
© Luca Füllgraf
Kunst gegen die Trauer: Anna Schüler lädt in Selm zum gemeinsamen Malen
Hospizarbeit
Die Selmer Künstlerin Anna Schüler hat schon lange Respekt für die Arbeit der Hospizgruppe. Nun hilft sie selbst mit und lädt Angehörige ein, zusammen Kunst zu machen. Profi muss dafür niemand sein.
Wer einen geliebten Menschen verliert, der weiß oft nicht, wohin mit sich. Seit fast 20 Jahren hilft die Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen e. V. in dieser Situation. Ab Mai wird dort auch die Selmer Künstlerin Anna Schüler beim Trauern helfen - auf ihre Art.
Dann gibt es ein Traueratelier in den Räumen des Hospizvereins. An vier Abenden im Mai können Angehörige dann künstlerisch ausdrücken, was sie vielleicht nicht zu sagen vermögen. Am 3. Mai findet eine erste Infoveranstaltung zum Traueratelier „Erleben und Erinnern“ statt. Mindestens vier und höchstens zehn Teilnehmer sollen es am Ende sein, die von Anna Schüler und Hospizgruppen-Koordinatorin Dorothea Stockmann begleitet werden.
Künstlerin erfindet sich neu
„Ich wollte noch Mal was richtig Sinnvolles machen“, sagt die Selmer Künstlerin Schüler. „Kunst ist eigentlich immer egozentrisch.“ Das wollte sie nicht mehr. Fast 20 Jahre lang brachte sie in ihrer Malschule im Atelier „kuns T raum“ anderen Menschen das Malen bei. Damit ist nun Schluss.
Stattdessen begann sie vor Kurzem mit über 60 Jahren noch Bildungswissenschaften zu studieren. Außerdem absolvierte sie schon vor einiger Zeit eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin und arbeitet für die Hospizgruppe.

Die Selmer Künstlerin Anna Schüler wagt noch Mal etwas Neues. © Luca Füllgraf
Schüler habe schon immer große Sympathie und Respekt für die Arbeit der Hospizgemeinschaft gehabt und unterstützte sie auf verschiedene Weisen. Beispielsweise wurde Bilder von ihr für den guten Zweck versteigert, andere hängen in den Räumen des Hospizvereins an der Kreisstraße.
Den Schritt, selbst bei der Hospizarbeit zu helfen, traute sie sich aber erst vor kurzem zu. Jetzt möchte sie mit dem Traueratelier helfen. Mit einem Vorurteil will sie dabei direkt aufräumen.
Kunst braucht kein Talent
„Allein das Wort Kunst sorgt bei vielen Menschen gleich für Schrecken, dabei braucht es für den Kurs gar kein Talent“, sagt Schüler. „Ich bringe das Material mit und zeige was möglich ist.“ Das könnten ganz verschiedene Sachen wie Papier und Spachtel, Stoff und Messer sein. Vorgaben gibt es keine.
„Es darf auch rabiat zugehen“, sagt Schüler. Es wird geklebt, gekratzt, gemalt und geschnitten. „Es muss nicht schön sein“, sagt Schüler. „Es kann auch wirr, traurig oder fröhlich sein, Hauptsache es ist ehrlich und authentisch.“ Etwas in die Bilder der anderen hineininterpretieren werde ohnehin niemand.

Von hell bis dunkel: „Es darf auch rabiat zugehen“, sagt Künstlerin Anna Schüler. © Luca Füllgraf
„Vielen Menschen fällt es in der Trauer nicht leicht zu reden“, sagt Bianca Krumminga, Koordinatorin der Hospizgruppe Selm-Olfen-Nordkirchen e. V.. Beim Malen brauche niemand zu sprechen und doch könne die Trauer verarbeitet werden. „Ich kenne das von mir selbst“, sagt Schüler.
Niemand müsse in dem Kurs zum Künstler werden. Es gehe viel mehr darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, einen guten Umgang mit dem Todesfall zu finden. „Und wenn dann jemand merkt, dass er oder sie lieber Marathon läuft, dann ist es auch gut“, sagt sie.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
