Schüler lesen Selmer Gruselgeschichten vor

Schaurige Erzählungen

Es gruselt in Selm: "Hundert und eine Erzählung" nennt sich das Buch dreier Lüner Autoren, die Geschichten aus der Region erzählen. Einige spielen in Selm - die meisten davon im Cappenberger Wald. Wir haben Audios vorbereitet. Von Selmer Schülern, die die Geschichten vorlesen.

SELM

, 29.12.2016, 21:42 Uhr / Lesedauer: 3 min
Spukgeschichten zu Lesen, ist schon gut. Sie anzuhören, ist aber noch besser. Schüler der Klasse 6a des städtischen Gymnasiums Selm haben für die uns die sieben spannendsten Erzählungen vorgelesen.

Spukgeschichten zu Lesen, ist schon gut. Sie anzuhören, ist aber noch besser. Schüler der Klasse 6a des städtischen Gymnasiums Selm haben für die uns die sieben spannendsten Erzählungen vorgelesen.

Im Folgenden finden Sie die Zusammenfassung zweier Geschichten über Selm. Zwischendurch sind die Audios der Schüler eingepflegt, in denen sie jeweils eine eigene kleine Geschichte vorlesen. 

Der Wiedergänger im Wald

Die Vögel schweigen, die gerade noch auf dem Wanderparkplatz Am Kohuesholz zwitscherten. Die anfeuernden Rufe vom nahen Fußballplatz von Grün-Schwarz Cappenberg sind längst nicht mehr zu hören. Nur noch das Rascheln des Laubs unter den Schuhsohlen dringt an die Ohren. Und ab und zu ein gurgelndes Schmatzen: Hinweis darauf, wie nass der Boden ist. Oder wie groß die Pein derer, die darin einst versanken.

360-Grad-Bilder aus dem Wald:

„Es war einmal…“ fängt die Geschichte nicht an, von der hier die Rede sein soll. Diese Formulierung ist reserviert für Kinder- und Hausmärchen: die Geschichten, die stets ein gutes Ende haben. Die Erzählung vom versunkenen Bauernhof gehört nicht dazu. Sie hat gar kein Ende und wiederholt sich Jahr für Jahr – zuletzt vor wenigen Tagen.

„Nördlich vom Schloss Cappenberg liegt ein Waldbezirk welcher den Namen Kohuesholz führt“, beginnt die von Generation zu Generation weitergegebene Geschichte: eine der 101 Erzählungen aus dem Raum Lünen, die Fredy Niklowitz, Wilfried Heß und Dr. Widar Lehnemann aufgeschrieben haben.

Audiogeschichte:  Die Hexen von Uebbenhagen

Dort, wo jetzt der stille, dunkle Wald steht, muss es einst geblüht haben: Von üppigen Weiden und Wiesen“, auf denen Kühe und Schafe grasten, ist die Rede. Von einem schönen, großen Wohnhaus mit mehreren Scheunen und vielen Ställen. Und von fruchtbaren Äckern. Eine Idylle, wenn es nicht den Hausherrn gäbe.

Audio-Geschichte: Die Wiederkehr eines Pfarrers in Bork-Hassel

Bauer Kohues ist ein finsterer Mann. Er achtet laut der Erzählung streng darauf, „dass ihm jeder seiner Angehörigen und Untergebenen aufs Wort gehorcht“. Nachbarn? Die sind weit weg und Kohues sowieso egal. Freunde? Hat er nicht. Fahrende Sänger? Auf die hetzt er Bauer seine Hunde, sobald sie nur einen Fuß auf sein Grundstück setzen.

Für Kohues gibt es nur eines: die Arbeit. Ob sonntags oder feiertags: Er lässt säen, pflegen, ernten, dreschen, mahlen, backen – das ganze Jahr hindurch ohne Unterlass. Und ohne Gottesdienstbesuch.

Selbst der Probst des Cappenberger Klosters kann ihn nicht von der gottlosen Hast abbringen. Kohues schickt ihn weg, genauso wie alle anderen, die ihm gut zureden wollen.

Audio-Geschichte: Siebenpfenningsknapp

So ziehen die Jahre ins Land. Darunter auch ein Jahr mit einem besonders strengen Winter. Als der Schnee taut, reiben sich die Menschen die Augen. Von Kohues‘ stolzem Anwesen ist nichts zu sehen, von seinem Vieh, seinen Bediensteten und Angehörigen und vom ihm selbst auch nicht. „Mit Mann und Maus“, heißt es, sei alles von der Erde verschlungen worden.

Die Stiftsherren bepflanzten die wüste Fläche mit Bäumen: die Keimzelle des heutigen Waldes Kohuesholz.

Audio-Geschichte: Das Nonnenkloster in Cappenberg

Aber nicht das Ende der Geschichte. Denn einmal im Jahr, immer in der Weihnachtsnacht, soll zwischen den hohen Stämmen ein hell erleuchteter Bauernhof zu sehen sein. Kühe brüllen. Menschen schreien durcheinander, und dazwischen ist das unermüdliche Schlagen der Dreschflegel zu hören.

Dann doch lieber die Stille. 

Mitternächtliche Blasmusik

Auch für die zweite Geschichte bildet der Cappenberger Wald die Szenerie zum Schaudern. Dieses Mal aber nicht das Kohuesholz, sondern das Sudholz am Brauereiknapp.

Dort fand „Das Fest in der Wiese“ statt: eine Feier, die ein Bauernjunge aus Cappenberg wohl nie vergessen wird. Die Erzählung berichtet, wie er in einer mondhellen Nacht auf dem Heimweg war. Den sollte er aber unterbrechen.

Audiogeschichte: Der Graf von Dahl

Denn an einer Waldecke auf der Wiese sieht er „schöne Frauengestalten“ die zu den Klängen einer Musikkapelle tanzen. Ob der junge Mann nun die „recht hübsche Bühne“ bestaunt, wie es in der Erzählung heißt, oder doch die Tänzerinnen? Fest steht, dass er stehen bleibt – lange genug, damit einer der Musiker ihn zu sich auf die Bühne ziehen kann. Er drückt ihm ein Horn in die Hand und lässt ihn mitspielen. Als die Sonne aufgeht, verlassen alle die Wiese. Nur der Junge bleibt zurück – statt auf einer Bühne auf einem Baumstumpf und statt mit einem Horn mit einer ausgestopften schwarzen Katze in der Hand. 

Audiogeschichte: Das Schatzfeuer von Altcappenberg

Audiogeschichte: Das Schatzfeuer bei Bork

Die Geschichten wurden gelesen von Daniel Schönmeier, Jessica Bach, Gianluca Barfuß, Alexander Wiebke, Dana Kessel, Lotte Fröhlich und Michelle Benz.

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