Eindrücke von der Krise

Selmerin in Griechenland: "Situation spitzt sich zu"

Die Selmerin Natalie Stefanski verbringt zurzeit ihren Urlaub in Griechenland - knapp 500 Kilometer nördlich von Athen. "Die Situation spitzt sich gewaltig zu", so ihr Eindruck von der aktuellen Finanzkrise. Was sie auf der Straße, am Bankautomaten und an der Tankstelle erlebt, hat sie uns erzählt.

SELM

, 01.07.2015 / Lesedauer: 2 min

Zahllose Griechen fürchten um ihr Geld. Oft sind die Banken geschlossen, an manchen Tagen öffnen sie noch für Rentner.

Nachdem sich die Geldgeber und die griechische Regierung nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung des finanziellen Hilfsprogramms einigen konnten, ist in das südost-europäische Land stärker in die Schuldenkrise geschlittert denn je. 

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Natalie Stefanski befindet sich in Asprovalta im Urlaub, knapp 80 Kilometer östlich von Thessaloniki am ägäischen Meer. Wir haben sie über Mail erreicht und nach ihren Eindrücken von der Krise im Land gefragt. „Ich kann natürlich nur meine persönlichen Eindrücke wiedergeben. Die Situation spitzt sich seit Samstagabend gewaltig zu“, so Natalie Stefanski.

Erst habe es Sonntagmorgen in vielen Orten einen Run auf die Banken gegeben. Sie seien seit Montag geschlossen und öffnen nur für Rentner. Denn viele der griechischen Rentner besitzen keine Bankkarte und sind auf die Bar-Auszahlung ihrer Rente angewiesen. „60 Euro kann man angeblich nur noch pro Tag bis mittags am Automaten abholen. Heute waren die Tankstellen geschlossen. Es herrscht eine anschwellende Panik, die um sich greift“, schrieb sie uns am Dienstag. 

"Fast alle sind für den Austritt aus der Eurozone"

Aber die meisten Griechen wollten sich diesmal nicht unter Druck setzen lassen. Stefanski: „Die Mehrheiten, die ich hier erlebe, sind für einen Austritt aus der Eurozone." Am Sonntag lässt die Regierung das Volk abstimmen, ob das Land im Bündnis bleiben soll. Laut Stefanski fühlen sich viele Griechen manipuliert, "mit Ja zu stimmen, obwohl fast alle für einen Austritt sind".

Die Mehrheit der Bürger würden wissen, dass es für ihre missliche Lage in der Eurozone keinen Ausgang gebe. Sie würden hoffen, dass nach dem "Nein" nicht die Drachme komme, sondern Europa den Schuldenschnitt gewähre. „Das ist die eigentliche Hoffnung der Griechen. Dennoch ist selbst die Vorstellung der Wiedereinführung der Drachme für die meisten nicht furchterregender als dieses endlose Euro-Spiel“, so Stefanski. Sie hat vorgesorgt und diesmal mehr Bargeld mit in den Urlaub genommen.