Agnes Kolodziej vor dem Polskie Smaki. Das Geschäft gibt es nun seit zwei Jahren in Selm. © Sabine Geschwinder

Lebensmittelladen

Polnischer Delikatessenladen aus Selm verliert bald halbe Nachbarschaft

Den polnischen Delikatessen Laden Polskie Smaki in Selm gibt es seit rund zwei Jahren. Bald hat der kleine Laden keine Nachbarn mehr - es gibt Abrisse auf der Kreisstraße. Wie fühlt sich das an?

Selm

, 25.11.2021 / Lesedauer: 3 min

Die bange Frage kennt Agnes Kolodziej schon. „Sind Sie denn auch bald weg?“, fragen manche Kunden. Die Mitarbeiterin im polnischen Delikatessenladen Polskie Smaki kann die Frage mit Nachdruck beantworten: „Nein, wir bleiben“, sagt sie dann stets.

Nachbarn verschwinden Stück für Stück

Die Frage ist nicht ganz unberechtigt. Die Stadt hat seit längerem angekündigt, dass sie die baufälligen Gebäude an der Kreisstraße 68 bis 84 abreißen wird. Polskie Smaki ist die Nummer 86 auf der Kreisstraße. Wenn man in Fahrtrichtung Bork fährt, sind also bald die Nachbarn auf der rechten Seite Geschichte. Das Gebäude, in dem die Selmer SPD untergebracht ist, die Pizzeria Bella Italia und der beliebte Döner-Grill Günes zum Beispiel. „Da ist der Döner wirklich gut“, sagt auch Agnes Kolodziej. Mit den Nachbarn versteht sie sich gut. Es wird komisch sein, wenn nach dem Abriss erstmal ein Loch da ist.

Die Gebäude rechts neben dem Polskie Smaki gibt es bald nicht mehr. Die Häuser mit den Nummern 68 bis 84 werden abgerissen. © Sabine Geschwinder

Sowohl der Döner Grill Günes als auch die italienische Pizzeria werden noch bis zum 30. November geöffnet haben. Der Günes Grill wird danach für immer schließen. „Einen neuen Standort zu suchen und dort alles wieder von Neuem aufzubauen, können wir uns finanziell nicht leisten“, sagte Baran Günes unserer Redaktion schon im September. Vielmehr sucht er einen anderen Job. Die Pizzeria „Bella Italia“ hält dagegen Ausschau nach einem neuen Standort.

Laden hat seit zwei Jahren geöffnet

„Ich habe ein bisschen Angst vor dem Abriss“, gibt Agnes Kolodziej zu. Vor allen Dingen vor Staub und Lärm. Gleichzeitig hofft sie, dass die Bauarbeiter vielleicht im Laden etwas kaufen. „Wir haben auch fertig verzehrbare Lebensmittel hier“, sagt sie. Zum Beispiel Kroketten oder Maultaschen.

Der polnische Delikatessen-Laden existiert mittlerweile seit zwei Jahren. Am 28. November 2019 hatte er eröffnet. Inhaberin ist Monika Popinski, die auch die „Polskie Smaki“-Läden in Witten und Dortmund betreibt. Agnes Kolodziej hatte sie damals davon überzeugt, dass Selm einen polnischen Delikatessen-Laden braucht. Und es läuft gut, sagt Agnes Kolodziej. „Hier in Selm gibt es zwar gar nicht so viele Polen, aber wir haben zum Beispiel viele Kunden aus Lünen, Waltrop oder Olfen.“ Grundsätzlich setze sich die Kundschaft aber zu 50 Prozent aus Polen zusammen, die anderen 50 Prozent seien Deutsche und Russen. Besonders beliebt bei den Kunden sei die Wurst. Die große Wursttheke fällt auch gleich ins Auge, wenn man den Laden betritt. Jeden Dienstag komme die Lieferung, aus einem Ort in der Nähe von Kattowitz, wo auch Agnes Kolodziej noch Familie hat. Ansonsten richtet sich das Sortiment auch nach den Kunden. Was nicht läuft, fliegt wieder raus. Wenn jemand sich ein bestimmtes Produkt wünscht, versucht der Laden, es ins Sortiment aufzunehmen.

Keine Angst vor den neuen Geschäften

Die Corona-Pandemie habe sich nicht negativ auf den Laden ausgewirkt, sagt Kolodziej. Vielleicht habe sie sogar eher einen positiven Effekt gehabt. „Die Leute sind wegen Corona auch weniger nach Polen gefahren“, sagt sie. Wer sich also sonst in der alten Heimat mit Leckereien bevorratet, konnte das nun nicht tun. Möglicherweise werden viele auch Weihnachten nicht nach Polen fahren, wegen der aktuellen Corona-Lage, kann sich Agnes Kolodziej vorstellen.

Besonders beliebt ist die Fleischtheke, © Sabine Geschwinder

Neben ihr sollen - neben neuen Wohnungen - in Zukunft Netto und dm einziehen. Noch mehr Supermärkte also. Das sieht Agnes Kolodziej aber gelassen. Zu ihrer linken Seite haben im Juni erst Aldi und Rewe neu eröffnet. Doch das habe sich eher positiv ausgewirkt, sagt Kolodziej: „Durch die neuen Supermärkte kommen mehr Leute.“

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