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Säugling massiv misshandelt: Kindsvater aus Bork erneut vor Gericht
Landgericht Bochum
Für einen Kindsvater aus Bork geht es erneut um viel: Nach einem später vom BGH wieder gekippten Freispruch wird ein mutmaßlicher Kindesmisshandlungs-Skandal nochmal neu verhandelt.
Das mutmaßliche Misshandlungs-Schicksal eines inzwischen fünf Jahre alten Jungen beschäftigt seit Dienstag (2. November) erneut das Bochumer Landgericht. Angeklagt sind abermals der Kindsvater (27) aus Bork und seine mittlerweile von ihm geschiedene Ex-Frau (27). Das Paar war vor knapp drei Jahren in einem ersten Prozess aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Der Bundesgerichthof (BGH) hatte die Begründung der Freisprüche jedoch als rechtlich fehlerhaft bewertet und deswegen eine Neuverhandlung angeordnet.
Nach der Geburt „roh misshandelt“
Laut Staatsanwaltschaft soll die mitangeklagte Mutter ihr im September 2016 geborenes Baby in der damaligen Familienwohnung in Herten in den ersten zwei Monaten nach der Geburt mehrfach „roh misshandelt“ haben. Der Kindsvater aus Bork soll trotz Kenntnis der Verletzungen nicht rechtzeitig eingegriffen und den Säugling so nicht ausreichend geschützt haben. Das Baby war im November 2016 von den Eltern mit gravierenden Verletzungen in eine Kinderklinik eingeliefert worden.
Die Anklage spricht von zahlreichen Knochenbrüchen und listet „neun Ausrissfrakturen am rechten Oberarm, am rechten Ober- und Unterschenkel sowie am linken Unterschenkel“ auf. Obendrein waren mehrere Rippen- und Armbrüche diagnostiziert worden.
Richtern fehlte „das letzte Bisschen“
Die am 9. Januar 2019 ausgeurteilten Freisprüche waren vor allem darauf gestützt worden, dass die ersten zuständigen Bochumer Richter sich außerstande sahen, letzte Zweifel zu überwinden, ob möglicherweise nicht doch auch andere Personen aus dem Familienkreis als Täter oder Täterin infrage kommen können. Bei der Verkündung der Freisprüche war wörtlich von einem „unbefriedigenden Ergebnis“ die Rede. Denn das Kind sei „ganz sicher misshandelt worden“, sehr wahrscheinlich sogar von der Mutter. Aber „das letzte entscheidende Bisschen, um ein Urteil darauf stützen zu können“ habe gefehlt.
Zum Prozessauftakt der Neuauflage beriefen sich am Dienstag sowohl der Borker Vater als auch die Mutter über ihre Verteidiger Lars Volkenborn und Norbert Drees vorerst auf das Schweigerecht. Die Mutter gab auf Nachfrage aber kurz preis, dass es dem Jungen gut gehe. „Er war die gesamte Zeit bei mir, geht aktuell in den Kindergarten, entwickelt sich prächtig und kommt nächstes Jahr in die Schule“, so die Angeklagte. Der Kindsvater (inzwischen neu verheiratet) hat nach eigenen Angaben seit Jahren „keinen Kontakt mehr“ zu dem Jungen.
Für den Prozess vor der 2. Strafkammer sind noch acht Verhandlungstage bis zum 17. Dezember anberaumt.