Mobilitätskonzept Selm Stadt nimmt Bürger weiter mit ins Boot

Mobilitätskonzept Selm: Stadt nimmt Bürger weiter mit ins Boot
Lesezeit

Mehr als 200 Seiten ist es lang: das neue Mobilitätskonzept der Stadt Selm. Einst von der SPD-Fraktion beantragt, liegt jetzt die Endfassung vor. Obwohl: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Erst sollen sich die Bürger Selms dazu äußern. Dann muss der Rat das Konzept absegnen oder - falls er es nicht tut - nachbessern lassen.

Klar ist: Es ist ein Konzept, das langfristig neue Perspektiven für die notwendige Verkehrswende in Selm aufzeigen soll. Das Ziel ist es, den Umweltverbund - bestehend aus dem Fußverkehr, dem Radverkehr und dem ÖPNV - zu stärken und eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs herbeizuführen. Wobei einige Maßnahmen bereits sofort beziehungsweise kurzfristig umgesetzt werden sollen.

So steht es im Konzept, das die Mobildenker GmbH aufgelegt hat. Sie hatte sich zunächst einmal die Wissensgrundlagen beschafft, hatte unter anderem die integrierten Handlungskonzepte für die Stadtteile, das Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept für die Stadt Selm, aber auch Unfalldaten der Polizei hinzugezogen.

Umfangreiche Bürgerbeteiligung

Einer Stärken- und Schwächenanalyse der Rahmenbedingungen für alle Verkehrstypen - Radverkehr, Fußverkehr, ÖPNV (Bus und Bahn), motorisierter Individualverkehr - folgte eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Die Selmer konnten in einem Onlineportal Anregungen und Ideen geben, Kritik äußern. Bei Planungsspaziergängen in Selm-Zentrum, in der Altstadt, in Bork und Cappenberg hatten die Bürger direkt vor Ort die Gelegenheit, ihre Sicht auf die Situation in Sachen Verkehr darzulegen. Ein ganztägiger Workshop mit zufällig ausgewählten Bürgern und ein Arbeitskreis aus Politikern ergänzten die Beteiligung der Öffentlichkeit.

Dabei soll es laut Bürgermeister Thomas Orlowski aber nicht bleiben: „Wir laden alle Selmer Bürger zu einer Bürgerversammlung ein, um sich das Mobilitätskonzept anzugucken, Fragen zu stellen.“ In der Endfassung des Mobilitätskonzepts steht, dass die Abschlussveranstaltung zum integrierten Mobilitätskonzept für die Stadt Selm am Montag, 21. November, im Bürgerhaus Selm stattfindet. Die Uhrzeit ist nicht vermerkt.

Viele Bürger haben Anregungen und Kritik zum Mobilitätskonzept geäußert. Eine der Schwachstellen im Verkehr in Selm: enge Gehwege in der Ludgeristraße.
Viele Bürger haben Anregungen und Kritik zum Mobilitätskonzept geäußert. Eine der Schwachstellen im Verkehr in Selm: enge Gehwege in der Ludgeristraße. © Arndt Brede

Was erwartet die Selmer mit dem Mobilitätskonzept? Maßnahmen, die die Gesamtsituation im Sinne der Stärkung des Umweltverbundes - bestehend aus dem Fußverkehr, dem Radverkehr und dem ÖPNV - und einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs verbessern. Sofort bis kurzfristig (innerhalb von drei Jahren) sind laut Konzept beispielsweise folgende Maßnahmen anzupacken:

  • Erhöhung des Komforts und der Verkehrssicherheit im Fußverkehr. Das heißt unter anderem: Freiräumen von Geh- und Radwegen von Gegenständen wie Fahrgastunterständen, Strom-/Verteilerkästen, sofern die die Restgehwegbreite nicht ausreichend ist. Das heißt aber auch: Verbesserung der Oberflächenbeläge von Gehwegen, vor allem zur Herstellung einer Barrierefreiheit und zur Erhöhung des Komforts.
  • Überprüfung/Anpassung von verkehrsrechtlichen Anordnungen. Was sperrig klingt, ist unter anderem die Aktualisierung von Verkehrszeichen und die Erneuerung von Furtmarkierungen und Radfahrpiktogrammen.
  • Aufstellung eines Sanierungsprogramms für Radwege. Im Rahmen von Kontrollfahrten (optimalerweise mit dem Fahrrad) sollten Mängel dokumentiert, mit Prioritäten hinsichtlich der Behebung versehen und nach Priorität behoben werden.

Verbesserungen im Bus- und Zugangebot - etwa durch eine Taktverdichtung auf der Zugstrecke Dortmund-Enschede auf 30 statt 60 Minuten - gehören aufgrund der Komplexität zu den mittel- bis langfristigen Maßnahmen.

Mit Video: Darum zieht eine Fahrraddemo mit Kindern durch Borks Straßen

Einbahnstraßenregelung für die Bahnhofstraße Bork? Nichts entschieden

Bürgerbus für Selm: Kommt das Thema jetzt ins Rollen?