Probleme beim Glasfaser-Ausbau zwischen Lünen und Selm „Baumaßnahmen sofort gestoppt“

Probleme beim Glasfaser-Ausbau an B236: „Baumaßnahmen sofort gestoppt“
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Glasfaserkabel sind die neuen Adern unserer Kommunikation. Vielerorts werden diese Netze aufgebaut, so auch in Selm und Lünen.

In Selm lag das in den Händen der Westconnect GmbH von Eon. Diese hat mit Interessenten Verträge abgeschlossen, welche diese moderne Technik nutzen wollen. So auch Dr. Heinrich-Thomas Schulze Altcappenberg, der für seinen Bio-Hof einen Glasfaseranschluss bestellt hat. Für die Verlegung des Kabels entlang der Borker Straße/Lünener Straße zum Hofgebäude und anderen Anliegern gab es eine Abstimmung mit der ausführenden Firma und einen Nutzungsvertrag der Grundstücke. Die Arbeiten 2021 liefen zur vollen Zufriedenheit, Anfang 2022 erfolgte dann die Freischaltung.

Grafik des Grenzgebiets Lünen zu Selm.
Am Radweg an der B236 gab es die Probleme bei den Kabelverlegungsarbeiten an der Grenze Lünen zu Selm. In grau: Die Stadt Lünen und die nördliche Grenze zu Selm. © Sophia Wibbeke

Der große Hof liegt in der Hauptsache auf Selmer Gebiet, ein Teil des Waldbestandes aber jenseits der Grenze zu Lünen. Diese Flächen liegen beiderseits der B236, die Stadtgrenze liegt direkt nördlich hinter dem Hotel Siebenpfennigsknapp.

Was war eigentlich geplant?

Seit einiger Zeit bauen nun auch die Stadtwerke Lünen ihr Glasfasernetz in der Lippestadt auf. An vielen Stellen werden dazu die Kabel in die Erde gebracht. Nördlichstes Ziel des Netzes ist hier das genannte Hotel an der Bundestraße, zu dem nun ein Kabel eingebracht werden sollte.

Damit hat vor kurzem das Tiefbauunternehmen Fibra-KOM begonnen, das quasi an vierter Stelle der Auftragskette stand, ausgehend von den Stadtwerken Lünen. Involviert in diesen Vorgang ist auch der Landesbetrieb Straßen.NRW, wenn es darum geht, ob und wie die Kabeltrasse im Detail an Straßen und Radwegen aussehen soll.

Der Bereich, um den es hier geht, ist der Radweg, der parallel zur B236 verläuft. Unterhalb des Siebenpfennigsknapps führt er durch ein Waldstück mit größeren Bäumen, das zum Hof Schulze Altcappenberg gehört. Nun war vorgesehen, das Kabel entweder mit einer Vortriebsmaschine oder durch offenen Einbau mittig unter dem Radweg in den Boden einzulassen. Was nicht ganz einfach ist, da das Gelände in diesem Bereich kurvig ist und auch erheblich ansteigt.

Verlegungsarbeiten abgebrochen

Die letztlich beauftragte Firma hat es anders entschieden, sie rückte mit einem kleinen Bagger an. Die grüne Kabelhülse wurde auf der gesamten Länge durch den Wald ausgerollt, und der Bagger hob im Wald am Rand des Radweges dafür einen tiefen Graben aus.

Darüber wurden die Stadtwerke Lünen nach Aussage von Pressesprecherin Jasmin Teuteberg informiert: „Der Waldbesitzer hatte uns am 10. Mai über das Vorgehen der Tiefbaukolonne informiert. Mit diesem hat sich unser Projektleiter umgehend vor Ort getroffen. Daraufhin wurde die Baumaßnahme sofort gestoppt und zurückgebaut.“

Teuteberg weiter: „Die erledigten Arbeiten des Tiefbauunternehmens kontrollieren wir täglich.“ So wollen die Stadtwerke Sorge dafür tragen, dass alle Maßnahmen ordnungsgemäß durchgeführt werden – oder dass, wenn es wie in diesem Fall nicht passiert, schnell eingegriffen werden kann.

Der Radweg parallel zur B236 an der Grenze von Lünen zu Selm.
Der Radweg parallel zur B236 an der Grenze von Lünen zu Selm, an dem die Arbeiten nun zunächst einmal abgebrochen wurden. © Günther Goldstein

Es musste das Kabel wieder aufgerollt werden und auch der Graben wurde wieder verfüllt. Zudem hatte man erst jetzt den Grundstückseigentümer benachrichtigt, der sich nun die Folgen für seinen Wald ansehen konnte.

Zu den Schäden am Wald und an den Bäumen vermutet Marco Adamek vom Landesbetrieb Wald und Holz, „dass infolge der Fräsarbeiten bis in etwa 80 Zentimeter Tiefe in unmittelbarer Nähe zu den Bäumen ein Wurzelschaden an den Bäumen entstanden ist, zumal auf den vorherrschenden lehmigen Standorten wahrscheinlich davon ausgegangen werden kann, dass sich ein Großteil der Wurzeln in den oberen Bodenschichten befindet.“

Wurzelschäden an solchen Standorten könnten Bäume massiv schädigen, sagt Adamek. Unter anderem erhöhe sich die Gefahr, dass Bäume noch Jahre später als Folge umstürzen können, was neben Straßen und Radwegen eine große Gefahr darstellen kann.

Ampelanlage geplant

Wie die Arbeiten nun weiter gehen ist unklar, da die Arbeiten laut Stadtwerken und Forstamt aktuell ruhen. Adamek: „Wir gehen davon aus, dass wahrscheinlich schon zeitnah eine Unterrichtung und Einbindung des Regionalforstamtes Ruhrgebiet durch die verantwortlichen Stellen erfolgen wird, um eine Schädigung und Gefährdung des vorhandenen Waldes durch das Vorhaben auszuschließen.“

Die Planung der Stadtwerke kommentiert Jasmin Teuteberg: „In enger Absprache mit dem Landesstraßenbauamt werden wir nun die korrekte Eröffnung des rund 300 Meter langen Radweges planen. Im Sinne der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer wird dort höchstwahrscheinlich eine Ampelanlage für die Dauer der Baumaßnahme errichtet.“

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