gruppenübungen. Wenn sich die Teilnehmer gegenseitig Halt geben (müssen), damit das Ganze nicht ins Wanken gerät. Bei diesen Übungen wird klar, worum es beim Yoga auch geht: innere Stabilität zu erlangen, indem äußere Stabilität geübt wird. Und da ist dann also eine weitere Antwort auf die Frage, was Yoga eigentlich sei: Gut für den Körper, für den Geist, für die Seele. Im besten Fall.
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