Martina van Boxen: „Es besteht Hoffnung, dass wir das in den Griff bekommen“

Autorin im Interview

Martina van Boxen hat das Theaterstück „Nalu und das Polymeer“ 2016 geschrieben und am Jungen Schauspielhaus Bochum, das sie 13 Jahre führte, inszeniert. Was sagt sie zu dem Projekt?

Selm

, 13.03.2019, 09:16 Uhr / Lesedauer: 2 min
Martina van Boxen arbeitet inzwischen in Dresden.

Martina van Boxen arbeitet inzwischen in Dresden. © van Boxen

Wir haben Martina van Boxen an ihrer neuen Wirkungsstätte Dresden erreicht und befragt: zu „Nalu“, den jungen Selmer Schauspielerinnen und Schauspielern und zu Plastik.

Welch ein großes internationales Problem Plastikmüll ist, lässt sich zurzeit nahezu täglich in den Nachrichten sehen. War das auch schon so, als Sie das Stück schrieben?

Das Problem besteht ja schon wesentlich länger ,und das war der Beweggrund für mich, das Stück zu schreiben. Wenn die Kinder für dieses Problem sensibilisiert werden, besteht Hoffnung dass wir das noch in den Griff bekommen ...

Den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern in Selm ist es in den ersten Wochen des Einstudierens noch gar nicht bewusst, dass es um Plastikmüll geht, um Polymere. Für die Selmer Kinder steht vielmehr das Miteinander der Menschen im Mittelpunkt. Finden Sie das schlimm?

Das finde ich nicht schlimm. Es immer besser, erst mal einfach nur Spaß an einer Sache und Spaß miteinander zu haben. Dann fällt es später leichter, sich auch auf schwierige Themen einzulassen. Ich bin sicher, dass Natalie den Kindern das Thema zum richtigen Zeitpunkt nahe bringt.

Benutzen Sie selbst Plastiktüten?

In der Tat habe ich mein Verhalten, was diese Dinge betrifft, sehr geändert. Es gelingt mir nicht 100-prozentig, aber Plastiktüten benutze ich so gut wie gar nicht mehr.

Kann Theater gesellschaftliches Verhalten ändern? Ist es eine „moralische Anstalt“, wie Schiller einst sagte?

Ich bin so altmodisch, das zu glauben. Also, ja. Vor allem im Bereich des Kinder- und Jugendtheaters. Dazu muss es aber inhaltlich und ästhetisch anspruchsvoll gemacht sein. Einfach nur pädagogisch wertvoll reicht nicht. Es muss gelingen, die Kinder zu packen. Und das gelingt nur, wenn man sie mit ihren Ansprüchen ernst nimmt.

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Zur Zeit inszeniere ich an der Dresdner Bürgerbühne ein Stück mit 13 muslimischen Frauen. Die Jüngste ist 11, die Älteste 68. Es sind sehr gläubige Frauen dabei, aber auch Frauen, die nicht gläubig sind. Diese Arbeit ist hoch spannend. Das Stück heißt: „Ich bin Muslima. Haben Sie Fragen?“ sy-

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