
Zwei Stunden nach dem Vorfall ist auf den ersten Blick nichts zu erahnen von dem Überfall auf der Rosenstraße in Cappenberg. © Sylvia vom Hofe
Schüsse in Cappenberg: Unbekannter überfällt Fahrer und bedroht Zeugen
Polizei
Wer hat in Cappenberg auf den Kurierfahrer geschossen? Diese Frage beschäftigt seit Montagmorgen (30. 5.) die Polizei. Eine Antwort steht am Abend noch aus. Es gibt aber mehr Details.
Die meisten Anwohner der Rosenstraße schlafen noch, als am Montag (30. 5.) gegen 5.35 Uhr Schüsse knallen. Vielleicht Böller, denkt eine Frau, die in einem Mehrfamilienhaus auf der Ecke Rosenstraße/Übbenhagen wohnt, als sie aus dem Schlaf hochschreckt. „Wer macht denn so etwas um diese Zeit?“ Da ahnt sie noch nicht, dass der vermeintliche Dumme-Jungen-Streich in Wahrheit ein versuchter Raubüberfall ist. Wenig später ist an Schlaf nicht mehr zu denken.
Schreie, quietschende Autoreifen und wenig später die Stimmen von Polizeibeamten, die das gesamte Gelände absperren und nach Spuren suchen: „So etwas habe ich noch nicht erlebt, und so etwas hatte ich hier auch nie erwartet“, sagt die Anwohnerin, die ihren Namen lieber nicht veröffentlicht sehen möchte - schließlich sei der Täter noch auf freiem Fuß.
54-jähriger Mann aus Witten ist das Opfer
Zielscheibe des Überfalls war ein 54-jähriger Mann aus Witten: ein Kurierfahrer, der den Cappenberger Dorfladen an der Rosenstraße Tag für Tag mit Zeitungen und Zeitschriften aller Art versorgt. Auch an diesem Morgen ist er pünktlich vor Ort - betritt den einzigen Laden des Ortes und verlässt ihn nach der Ablieferung seiner Pakete wieder. Kurz danach passiert es. Was genau, hält keine Überwachungskamera fest.
Offenbar hat der Täter auf den Kurierfahrer gewartet - warum auch immer. Denn seine Aufgabe ist es, Druckerzeugnisse auszuliefern und nicht Geld einzusammeln. Die Polizei berichtet später, dass der Täter aber genau das von dem 54-Jährigen verlangt habe: Geld. Eine Aufforderung, der der 54-Jährige aber nicht nachkommt. Daraufhin schießt der Angreifer in die Luft - die Polizei spricht von „mehreren Schüssen“ - und schlägt anschließend mit der Waffe auf sein Gegenüber ein.
Bei der Flucht auf Cappenberger gestoßen
Der Wittener wird dadurch leicht verletzt. Ob der Täter daraufhin einsieht, dass nichts zu holen ist, oder was ihn sonst umtreibt, ist ungewiss. Fest steht: Er flieht - und trifft dabei auf einen Cappenberger: den Mieter der Frau, die wegen der angeblichen Böllerschüsse aus dem Schlaf hochgeschreckt ist. Eine brenzlige Situation.
Der flüchtende Mann - 1,85 Meter groß, sportlich, schwarz gekleidet und mit über das Gesicht gezogene Sturmhaube - zielt mit der Waffe auf den Cappenberg und schießt. Der Mann, der in diesem Augenblick um sein Leben zittern muss, wird nicht getroffen und rennt wieder zurück ins Haus. Der Täter springt indes in ein Auto - allerdings nicht als Fahrer, sondern als Beifahrer. Nähere Angaben zu dem Fahrzeug oder zu der Person, die hinter dem Steuer saß, gibt es bislang nicht.
2021 hatte die Polizei im Bereich der Raub- und Gewaltkriminalität kreisweit eine leichte Steigerung der Fallzahlen verzeichnet. In Selm war die Zahl der Raubdelikte allerdings von fünf (2020) auf vier (2021 gesunken. Alle vier Fälle konnten die Beamten aufklären.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
