Modellbootbauer treffen sich am Ternscher See
Gäste aus ganz Deutschland
Ihre Lieblinge heißen Seestern, Amalia, Pippilotta oder Neptun: Modellbootsbauer aus ganz Deutschland treffen sich am Wochenende vom 22. bis 24. September am Ternscher See. Jeder der rund 30 Teilnehmer hat 2 bis 4 Boote dabei. Ein Vergnügen für Boots-Fans. Nur eins, das hat den Modell-Kapitänen gefehlt.

Die Bootsbegeisterten des Forums RC Modellskipper trafen sich am Ternscher See, um ihre Schätzchen zu Wasser zu lassen.
Ruhig ist das Wasser auf dem Ternscher See an diesem lauschigen Freitagnachmittag. Und genauso ruhig drehen einige Segelboote dort ihre Kreise. Fast zu ruhig, findet Peter Lienau. Der 51-Jährige wünscht sich Wind, reichlich Wind. „So zwei bis vier Windstärken, dann fühlen wir uns wohl“, sagt er. Mit „Wir“ meint er gleichgesinnte Freunde und Bekannte, die sich dem Modellbau verschrieben haben. Aber nicht irgendeinem – Boote müssen es sein, Segelboote.
Vielfältige Modelltypen: Von ganz klein bis ganz groß
Die „RC-Modell-Skipper" sind ein Zusammenschluss von Modellschiff-Enthusiasten, die sich gerne zum Schiffe fahren, Klönen und Fachsimpeln treffen“, heißt es auf der Internetseite der Skipper. Die Boote, die die Liebhaber bei ihrem Treffen a Ternscher See dabei hatten, reichten von kleinen Schiffen mit einem Gewicht von rund einem Kilo bis hin zu Modellen von 1,90 Metern und einem Gewicht von bis zu 80 Kilogramm.
So war das Modellbau-Treffen am Ternscher See
Diese großen Segelschiffe gehören der sogenannten K-Klasse an. Modellboote sind in verschiedene Klassen unterteilt, damit sie bei eventuellen Regatten fair gegeneinander fahren können. „Es ist wichtig, dass es zu keiner Materialschlacht kommt, denn vom Material bis zur Technik ist in der jeweiligen Klasse alles vorgeschrieben“, sagte Claudia Christenhues von den RC-Modellskippern.
Treffen der Modellboots-Bauer am Ternscher See
Liebhaber der schwimmenden Schätzchen aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz kommen an diesem Wochenende zusammen, um ihre besten Stücke zu Wasser zu lassen. Die ersten 30 Modellbootsbauer, die allesamt in einem Forum im Internet organisiert sind und sich darüber kennen, waren bereits freitags da.
Mehrmals jährlich treffen sich die Modellbauer in verschiedenen Konstellationen und an verschiedenen Seen. Die Anzahl der mitgebrachten Boote in Selm überstieg diese Zahl der Teilnehmer bei Weitem: 80 bis 100 erwartete Organisatorin Claudia Christenhues. „Jeder hat zwei bis vier Boote dabei“, so die 53-Jährige.
Hunderte Arbeitsstunden
In den meisten Kellern und Hobbyräumen der Liebhaber der Segler, Yachten und Arbeitsschiffen schlummern aber meistens noch viel mehr. „Ich baue zeitgleich an mehrern Modellen“, so Christenhues. Über Material und Technik beraten die Hobbysegler in ihrem Forum. Vier Jahre arbeitet Christenhues bereits an einem ihrer Modelle.
Wie lange man braucht, bis ein neuer Modellsatz fertig ist, hänge von der Zeit ab, die man dafür aufopfern wolle. „800 Stunden muss man aber mindestens investieren“, weiß Peter Lienau aus Erfahrung. Viel Zeit, die woanders abgeknapst werden muss. Die Partner duldeten aber meist die Leidenschaft. „Unsere Frauen wissen immer, wo wir sind. Entweder am Wasser oder beim Bauen“, so Lienau.
Kostenfrage: Nach oben sind keine Grenzen gesetzt
Für ein eigenes Modellboot muss man nicht unbedingt tief in die Tasche greifen – ein Kleines sei bereits für um die 200 bis 300 Euro erhältlich. „Um es mit in die Wanne zu nehmen ist es dann aber doch zu teuer“, so Modellkapitän Peter Lienau scherzhaft.
Für die großen Schiffsmodelle ab einem Meter Länge werden dann aber schon schnell 1000 Euro bis 2000 Euro fällig, erklärt der Experte. Nach oben hin seien keine Grenzen gesetzt.
Die großen Schiffe der K-Klasse sind für Windgeschwindigkeiten bis zu Windstärke sieben ausgelegt. „Die kann man noch segeln, wenn andere mit ihrem Hund nicht mehr rausgehen möchten“, beschreibt Lienau die dann herrschende Wetterlage. Die meisten Modellbootfahrer bauen ihre Schiffe selber.
Modellbauer konstruieren Schiffe häufig selber
Zwischen 800 und 8000 Stunden Zeit müsste man dafür je nach Modell investieren. Bei den zeitintensivsten Modellschiffen hätten die Modelle dann auch schon „Museumsqualität“, so Organisatorin Claudia Christenhues.
Ein Modell in Museumsqualität zeichnet sich vor allem durch seine exakt maßstabsgetreue Nachbildung eines Originals aus. Diese seien dann meistens im Maßstab 1:100 gehalten. Bei den RC-Skippern diskutieren die Mitglieder im Forum häufig über Bauberichte, egal „ob Yachten, Segler, Graue Flotte, Airboote, Arbeitsschiffe oder historische Modelle“, heißt es dort.
Viele Modellboots-Segler sind begeisterte Schiffskapitäne
Woher seine Liebe zum Modellbootsbau bei den Mitgliedern kommt? „Ich habe das erste mal mit vier Jahren auf einem echten Boot gesegelt. Seitdem hat mich das nicht mehr losgelassen“, sagt der Hamburger Peter Lienau. Viele der Hobbybootskapitäne seien ohnehin auch „echte“ Segler mit Segelschein, Bootsfahrer oder gar Kapitäne. Wenn man selbst im Winter nicht mehr fahren könne, dann würden viele eben zum Modelboot wechseln.
Das habe ohnehin viele Vorteile, denn mit der passenden Geldbörse ist jeder Wunsch erfüllbar – von der Yacht, die man aus dem Fernsehen kennt oder dem schicken Schiff der letzten olympischen Regatta.
Entspannendes Hobby
„Man kann sich hier die Träume verwirklichen, die im echten Leben nicht möglich sind“, so der Segelbootsfreund. „Und es entspannt“, fügt einer der Modellbauer hinzu, der sichtlich locker in einem Lehnstuhl lümmelt, die Steuerung bequem auf dem Bauch abgelegt. Denn auch, wenn die Segelboote tatsächlich auf Wind angewiesen sind, so ist die Steuerung – links, rechts oder eben geradeaus – ferngesteuert.
Ist es schon mal vorgekommen, dass ein Boot versenkt wurde? Claudia Christenhues überlegt kurz. „Es gibt schon unvorsichtige Genossen und wenn jemand am Ruder pennt, kann man schon mal ein anderes Boot überfahren“, so die Leichtmatrosin.
Das käme aber eher selten vor. Und deswegen wünschten sich Modellbootsfahrer auch stets „Mast und Schotbruch“ und „eine handbreit Wasser unter dem Kiel“.