Aktuell sind es nur Pläne einer Bürgerinitiative, die den möglichen Verlauf einer Selmer Ortsumgehung skizzieren – gestützt vom Kreis Unna, der einen ähnlichen Trassenverlauf für denkbar hält. Doch genau diese Pläne sorgen bei Steven Große-Frintrop und seiner Familie für Sorge.
Etwa 6,5 Kilometer lang könnte die geforderte Umgehungsstraße von Ost nach Nord laut ersten Überlegungen werden: Vom Zeche-Hermann-Wall über die Neue Nordkirchener Straße bis zur Olfener Straße. Auf diesem Weg würde die Ortsumgehung die Lüdinghausener Straße schneiden – und kurz danach möglicherweise am Grundstück von Steven Große-Frintrop vorbeiführen.
„Legt man die Karte zugrunde, die die geplante Route zeigt, so stellt man fest, dass die Straße buchstäblich durch unseren Garten führen soll“, so der 31-Jährige.
Lärm von drei Seiten
„Unsere Nachbarschaft würde zu den Verlierern der geplanten Maßnahme zählen“, ist Große-Frintrop überzeugt. Er fühle sich – wie seine Nachbarn auch – durch die aktuellen Planungen überrumpelt.
Bereits jetzt werde die Nachbarschaft von drei Seiten mit Lärm belastet: Westlich von der Bahnstrecke Dortmund – Enschede, östlich durch die Ausfallstraße in Richtung Lüdinghausen und südlich durch den Raiffeisen-Markt, auf dessen Getreidesilos der Selmer von seinem Wohnzimmer aus blicken kann. „Die auf dem Dach angeordneten Antriebe der Silos tragen den Lärm sehr weit in die umliegenden Wohnstraßen hinein“, berichtet Steven Große-Frintrop.
Die „alteingesessenen“ Nachbarn hätten wegen der Lärmbelastung in der Vergangenheit mehrere Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen und dem Kreis geführt. „Die Quintessenz war immer, dass es grenzwertig ist – aber grenzwertig in Ordnung“ –, auch weil die Gegend als Mischgebiet ausgewiesen ist, in dem höhere Grenzwerte für Lärm gelten.
Haus vor drei Jahren gekauft
Große-Frintrop merkt an: „Wenn jetzt zusätzlich durch unsere Gärten noch eine Straße gebaut wird, ist der Lärmkessel vollständig geschlossen.“ Selbst Schallschutzmaßnahmen würden die Situation nicht verbessern, ist sich der Maschinenbauingenieur sicher. Denn der bereits vorhandene Lärm würde an möglichen Schallschutzwänden reflektiert und verstärkt. „Damit bliebe dann auf unseren Grundstücken zu keiner Zeit ein Rückzugsort ohne Straßen- oder Gewerbelärm“, so Große-Frintrop.

Erst vor drei Jahren habe Große-Frintrop sein Haus gekauft, kürzlich in Eigenleistung vollständig energetisch saniert und sei im Januar mit seiner Familie dort eingezogen. Mit dem aktuellen Lärm könne er sich abfinden, schließlich habe er gewusst, worauf er sich einlasse. Mit der weiteren Lärmquelle wäre er allerdings nicht einverstanden.
„Ich bin grundsätzlich auf der Seite der Initiative“, sagt der 31-Jährige. Denn er könne die Situation für die Anwohnenden im Ortskern verstehen: „Das ist nicht schön, keine Frage.“
Weiträumigere Planung
Die Pläne für die Umgehungsstraße, wie sie aktuell vorliegen, lehnt Große-Frintrop dennoch ab. Es dürfe nicht sein, dass für die Entlastung einer Nachbarschaft eine andere dafür mit mehr Lärm belastet werde. Zudem befürchtet er, dass die mit einer Ortsumgehung einhergehenden Baumaßnahmen zur Herausforderung für seine Familie und die Nachbarschaft werden.
An der kürzlich durchgeführten Informationsveranstaltung im Bürgerhaus habe Große-Frintrop nicht teilnehmen können. Dort hätte er seine Bedenken vermutlich auch bereits kundgetan, sagt er. Und möglicherweise auch seinen Vorschlag: eine weiträumigere Planung der Umgehungsstraße.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 13. Mai 2023.
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