Restaurant in Selm schließt „Wir schaffen das nicht mehr"

Restaurant in Selm schließt: „Wir schaffen das nicht mehr"
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Der Einzelhandel in Selm schrumpft durch die angekündigten Schließungen der Geschäfte „Nadel und Faden“ und „Lonnemann Schreiben und Schenken“. Jetzt wird auch das gastronomische Angebot in Selm kleiner. Die Pizzeria „Salento“ an der Kreisstraße im Selmer Zentrum schließt zum Jahresende. Gastronom Fernando Orlando nennt gegenüber der Redaktion den Grund.

Fernando Orlando steht hinter der Theke und befüllt die Kaffeemaschine mit Kaffeebohnen. Alles wie immer. Möchte man meinen. Irrtum. Er wird die Kaffeemaschine nicht mehr lange auffüllen, die Gäste nur noch wenige Wochen bedienen. „Wir schließen zum Jahresende“, sagt er. Was sind denn die Gründe für diese Entscheidung? Corona-Auswirkungen, die das Geschäft unwirtschaftlich machen? Die aktuell hohen Energiepreise?

„Wir sind zu alt. Wir schaffen das nicht mehr.“ Zwei gewichtige Sätze Fernando Orlandos. Er selber sei zwar erst 62 Jahre alt. Aber seine Frau Judit habe mit 66 Jahren das Rentenalter erreicht. Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen, meint Orlando. Und das nach 34 Jahren. Seit 1988 haben die Orlandos - mit einem Jahr Unterbrechung - das Restaurant am Selmer Bach geführt. Haben sich ein Stammpublikum geschaffen. Eines, das generationenübergreifend sei. „Jetzt kommen schon die Kinder unserer Gäste der ersten Stunde zu uns.“

„Das hier war mein Wohnzimmer“

34 Jahre sind eine lange Zeit. Das Gebäude gehört den Orlandos. Sie wohnen über dem Restaurant. „Wir waren immer hier; das hier war mein Wohnzimmer“, erzählt Fernando Orlando und blickt auf die Tische im Restaurant.

Wie stehen denn die Chancen, dass ein neuer Betreiber das Restaurant übernimmt? „Ich habe viele, die sich interessieren.“ Aber konkrete Zukunftsperspektiven gebe es derzeit nicht. Eines sei jedoch klar: „Mit uns geht es hier nicht weiter.“

Die Lage für die Gastronomie sei schwierig derzeit, sagt Orlando. Corona und die Energiekrise erschweren die Situation. „Wer das Restaurant weiterführen will, muss jung sein. Und wer traut sich eine Neueröffnung zurzeit schon?“ Gleichwohl: Die Hoffnung, dass es eine Nachfolgelösung gibt, habe er nicht aufgegeben. „Ich bin auch für andere Nutzungsmöglichkeiten offen.“

Letzter Tag: 18. Dezember

Die Pizzeria „Salento" ist beliebt.
Die Pizzeria „Salento" ist beliebt. © Arndt Brede

Wie geht es für die Orlandos weiter? Judit Orlando ist schon in Rente. Und ihr Mann? „Ich muss mir Arbeit suchen“, erklärt er. Sollte es einen neuen Betreiber des Restaurants geben, könne er sich vorstellen, unter ihm zu arbeiten. „Aber wer weiß schon, was passiert?“

Am Sonntag, 18. Dezember, wird die Pizzeria „Salento“ zum letzten Mal öffnen. Bis dahin können sich Interessenten für das Restaurant bei Fernando Orlando melden. Wo? Klar: dort, wo er immer ist, wie er sagt. Im Restaurant.

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