
© Günther Goldstein
Krötenwanderung im März: Die Waldschule Cappenberg ist bereit
Naturschutz
Die grünen Amphibienzäune stehen, die Helfer warten - aber noch lassen die meisten Kröten in Cappenberg auf sich warten. Erst wenn die Temperaturen steigen, beginnen sie mit ihrer Wanderung.
Dämmerung, sanfter Nieselregen und Temperaturen von mehr als acht Grad. Das sind die Bedingungen, bei denen die Kröten aus den Cappenberger Wäldern im Frühjahr zurück zu ihren Laichgewässern wandern. Damit sie auf diesem Weg nicht plattgefahren werden, kümmert sich in diesem Jahr die Waldschule Cappenberg wieder um ihren Schutz.
Jeden Morgen um halb 10 gehen die beiden FÖJlerinnen Sina Hermann und Kim Schmitt den grünen Schutzzaun am Dreischfeld in Cappenberg entlang und suchen nach den Tieren. Bisher bleiben die Eimer aber meist leer. Erst 99 Kröten, Frösche und Molche mussten gerettet werden.
Amphibienzaun am Dreischfeld
Mit Regen und Dämmerung klappt es zwar schon, aber über die Temperaturmarke von acht Grad klettert das Thermometer noch selten. „Bedingt durch die Minustemperaturen nachts, hat die Amphibienwanderung erst zu einem Bruchteil begonnen“, erklärt Kim Schmitt. Gemeinsam mit Sina Hermann absolviert sie ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) an der Waldschule und koordiniert das Amphibienschutzprojekt.

Kleine grüne Zäune entlang des Dreischfeld: 350 Meter Amphibienzäune baute die Waldschule Cappenberg im Februar auf. © Günther Goldstein
Begonnen haben sie Mitte Februar damit, die grünen Amphibienzäune aufzubauen. Das sei eine präzise und anstrengende Arbeit, sagt Martina Schmidt von Boeselager, Leiterin der Waldschule.
Etwa 350 Meter lang ist der Zaun am Dreischfeld. 20 Eimer wurden in einem Abstand von 15 Metern in die Erde gelassen und sollen die Tiere zu ihrem eigenen Schutz einfangen. Damit andere Tiere wie Mäuse oder Käfer nicht mit im Eimer landen, steht in jedem Eimer ein Stock, um die Flucht zu ermöglichen.
Wenig Helfer durch Corona
„Dieses Jahr ist alles ein wenig minimiert“, sagt Kim Schmitt. Das Dreischfeld sei eigentlich nur eines von acht Gebieten, in dem die Waldschule gerne Amphibien vor dem Tod auf der Straße retten würde.
Aber nur 14 Freiwillige halfen beim Ziehen der Zäune. Das liege sicher auch an Corona, mutmaßt Schmitt. Gruppen wie die Freiwillige Feuerwehr hätte in diesem Jahr leider passen müssen. Die AWO-Tagesstätte half immerhin an einem Tag mit vier Freiwilligen.
Nach dem mühsamen Aufbau folgt jetzt das Vergnügen. Jeden Morgen werden bei einem Kontrollgang die Eimer begutachtet. „Gerade Familien mit Kindern haben sich engagiert bei uns gemeldet“, sagt FÖJlerin Schmitt.
In den Eimern finden sie vor allem Erdkröten, bisher 72 von ihnen, sieben davon als Paare - das kleinere Männchen auf dem Rücken des Weibchens. Außerdem wurden sechs Teichmolche, vier Grasfrösche, zwei Wasserfrösche und ein Bergmolch gerettet. „Wir bringen die Tiere über die Straße, setzen sie jedoch so nah wie möglich an den Laichgewässern ab“, so Schmitt. Die Gewässer liegen nur 30 Meter von der Straße entfernt.
Höhepunkt Mitte März
Ab Mitte März soll es dann richtig losgehen - sowohl für die Kröten, als auch für ihre Helfer. „Denn erst sobald nachts Temperaturen zwischen 6 und 8 Grad herrschen, beginnen die meisten Tiere zu laufen“, erklärt Schmitt. Bis Ende April läuft die Wanderung dann in der Regel. Dann bittet Waldschulenleiterin Schmidt von Boeselager auch Autofahrer nachts vorsichtig zu fahren.
„In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Tiere reduziert“, sagt Schmidt von Boeselager, die sich seit 30 Jahren mit dem Thema beschäftigt. 925 Amphibien waren es im Jahr 2020, 2015 noch 5197. Obwohl es immer Wellenbewegungen gegeben habe, sei dieser Rückgang bemerkenswert. Natürlich sei auch die Korrelation zu den heißen und trockenen Sommern der letzten Jahre auffällig. Auch ohne Autos wurden die Bedingungen für die Kröten zunehmend schwieriger.
Neu in Ahaus, neu im Münsterland und neu in NRW. Aber ein frischer Blick auf die Dinge soll ja bekanntlich helfen, zumindest hofft er das. Pendelte beruflich bisher zwischen Lokal- und Sportjournalismus und kann sich nur schwer entscheiden.
