Stadtplanung

Selms Dezernentin enttäuscht: Nachbarn vergraulen Frauenhaus-Spender

Unternehmer Heinz Knocks wollte seiner Heimatstadt Selm ein Frauenhaus schenken, scheiterte aber an dem Protest aus der Nachbarschaft. Selms Sozialdezernentin hat dazu eine klare Meinung.

Selm

, 06.10.2022 / Lesedauer: 3 min

Frauen zu helfen, die Gewalt erfahren haben, findet Sylvia Engemann wichtig. Die Sozialdezernentin der Stadt Selm hat sich entsprechend gefreut, als sie von der Idee des Unternehmers Heinz Knocks hörte: der Beginn eines langen, gemeinsamen Planungsprozesses, der jetzt ein abruptes Ende gefunden hat.

Sylvia Engemann: „Leider Gottes in Selm gescheitert“

„Leider Gottes“, sagt Sylvia Engemann, sei das Projekt in Selm gescheitert: an dem Protest aus der Nachbarschaft. Zwei Termine habe es gegeben, in denen die Vertreterinnen des Frauenforums des Kreises Unna und der von Knocks beauftragte Architekt Anwohnerinnen und Anwohnern des Grundstücks am Hermann-Löns-Weg das Vorhaben vorgestellt haben.

In der ersten Runde sei es noch um ein reines Frauenhaus gegangen, eine Anlaufstelle für Frauen in akuten Notsituationen. Beim zweiten Termin ist es um den in Absprache mit dem Familienministerium geänderten Plan gegangen. Da Wohnungen für Frauen, die grundsätzlich nach drei Monaten ein Frauenhaus verlassen sollten, Mangelware seien, bestehe noch mehr Bedarf an Plätzen für ein sogenanntes Anschlusswohnen, hieß es. Heinz Knocks hatte daraufhin sein Vorhaben entsprechend angepasst. Aus der Nachbarschaft, die inzwischen eine Interessengemeinschaft gegründet hatte, habe es Vorbehalte gegen beide Vorhaben gegeben, sagt Engemann.

Gutes nachbarschaftliches Einvernehmen war Voraussetzung

Keiner der vorgebrachten Kritikpunkte hätte das Bauvorhaben tatsächlich verhindern können, sagt die Beigeordnete der Stadt. Sie könne dennoch verstehen, dass die Verantwortlichen Abstand genommen hätten von dem Vorhaben in Selm. „Gutes nachbarschaftliches Einvernehmen ist gerade bei so einem Wohnprojekt wichtig.“ Leider habe die Stadt Selm dem Unternehmer kein anderes passendes Grundstück zum Kauf anbieten können. Schließlich solle es nicht abgelegen am Ortstrand liegen, sondern mitten in der Ortslage.

Engemann freut sich, dass der Spender dennoch an seinem Plan festhält und das Anschlusswohnen mit sozialpädagogischer Beratung nun in einer anderen Stadt im Kreis Unna realisieren wird: etwas, von dem auch Selmerinnen in verzweifelten Situationen profitieren könnten, „egal welchen Alters und aus welcher gesellschaftlichen Gruppe“. Zu dem bereits vorbereiteten Verkauf des Gewerbegrundstücks Hermann-Löns-Weg 15-17 an Knocks wird es laut Engemann nicht mehr kommen. Die Fläche wird erst einmal weiter brachliegen.

Hoffnung auf ambulante Projekte in Selm

Sylvia Engemann bedauert „die vertane Chance“. Dennoch sieht sie auch etwas Positives. „Dadurch, dass wir wegen dieses Projekts seit vielen Monaten inzwischen in engem Kontakt stehen mit dem Frauenforum, sind enge Kontakte gewachsen.“ Sie könne sich sehr gut vorstellen, dass daraus Kooperationen entstehen werden, „eventuell auch ambulante Projekte, die wir nach Selm holen“.

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