
In weiten Teilen der Ukraine, hier in Lwiw, geht das normale Leben weiter, wie Ralf Piekenbrock uns berichtete. © Piekenbrock/Storks
Selmer hilft in der Ukraine: „Die Menschen sind unvorsichtig geworden“
Ukraine Hilfe
Seit knapp sechs Monaten herrscht Krieg in der Ukraine. Noch immer wird vor Ort viel Hilfe benötigt. Wie bizarr die Situation dort tatsächlich ist, berichtet uns Ralf Piekenbrock.
Ralf Piekenbrock, Generalsekretär der Familienpartei Deutschlands, ist bekannt dafür, dass er in Not geratenen Menschen hilft. So auch in diesem Sommer, in welchem er Mitte Juli zwei Wochen in der Ukraine verbracht hat, um dort beim Weitertransport von Medikamenten zu helfen.
Verteilung der Hilfsmittel weiter schwierig
„Erwartet habe ich etwas anderes – insofern man überhaupt Erwartungen haben kann“, erzählt Ralf Piekenbrock über seine Ukraine Reise. Es sei ein Unterschied, ob man Bilder und Videos in den Nachrichten sieht, oder vor Ort das Geschehen direkt mitbekommt. Ralf Piekenbrock ist im Vorstand des Think Tanks „Sallux“ und habe darüber Kontakt zu einer Hilfsorganisation in der Ukraine bekommen. Er habe mit zwei weiteren Personen aus den Niederlanden, vorbei an den Städten Lwiw, Kiew und Odessa bei dem Weitertransport von Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln im Land geholfen. Die Verteilung der Hilfsmittel im Land sei nach wie vor schwierig.
„Man würde kaum vermuten, dass hier Krieg herrscht“
Was ihn überrascht habe, sei der Umgang der Menschen vor Ort mit der aktuellen Situation. Sie seien „viel unvorsichtiger geworden.“ So suchen beispielweise nur noch die wenigsten bei einem Luftalarm Schutz. „Wenn es hier keine militärische Präsenz oder Panzersperren geben würde, würde man an manchen Stellen kaum vermuten, dass in diesem Land Krieg herrscht“, sagt Ralf Piekenbrock. In Odessa sei der Strand mit Netzen abgesperrt, zudem seien Warnschilder aufgestellt worden, um die Menschen vom Baden abzuhalten. Die Gefahr durch Unterwasser-Minen sei zu groß. Und trotzdem habe Ralf Piekenbrock genügend Menschen gesehen, die unter der Absperrung durchgegangen und im Meer baden gewesen seien.
Beschuss der Stadt mit eigenen Augen gesehen
In Lwiw habe Ralf Piekenbrock ein befreundetes Ärztepaar, bei denen er auch im Herbst erneut unterkommen wird. Von deren Wohnung aus, konnte er Raketeneinschläge in der umliegenden Region der Stadt Lwiw beobachten. Trotzdem gehe das Leben dort „normal“ weiter. Auch während seines Aufenthaltes in Kiew sei es zu Einschlägen gekommen. Vor Ort habe er mit betroffenen Menschen gesprochen, deren Familien auseinandergerissen worden seien, oder deren Familienmitglieder im Krieg verstorben sind. Diese Tragödien direkt berichtet zu bekommen sei unvorstellbar. Doch vor allem während seiner Fahrt durch das Land sei Ralf Piekenbrock eine Sache stark aufgefallen: „Das Treffen der Bomben von Zivilgebieten ist definitiv kein Zufall. Das würde anders aussehen.“

Aus der Wohnung seines Freundes Petro Lazarchuck konnte Ralf Piekenbrock während seines Aufenthalts Raketeneinschläge in der Region um Lwiw beobachten. © Ralf Piekenbrock
Die Eindrücke vor Ort haben bei Ralf Piekenbrock einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er wünsche sich mehr humanitäre Hilfe seitens Deutschland, denn „damit sei deutlich mehr geholfen“.