Partnerschaft mit Walincourt-Selvigny Franzosen erleben Selm von der persönlichen Seite

Franzosen erleben Selm von der persönlichen Seite
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Den Auftakt zur französischen Woche bezeichnet Monika Zientz, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Selm, als fulminant. Gemeint ist der Neujahrsempfang der Stadt, der Werbegemeinschaft, des Wirtschafts- und Kulturfördervereins und der Handwerksmeisterrunde. Der Empfang hatte im Zeichen Frankreichs gestanden. Zum Empfang war eine Abordnung aus Selms Partnerstadt Walincourt-Selvigny angereist. Sie erlebte auch in den folgenden Tagen, wie abwechslungsreich Selm ist.

Anlass für die verschiedenen Programmpunkte war das 60-jährige Jubiläum des Elysée-Vertrags. 1963 hatten Adenauer und de Gaulle den Grundstein der deutsch-französischen Freundschaft gelegt.

In Selm wollte der Städtepartnerschaftsverein aus diesem Anlass über die westlichen Nachbarn informieren. So erfuhren Interessierte am Samstag viel Neues über die Partnerstadt und ihre Region Hauts-de-France und am Abend führten die Gäste aus Frankreich in typische Karten- und Brettspiele ein. „Ein gelungener und unterhaltsamer Tag“, urteilt Monika Zientz.

Umweltschutzaspekte

Trotz Schneetreibens ließen die Freunde aus Walincourt-Selvigny es sich nicht nehmen an einer Führung durch Selms neue Mitte teilzunehmen. Britta Purfürst, Klimaschutzmanagerin der Stadt Selm, erläuterte Aspekte des Umweltschutzes wie die Renaturierung des Selmer Bachs und die Hof-Boxen. Besonders interessant fanden die Franzosen den Campus und den Auenpark. Anschließend ging es zum Schloss Cappenberg und in die Stiftskirche, um dort mehr über die europäische Einbindung dieses Ortes zu erfahren (von Barbarossa bis Freiherr-vom-Stein). „Den Abschluss bildete ein typisch westfälisches Essen mit Grünkohl und Herrencreme“, erzählt Monika Zientz.

„Leider mussten die Franzosen dann wieder abreisen“, berichtet sie. Aber das Programm sei in den Folgetagen fortgesetzt worden.

Der Auenpark war eines der Ziele einer Führung.
Der Auenpark war eines der Ziele einer Führung. © Städtepartnerschaftsverein

Am Montag wurde gemeinsam gekocht und diniert: 7 Gänge, typisch französisch. Am Dienstag führte ein Schnupperabend in die französische Sprache ein und bereitete auf das Highlight zum Ende der Woche mit der Erklärung einiger Chanson-Texte vor. Am Donnerstag überzeugte dann Jean-Claude Séférian mit seiner Frau Christine Rieger-Séférian mit der Vielfalt und Schönheit von Chansons.

Besonders begeistert war Hermann-Peter Steinmüller, ein Besucher dieses außergewöhnlichen Konzerts: „Mit einem temperamentvollen und empathischen Sänger wie Jean-Claude Séférian erwacht das Chanson zum Leben.“ Der 1956 in Beirut geborene Deutsch-Franzose armenischer Abstammung habe seinen Auftritt „wie ein Zauberer“ gestaltet, „der mit seiner Stimme nicht nur Noten und Text, sondern die Zuhörer in einen Bannkreis zieht, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.“

Völkerverständigung

Steinmüller hat das Konzert regelrecht analysiert und in einen kleinen Bericht für den Städtepartnerschaftsverein gekleidet. Beispiel gefällig? Die Künstler hätten die Realität nicht hinter mitreißenden Klängen verdrängt. „Den zweiten Teil eröffnete Christine Rieger-Séférian mit einem Klavierstück, mit dem sie ,Friedensglocken‘ über der Ukraine heraufbeschwor. Überhaupt war dieser zweite Teil ein internationaler Rundruf für Frieden und Toleranz. Séférians gesangliche Rundreise durch Europa machte deutlich, dass die Menschen in Skandinavien nicht viel anders denken und fühlen als Spanier oder Griechen. Mit seiner Interpretation von ,Inchallah‘ spannte der Sänger den Bogen seines Friedensappells auch bis zum Nahen Osten aus.

In ihrem Schlusswort betonte die Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Monika Zientz, dass diese Rufe nach Frieden und Völkerverständigung genau der Zielsetzung der drei Selmer Städtepartnerschaften entsprächen.

Auch Bürgermeister Thomas Orlowski widmete sich den französischen Gästen. Hier vor dem Schloss Cappenberg.
Auch Bürgermeister Thomas Orlowski widmete sich den französischen Gästen. Hier vor dem Schloss Cappenberg. © Städtepartnerschaftsverein

Neben der Partnerschaft mit Walincourt-Selvigny pflegt Selm seit 1994 eine Städtepartnerschaft mit dem englischen Workington und seit 2016 offiziell mit dem polnischen Iwkowa.

Auf der Ebene der Kommunen besteht der Austausch regelmäßig. Aber es sind vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger in den Partnerstädten, die den Partnerschaften Leben einhauchen. So wird Anfang Mai eine Gruppe aus Selm nach Workington reisen. Um unter anderem auch mitzuerleben, wie in Workington die Krönungsfeierlichkeiten für König Charles gefeiert werden.

Reisen nach Walincourt-Selvigny und Iwkowa gehören genau so dazu, wenn es darum geht, das zu leben, was Staatsmänner wie Adenauer und de Gaulle auf den Weg gebracht haben. Mittlerweile sind private Freundschaften entstanden. Geburtstage und Hochzeiten sind genau so Anlässe, in die jeweilige Partnerstadt zu reisen, wie Trauerfälle.

Die französische Woche in dieser Form habe die Städtepartnerschaft weiter belebt, erklärt Monika Zientz gegenüber der Redaktion. Und sie habe den Städtepartnerschaftsverein auf neue Ideen gebracht: „Man könnte auch polnische und englische Kochabende und auch mehr Spieleabende anbieten. Außerdem möchten wir gern 2024 mal die Region Hauts-de-France mit einer größeren Gruppe bereisen. Aber das bedarf noch ausführlicher Planung.“

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Krönung von König Charles III. am 6. Mai: Selmer können in Workington mitfeiern