Selmer Mutter: „Diese Corona-Teststrategie finde ich falsch“

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Selmer Mutter: „Diese Corona-Teststrategie finde ich falsch“

rnCoronavirus in Selm

Seit die Corona-Teststrategie wegen der Überlastung der Labore für die Grundschulen über Nacht umgestellt wurde, gibt es viel Protest in der Elternschaft. Zwei Selmer Mütter erzählen warum.

Selm

, 07.02.2022, 18:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vier Schulen, zwölf Fälle, zwei zusätzliche Betroffene, bzw. Quarantänen. Das ist der Sachstand der Corona-Erkrankungen an Selmer Schulen vom vergangenen Donnerstag (3.2.). Aktuellere Zahlen gibt es nicht. „Wir sind nicht mehr in der Lage, das so zusammenzuführen, dass wir einen Überblick haben über das Ausbruchsgeschehen in den Einrichtungen. Wir sind nicht mehr in der Lage, die Testungen nachzuvollziehen“, hatte Josef Merfels, Leiter des Kreisgesundheitsamtes am Donnerstagmittag in einer extra zur ausufernden Coronasituation einberufenen Pressekonferenz erklärt.

Am Freitag (4.2.) hatte die Grundschule Auf den Äckern dann mitgeteilt, aufgrund des hohen Krankheitsstandes unter den Lehrern, zwei Klassen in den Distanzunterricht schicken zu müssen. Und über all dem schwebt die Unsicherheit, die unter Eltern herrscht, seit das Corona-Testverfahren für Grundschulen erneut umgestellt wurde (siehe Anhang).

Etwas, das ich tatsächlich nicht nachvollziehen kann“, sagt Verena Lipke-Wiesmann, Elternpflegschaftsvorsitzende an der Äckernschule, „ist, wie man die Kinder nach einem positiven Pooltest in die Schule schicken kann.“ Dabei betont sie, nicht für mehrere Eltern zu sprechen, sondern nur für sich.

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Keine Testung vor Schulbeginn möglich

Wenn die Kinder an zwei Tagen pro Woche per PCR-Pooltest auf eine Corona-Infektion überprüft werden, kommt die Auswertung des Tests meist erst in den Abendstunden des gleichen Tages. Sollte der Pool positiv sein, sind die Schüler nun angehalten, sich am darauffolgenden Tag in der Schule per Antigen-Schnelltest zu testen. Theoretisch gäbe es auch die Möglichkeit diesen Test in einer öffentlichen Teststelle zu absolvieren. Weil aber die Pooltest-Ergebnisse so spät übermittelt werden, die Selmer Testzentren frühestens um 8 Uhr öffnen und Schulpflicht herrscht, ist das faktisch nicht möglich. „Ich wünsche mir, dass mein Kind nicht verpflichtet ist, am nächsten Tag zur Schule zu kommen oder eben, dass es möglich ist, es vor Schulbeginn zu testen“, sagt Lipke-Wiesmann deswegen. Die Coronazeit sei zwischendurch natürlich anstrengend gewesen, aber immer habe sie die Maßnahmen nachvollziehen können.

Jetzt sagt sie: „Diese Strategie finde ich falsch. Die Konsequenz aus der Überlastung der Labore finde ich falsch. Ich habe langsam das Gefühl, dass beschlossen wird, den Virus laufen zu lassen. Aber es ist doch wichtig, die Kinder zu schützen.“

Kind hat Angst vor Schule

Seit der Umstellung des Verfahrens ist es nun so, dass ein oder mehrere infizierte Kinder am Folgetag des Pooltests zwischen den gesunden sitzen. Da man ohne Maske testen muss und meist eine Niesattacke folgt, bereitet der dreifachen Mutter das Sorgen und auch den Kindern ein ungutes Gefühl. Auch für die Lehrer sei das keine schöne Situation und eine große Verantwortung, weil ja gerade die Kleineren den Test gar nicht alleine schafften, sagt sie. „Ich finde, das ist nicht zu Ende gedacht.“ Ihr Vorschlag: Die Nachtestung sollte in die Verantwortung der Eltern übergehen, so dass sie Zuhause geleistet werden darf. „Das Argument, dass man es nicht kontrollieren kann, ist keines“, sagt sie. „Es ist einfach schade, dass hier an falscher Stelle gespart wird.“

Auch eine andere Mutter, deren achtjähriger Sohn eine Selmer Grundschule besucht und die anonym bleiben möchte, sagt: „Es ist einfach unlogisch die Kinder zur Schule zu schicken, obwohl man weiß, dass da ein oder zwei kranke Kinder dabei sind. So unterbricht man die Infektionskette sicher nicht.“ Vorher haben sie und ihr Sohn sich sicher gefühlt. Jetzt sagt der Achtjährige: „Ich habe solche Angst in die Schule zu gehen. Davor, dass ich angesteckt werde.“

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Überblick: So liefen die Testverfahren an NRW-Grundschulen

  • Den PCR-Pooltests für Grund- und Förderschulen gibt es seit dem 10. Mai 2021. War dieser Test positiv, mussten am darauffolgenden Tag Einzel-PCR-Tests abgegeben werden. Bis diese ausgewertet waren, mussten die Kinder zu Hause bleiben.
  • Zwischen dem 10. und dem 25. Januar 2022 wurde mit so genannten Rückstellproben gearbeitet: Die Kinder machten an dem Tag des Pool-Tests bereits einen zweiten individuellen PCR-Test, der im Falle des positiven Pool-Tests direkt ausgewertet werden konnte. So sollte den Grundschülern der Quarantäne-Tag erspart werden.
  • Am 24. Januar beschlossen die Ministerpräsidenten in ihrer Konferenz aufgrund überlasteter Labore eine Priorisierung für PCR-Tests. Grundschüler fallen nicht darunter. Seitdem müssen sie, falls der Pool-Test positiv ausgefallen ist, am Folgetag in der Schule einen Einzel-Antigen-Schnelltest machen. Die Kinder, bei denen der positiv ausfällt, werden dann separiert und nach Hause geschickt.