Herbert Goldmann (66): Von wegen Polit-Rente – dieser Grüne will Landrat werden

Landratswahl

Eigentlich schien die politische Karriere von Herbert Goldmann schon vorbei. Dem nächsten Kreistag wollte er gar nicht mehr angehören. Jetzt will der Grüne aus Fröndenberg sogar Landrat werden.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 05.08.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Herbert Goldmann (66) will für die Grünen im Kreis Unna Landrat werden. Das Foto zeigt ihn am Eselsbrunnen auf dem Alten Markt in Unna.

Herbert Goldmann (66) will für die Grünen im Kreis Unna Landrat werden. Das Foto zeigt ihn am Eselsbrunnen auf dem Alten Markt in Unna. © Kevin Kohues

Eigentlich hatte Herbert Goldmann andere Pläne. Nach nunmehr 26 Jahren im Kreistag, davon 18 als Fraktionsvorsitzender der Grünen, sollte 2020 Schluss sein. Zeit für Jüngere.

Doch mit der sich rasant ändernden Welt in den jüngsten zwei, drei Jahren setzte das Umdenken ein. Da ist etwa der Aufstieg der AfD zu nennen, deren Vertretern er im Kreistag etwas entgegensetzen will. Da ist aber auch die wachsende Stärke der eigenen Partei, die mit dem inzwischen für viele Menschen spürbaren Klimawandel in Umfragen deutlich zugelegt hat.

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Entweder Oder mit Herbert Goldmann

Die Zeit sei nun reif für einen grünen Landrat, meint Goldmann. Und er hält sich selbst für geeignet, die Aufgabe als Kopf einer 1400 Mitarbeiter starken Kreisverwaltung und Chef der Kreispolizei zu bewältigen.

In der Tat verfügt der 66-jährige Fröndenberger über einen reichen Erfahrungsschatz, politisch wie auch in der Verwaltung. Fünf Jahre saß er für die Grünen von 2012 bis 2017 im Düsseldorfer Landtag, davor und danach war der Diplom-Verwaltungswirt für die Stadt Iserlohn tätig, zuletzt als Integrationsbeauftragter und im Bürgermeisterbüro.

Seit 1994 im Kreistag, seit 2015 Oppositionsführer

Im Kreistag schwang er sich nach dem Bündnis von SPD und CDU ab 2015 zum Oppositionsführer auf, bildeten die Grünen mit acht Mitgliedern doch die stärkste „kleine“ Fraktion. Natürlich weiß Goldmann, dass die Bäume für die Grünen nicht in den Himmel wachsen, die SPD im Kreis Unna seit 70 Jahren die stärkste Kraft ist und die CDU in der Corona-Krise ein Umfrage-Hoch erlebt. Doch den Ehrgeiz, mehr Mandate und damit mehr Einfluss im Kreistag zu erringen, hat er allemal.

Wenn er auf die vergangenen Jahre zurückschaut, spricht er von einem „kollektiven Versagen der GroKo“, von „personeller und inhaltlicher Leere“.

Was würde ein grüner Landrat anders machen? Goldmann nennt den Bereich Wohnen. Es könne nicht sein, dass der Bau von Kitas vorrangige Aufgabe einer Kreisgesellschaft wie der UKBS sei, das müssten die Kommunen doch selbst hinkriegen. Und die UKBS müsste dafür die Kapazitäten bekommen, um dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

In der Wirtschaftsförderung könne es kein Weiter-so geben. Ganze 58 Hektar stünden gerade noch zur freien Verfügung, die Zeiten der großen Logistik-Ansiedlungen seien vorbei. „Wir brauchen ein Brachflächenkataster, das sowohl Baulücken in den Innenstädten umfasst als auch Leerstände, freigezogene Flächen“, sagt Goldmann. Es fehlten im Kreis Unna zudem Bürokomplexe, technisch vollausgestattet und möbliert, in die Start-Ups direkt einziehen könnten.

Zur Person

Herbert Goldmann

  • Herbert Goldmann (66, Bündnis ‘90/Die Grünen) ist gebürtiger Iserlohner und wohnt seit 1991 mit seiner Frau in Fröndenberg. Er hat drei erwachsene Kinder und ist seit 1988 Mitglied bei den Grünen.
  • Beruflich war der Diplom-Verwaltungswirt bis zur Pensionierung 2019 lange Zeit bei der Stadt Iserlohn tätig, leitete unter anderem 17 Jahre lang das dortige Umweltamt. Fünf Jahre gehörte er zwischenzeitlich für die Grünen dem Landtag NRW an.
  • Politisch wirbt der Landratskandidat für sich mit dem Slogan „Nachhaltig und gerecht“. Sein umfangreiches Programm findet sich auf seiner Webseite herbertgoldmann.info.

Kostenloses Bus und Bahn fahren für Kinder und Jugendliche

Der Umwelt- und Klimaschutz ist – natürlich – ein Herzensanliegen des Grünen. Exemplarisch nennt er eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf 25 Prozent und das kostenlose Bus- und Bahnfahren für Kinder und Jugendliche als Bausteine einer Verkehrswende.

In punkto Artenvielfalt und -erhalt reichten Blühstreifen an Landstraßen nicht aus, bringt Goldmann die Umnutzung von verpachteten Flächen an Landwirte ins Gespräch: „Warum nicht einige Flächen aus der Nutzung rausnehmen und die Natur einfach mal machen lassen?“

Herbert Goldmann ist Blutspender seit seinem 18. Lebensjahr und bringt es als einer von ganz wenigen Menschen in Deutschland auf die rekordverdächtige Zahl von mehr als 500 Blutspenden in seinem Leben. Das Foto zeigt ihn bei der 500. Blutspende im Jahr 2019.

Herbert Goldmann ist Blutspender seit seinem 18. Lebensjahr und bringt es als einer von ganz wenigen Menschen in Deutschland auf die rekordverdächtige Zahl von mehr als 500 Blutspenden in seinem Leben. Das Foto zeigt ihn bei der 500. Blutspende im Jahr 2019. © Archiv/Udo Hennes

Neben seinem langjährigen politischen Engagement leistet Goldmann übrigens privat noch sehr viel länger einen beachtenswerten Dienst an der Gemeinschaft. Er ist einer von nur einer Handvoll Deutschen, die es auf über 500 Blutspenden bringen.

Dieses Porträt ist Teil einer Serie zur Kommunalwahl 2020, in der wir alle fünf Landratskandidaten ausführlich vorstellen.