In knapp zwei Wochen möchte Tanja Kulms (36) aus Selm zum dritten Mal seit dem Kriegsbeginn im Februar 2022 in die Ukraine fahren. Noch ist unsicher, ob das Vorhaben klappt. Sie hat keinen Transporter und mit einem normalen Mietwagen kann sie nicht dorthin fahren. „Im Moment stehe ich ohne Auto da. Wenn ich keines bekomme, weiß ich nicht, ob ich meine Spenden loswerden kann", sagt Kulms.
Bei ihrer ersten Fahrt sei sie nur bis zur Grenze gefahren und habe den VW Caddy ihres Vaters genommen. Für die zweite Fahrt im März dieses Jahres habe ihr dann eine Dachdeckerfirma einen Transporter geliehen. „Die haben aber jetzt gerade sehr viele Aufträge, deswegen klappt das nicht."
Am Mittwoch (10. Mai) habe sie zum zweiten Mal eine Absage wegen eines Transporters bekommen: Die Scheibe sei kaputt und erst am 30. Mai wieder fertig. Kulms möchte aber am 24. Mai fahren und hat sich bereits Urlaub genommen.
Sie wollte noch mehr helfen
Im vergangenen Jahr machte sie sich allein auf den Weg zur ukrainischen Grenze.
Die 36-Jährige arbeitet als Krankenschwester in der Intensivpflege und sagt: „Wir haben in der Firma ganz viel gesammelt. Als ich dann dort war, habe ich aber gedacht, dass ich noch mehr tun muss."

Gesagt, getan. Kulms und ihr Mann betreuten eine ukrainische Flüchtlingsfamilie. „Wir haben sie ein ganzes Jahr begleitet. Das war am Anfang enorm schwierig, wir hatten unendlich viele Behördengänge." Die Familie sei nun selbstständig geworden und habe sogar eine eigene Wohnung in Selm. „Der Vater hat jetzt Arbeit, die Tochter geht aufs Gymnasium. Sie brauchen mittlerweile keine Unterstützung mehr."
Sie seien wie eine große Familie geworden, sagt Kulms. „Sie haben sich oft für unsere Hilfe bedankt, wir hatten dabei alle Tränen in den Augen."
„Klinken putzen" für Spenden
Die Spendenbereitschaft der Menschen habe aus ihrer Sicht „extrem nachgelassen", sagt die Selmerin. In der Ukraine, insbesondere in den abgelegenen Dörfern, in die sie mit ihren Bekannten fährt, werde die Hilfe jedoch mehr denn je benötigt. „Die Lage wird kritischer, weil die ganze Wirtschaft zum Erliegen gekommen ist. Die Leute dort waren vorher schon arm und haben jetzt auch keine Arbeit mehr." Vor einem Jahr seien noch viele Spenden gekommen. Nun sei das wesentlich weniger, man müsse schon teilweise „Klinken putzen", wie Kulms sagt.
Irgendwann habe sie auf Facebook einen alten Bekannten getroffen, der ebenso engagiert ist und nun mit ihr gemeinsam plant, erneut in die Ukraine zu fahren. „Er kennt sich aus und plant die Routen. Wir werden mehrere Stellen anfahren." Im März seien sie mit einer Gruppe aus sechs Personen, aufgeteilt in drei Autos, für vier Tage dort gewesen. „Wir haben Verteilstellen in Lviv und Tscherwohnorad angefahren. Dazu waren wir noch bei einem Tierheim in Kiew und in kleinen Dörfern nahe der belarussichen Grenze." Wie lange sie dieses Mal dort sein werden, weiß Kulms noch nicht. Die Dauer des Aufenthalts hänge unter anderem davon ab, wie sie durch den Verkehr kommen.

Was wird benötigt?
Die Spenden, die Kulms und ihre Bekannten mit in die Ukraine nehmen, sind unterschiedlichster Art. Darunter Tierfutter, Spielzeug und Kleidung für Kinder, Medikamente. Die medizinischen Sachen seien gerade noch bei einer Arbeitskollegin, zudem werde auch noch eine Spende aus dem Krankenhaus erwartet. „Die Familien-Partei, eine Freundin aus dem Tierschutz und eine Arbeitskollegin haben mich bei den Spenden unterstützt", erklärt sie.
Anstatt Lebensmittel mitzunehmen, würden sie dieses Mal planen, dort welche in den Städten kaufen, um sie dann in die Dörfer zu bringen. Eine Lebensmittelknappheit gebe es in der Ukraine zwar nicht, wie Kulms sagt, jedoch würden die benötigten Lebensmittel nicht immer in ausreichender Menge in den Dörfern ankommen.
Wer einen Transporter für Tanja Kulms hat oder ihr anders helfen kann, kann sich bei ihr unter 0157 52 08 17 85 melden.
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