
Der schwimmende Hochseilgarten im Ternscher See wurde von unserer Redakteurin Leonie Freynhofer ausgetestet. Völlig trocken kam sie aber nicht durch die ganzen Kletterelemente. © Sophie Schober
Kletterspaß im Ternscher See: „Beim Selbsttest wachse ich über mich hinaus“
Aqua Climb
Ende Juli hat der „Aqua Climb“ auf dem Ternscher See offiziell eröffnet. Den größten schwimmenden Hochseilgarten Deutschlands mussten wir als Redaktion natürlich ausprobieren. Ein Selbsttest.
Zur Eröffnung des Aqua Climb im Ternscher See haben wir die Anlage 2022 getestet. Dieser Artikel erschien bereits am 5. August 2022.
Höhenangst habe ich keine und das Klettern bin ich durch meine Bergurlaube und die Boulderhalle auch gewöhnt. Also kann bei meinem Selbsttest in dem Selmer Klettergarten „Aqua Climb“ eigentlich gar nichts schiefgehen. Wie der Name aber schon verrät, ist das kein normaler Hochseilgarten, sondern einer auf dem Wasser – genauer gesagt auf dem Ternscher See. Und eine Wasserratte bin ich allemal nicht. Die größte Sorge, bevor ich auf das Gerüst mit dicken Tauen, Leitern, Seilen, Treppen und einer Zipline steige ist daher: Hoffentlich plumpse ich nicht schmerzhaft ins Wasser. Meine Brille ist die zweite Befürchtung. Wenn die nämlich in den Ternscher See fällt und untergeht, bin ich ein ziemlich blindes Huhn.
Kleiner Spoiler vorab: Meine kleinen Ängste waren völlig unbegründet. Aber von vorn. Bevor es für mich auf den Hochseilgarten in der Wasser-Edition geht, gibt’s einen Outfit-Wechsel: von Sommerklamotten rein in Badeanzug, spezielle Wasserschuhe und eine knallrote Schwimmweste. Letztere braucht es laut Andrea Lüke, sportliche Leiterin am Ternscher See, um beim Fall in den See nicht so tief einzutauchen, und sie gibt auch Sicherheit. Ich stülpe mir zusätzlich eine GoPro auf den Kopf, um den Kraxel-Spaß im Video festzuhalten.
Ehrgeiz hat nach der ersten leichten Route gepackt
20 andere Kletterbegeisterte haben mit mir einen Slot gebucht, der immer eine Stunde dauert. Bei 32 Grad ist die kurze Abkühlung zwischen dem Ufer und den Stufen, durch die ich auf das Riesengerüst gelange, ziemlich angenehm. Doch dann wird es ernst. Drei Schwierigkeitsstufen gilt es zu überwinden. Während sich einige aus meiner Gruppe direkt an der schwarzen Route (schwer) versuchen, lasse ich es langsam angehen und wähle den leichtesten Parcours, der mit der Farbe Blau markiert ist.

Auf den vielen Seilen, die zwischen den runden Plattformen gespannt sind, gilt es, das Gleichgewicht zu halten. © Jura Weitzel
Dünne Seile, ein Spinnennetz und eine Brücke, ebenfalls aus Seilen, erwarten mich. Dazwischen kann ich mich immer wieder auf die runden Plattformen retten und kurz verschnaufen. Am hinteren Ende des Hochseilgartens schwinge ich mich dann auf die Zipline, die aus einem Fußball, ummantelt mit dicken Tauen, besteht, und fühle mich irgendwie in meine Kindheit auf den Spielplatz zurückversetzt. Ein bisschen Schwung bekomme ich von einem meiner Mitstreiter und fahre relativ sanft ins Wasser.
Jetzt hat mich der Ehrgeiz gepackt, und ich steige von blau auf rot um – mittlere Schwierigkeit. Zunächst warten ein langes Seil für meine Füße und ein über mir gespanntes Kreuz auf mich. Irgendwie ziemlich wackelig, aber mit ein bisschen Balancegefühl schaffe ich es auf die nächste Plattform. Ohne zu wissen, was gleich auf mich wartet, biege ich rechts ab und habe nun zwei waagerechte Seile vor mir. Bei der kleinen Mitstreiterin, die vor mir diese Hürde überwunden hat, sah es ganz einfach aus. Weit gefehlt, aber irgendwie kriege ich auch diesen Kletterakt trocken über die Bühne.
Unverhofft auf die schwarze und schwerste Route abgebogen
Und dann merke ich erst, dass ich nun vor einer schwarzen Route stehe – das war anders geplant. Aber ich denke mir: Mehr als nass kann es nicht werden. Und meine Brille habe ich gut unter der GoPro festgeklemmt. Fünf Pendelsitze, die sonst an Seilbahnen befestigt sind, hängen vor mir. Sich draufstellen, ist keine gute Idee, habe ich gelernt. Denn ein Junge vor mir beförderte diese Technik direkt ins Wasser. Ich versuche es im Sitzen – und es funktioniert. Von Sitz zu Sitz kämpfe ich mich immer weiter. Langsam lässt die Kraft in meinen Armen nach. Kurz verschnaufen und weiter geht’s. Total aus der Puste schaffe ich es zum anderen Ende und bin komplett überrascht über meine eigenen Fähigkeiten.
Das Gute an dem Konzept auf dem Kletterpark ist, dass ich jetzt nicht direkt eine schwarze Route weiterklettern muss, sondern auf Rot wechseln kann. Denn anders als bei einem Hochseilgarten in den Bäumen gibt es kein richtiges Kletterende, außer man fällt ins Wasser. Ich schlängle mich weiter über Seile, kleine Brücken und Treppen. Dann ruft mir Andrea Lüke, die immer auf einem Schlauchboot um das Klettergerüst herumfährt, zu: „Dahinten ist so ein Tau, geh da mal hin.“

