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ÖPNV neu gedacht: Schade, dass die Macher der Mut verlassen hat
Meinung
Wer ein Bus-Abo auf der Strecke zwischen Olfen und Münster bucht, spart kräftig (42 Prozent). Auch die Natur freut sich. Dennoch ist das Konzept nicht ausgereift, findet unser Autor.
Der vordergründige Ansatz ist aller Ehren wert. Mit attraktiven Preisen sollen möglichst viele (Berufs-)Pendler zum Umstieg vom Auto auf den Bus überzeugt werden. Hohe Fördergelder machen das möglich. Sie lassen ein Stück weit vergessen, dass die tatsächlichen (Betriebs-)Kosten mit den Abo-Erlösen zumindest im ersten Schritt nicht gedeckt werden.
Natürlich gibt es gute Gründe dafür, dass die Allgemeinheit in die Bresche springt, um ökologisch sinnvolle Ansätze zu finanzieren. Das Konzept mit Zubringerdiensten, E-Scooter-Verleih und hoher Aufenthaltsqualität an Mobilpunkten und weiteren Dingen ist sehr kreativ, attraktiv und ein hervorragender Beweis dafür, dass Entscheidungsträger öffentlichen Personen-Nachverkehr ganz anders denken können.
Nur leider gibt es das „Rundum-Sorglos-Paket“, das eigentlich für Pendler keine Wünsche mehr offen lässt, in vollem Umfang nur in Senden. In Lüdinghausen fallen viele Angebote weg, in Olfen besticht nur noch der attraktive Preis. Diese sehr deutliche Service-Abstufung macht Menschen in den beiden Orten ein Stück weit zu „Buskunden zweiter Klasse“.
Warum hat die Verantwortlichen nur der Mut verlassen, ein Konzept aus einem Guss zumindest testweise auf der ganzen Strecke auszurollen? Der Südkreis hat beim ÖPNV ohnehin schlechte Karten. Haben Sie mal versucht, mit Bus oder Bahn von Olfen nach Dülmen oder Haltern zu kommen?
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
