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Auf den Bus umsteigen und kräftig sparen - neues Abo, viel mehr Service
ÖPNV-Initiative
Das Busfahren auf der Strecke von Olfen nach Münster wird deutlich billiger - und damit eine echte Alternative zum Auto. Doch die Verantwortlichen haben weitere Ideen und Projekte im Köcher.
Kreisdirektor Dr. Linus Tepe kommt bei der virtuellen Vorstellung des neuen Angebotes gleich auf den Punkt: „Das Problem des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist, dass oft die Sprit- gegen die Fahrscheinpreise gestellt werden. Ehrlicher wäre es, die Gesamtkosten für das Auto mit Versicherung, Abnutzung und anderen Ausgaben zu rechnen.“
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist allerdings ein großer Unterschied. Erschwerend kommt für den ÖPNV hinzu, dass die Bereitschaft zum Umstieg auf Bus und Bahn gerade in Pandemiezeiten wenig ausgeprägt ist - um es vorsichtig zu formulieren. Kreis Coesfeld, Regionalverkehr Münsterland (RVM), Stadtwerke Münster und Bürgerlabor Mobiles Münsterland wollen den anspruchsvollen Weg dennoch gehen. Preis und Serviceangeboten sollen die Schlüssel zum Erfolg sein.
„Wir wollen den Preis in eine Größenordnung senken, den die Menschen akzeptieren“, sagt Josef Himmelmann. Der frühere Olfener Bürgermeister engagiert sich seit Jahren für den ÖPNV und ist aktuell Projektkoordinator Bürgerlabor Mobiles Münsterland. Himmelmann schiebt bei der Projektvorstellung eine mögliche Konfrontation gleich zur Seite. „Wir sind keine Autofeinde.“
Mit dem neuen Kommit-Abo auch die Busse in Münster nutzen
Doch an das Zweit- oder Drittauto wolle man schon heran.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind viele Ideen entwickelt und erste Dinge umgesetzt worden. Mit Beginn des neuen Jahres merken es Jahres-Abo-Kunden ganz besonders im eigenen Geldbeutel. Kostete das Abo zwischen Olfen und Münster bislang 159,90 im Monat, zahlen Abo-Kunden seit Anfang Januar 93,20 Euro im Monat - eine Preissenkung um stolze 42 Prozent. Möglich gemacht haben den Schritt „großzügige Förderungen“ von Bund und Land.
Zweiter Baustein ist die Ausweitung des Fahrplans. Von Olfen nach Lüdinghausen und dann weiter über Senden nach Münster fährt mittlerweile zweimal in der Stunde ein Bus. Auf den weiteren Abschnitten wird es noch bequemer mit bis zu vier Fahrten (von Senden nach Münster) in der Stunde. Keine Gedanken müssen sich die bislang rund 500 Abo-Kunden auch über den weiteren Weg in Münster machen.
„Das Ticket berechtigt auch zur Nutzung der Stadtbusse in der Domstadt“, sagt Michael Klüppels, Leiter des RVM-Verkehrsmanagements. „Wir wollen die Ketten komplett haben“, ergänzt Josef Himmelmann. Dazu gehört ein weiteres Bonbon: Abo-Kunden können abends und am Wochenende bis zu vier Personen (maximal zwei Erwachsene) kostenlos mitnehmen.
Mehr Service mit einer neuen App ab Sommer 2022
In Arbeit ist aktuell eine neue App, die möglichst zum 1. Juli an den Start gehen soll. Ihr Vorteil - viele Möglichkeiten wie beispielsweise Bürgerbus-Bestellung in Olfen, E-Scooter-Nutzung in Münster und weitere Angebote aus einer Hand. „Wir arbeiten noch an vielen weiteren Punkten“, sagt Himmelmann.
Bereits umgesetzt ist das 8-Tage-FlexTicket, das neu im Angebot ist. Dabei handelt es sich um acht 24-Stunden-Tickets für eine Person zum Preis von fünf Tickets. Die Tage können die Kunden flexibel auswählen, sie müssen nicht aufeinanderfolgend oder in einem bestimmten Zeitraum genutzt werden. „Damit wollen wir Menschen ansprechen, die wenig Bus fahren“, sagt Matthias Hehl, Geschäftsführer der Westfalen Tarif GmbH.
Michael Klüppels weist eine weitere Möglichkeit hin: Wer das neue Angebot gut findet, sich jedoch nicht sofort für ein Jahres-Abo buchen will, kann sich für zunächst drei Monate binden. Bis Juli 2022 gibt es das Kommit-Abo auch als Schnupper-Abo. Nicht eingebunden ist in die Initiative das Bahnangebot. Allerdings können Bürger der Gemeinde Nordkirchen sparen, wenn sie Kreis Coesfeld täglich unterwegs sind. Auch hier gilt die Preissenkung von rund 40 Prozent.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