Die Pendelsitze kennt man sonst nur von der Seilbahn auf dem Spielplatz. Im Kletterpark auf dem Wasser werden sie zur kraftraubenden Hürde. © Screenshot
Gesagt, getan. Vor mir steht noch ein kleiner Junge. Dann bin ich an der Reihe. Ich hole mir noch den Tipp ein, relativ weit unten an das dicke Seil zu fasen. Ich klammere mich dort fest, hole Schwung und nach gefühlt einer Sekunde ist es auch schon vorbei und ich platsche mit voller Wucht ins Wasser. Der Aufprall kam plötzlich, doch die Schwimmweste lässt mich zum Glück nicht tief sinken.
Kein billiger, aber spaßiger und abwechslungsreicher Kletterspaß
Zum Abschluss will ich noch einmal einen Teil der schwierigsten Route versuchen: eine Leiter, die waagerecht zwischen zwei Plattformen gespannt ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es maximal bis zu Hälfte schaffe und dann in den Ternscher See eintauche. Schnell reibe ich mir noch meine Hände an einem Gerüstteil trocken, um mich möglichst gut an den Leiterstufen festhalten zu können.

Ein Kletterelement ist eine waagerecht gespannte Leiter. Sprosse für Sprosse kämpft sich unsere Redakteurin bis ans Ende. © Screenshot
Und dann hänge ich dran, eins, zwei, drei, vier, ich bin grob in der Mitte angelangt. Kraft ist noch da, jetzt nicht aufgeben, sage ich mir innerlich. Mit gezielten Griffen schnappe ich mir eine Sprosse nach der anderen. Und wieder schaffe ich es trockenen Fußes auf die andere Seite. Das dicke Tau, das aber dann auf mich wartet, ist mein Endgegner. Im Sitzen funktioniert es nicht, also habe ich keine andere Wahl, als es im Stehen zu versuchen. Schlussendlich verlässt mich mein Balancegefühl, und ich tauche mal wieder ab ins kühle Nass.
Während die anderen aus der Gruppe noch eifrig weiterklettern und sich immer wieder gegenseitig Tipps geben, geht es für mich nach 40 Minuten zurück ans Ufer. Zeit für ein Fazit: Mit 20 Euro für Erwachsene ist der Kletterspaß nicht gerade billig. Doch das, was einem dort in einer Stunde geboten wird, ist den Preis wert. Die einzelnen Hürden sind abwechslungsreich gestaltet, sodass sowohl Laien als auch Geübte sich dort hindurchkämpfen können. Besonders gefallen hat mir, dass ich zwischen den einzelnen Schwierigkeitsstufen immer wieder wechseln kann. Mit der Zeit wäre es durchaus angebracht, die Parcours-Elemente zu tauschen, damit es auf Dauer nicht langweilig wird.
Seit 2016 hat mich der Lokaljournalismus gepackt. Erst bei der NRZ und WAZ gearbeitet, dann in Hessen bei der HNA volontiert. Nun bei den Ruhr Nachrichten als Redakteurin zu Hause. Wenn ich nicht schreibe und recherchiere, bin ich in den Bergen beim Wandern und Klettern unterwegs.
