Junges Paar aus Selm geht gern auf die Jagd Nur einer von beiden greift auch zur Waffe

Junges Paar geht gern auf die Jagd: Nur einer von beiden greift zur Waffe
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Jacqueline Ehlers ist Jägerin. Marc Dohms auch. Jägerin beziehungsweise Jäger zu sein, ist eines der Hobbys, die das Paar verbindet. Und doch haben die beiden unterschiedliche Sichtweisen auf die Jagd. Nämlich wenn es darum geht, ob geschossen wird oder nicht.

Jacqueline Ehlers, Studentin der Rechtswissenschaften, darf sich seit diesem Jahr Jägerin nennen. „Ich bin durch Marc erst auf das Jagen gekommen“, erzählt die 28-Jährige. Sie habe zu ihrem Partner immer gesagt: „Ich möchte das unbedingt machen, wegen des Wissens und der Tradition, zum Beispiel des Jagdhornspielens. Aber ich möchte unbedingt für Rebhühner, Fasane, also für das Wild, das in den letzten Jahren zu kurz gekommen ist, vor allem wegen der hohen Raubtierbestände, Futterbestände auffüllen und Rückzugsmöglichkeiten schaffen.“ Deswegen will sie auch keine Tiere schießen.

Population lenken durch die Jagd

Bei ihrem Freund Marc dagegen kommt das Gewähr durchaus zum Einsatz, aber eher selten, wie er berichtet. „Ich bin zu 95 Prozent des Jahres in Wald und Flur unterwegs und schieße nicht“, sagt der 30-Jährige Oberbrandinspektor bei der Berufsfeuerwehr Dortmund. Ihm gehe es um die Hege und Pflege des Wildes. „Wir sorgen dafür, dass Grünschnitt gemacht wird und schauen, das Bodenbrüter ihre Rückzugsmöglichkeiten haben.“ Als Jäger greife er bei Beutegreifern ein und, wenn eine Population, wie etwa beim Rehwild, zu groß werde. Dann schieße er eben, erklärt der Selmer.

Jäger schießen laut Marc Dohms auch nicht zum Spaß: „Wir verwenden alles vom Rehwild. Das, was wir vom Fleisch nicht essen können, also auch Reste, werden zu Wurst oder Nebenprodukten verarbeitet. Alles andere verwenden wir für die Hundeausbildung.“

Der Landesjagdverband NRW hat mehr als 65.000 Mitglieder.
Der Landesjagdverband NRW hat mehr als 65.000 Mitglieder. © picture alliance / dpa

Aus Sicht der Tierschutzorganisation Peta gebe es hingegen keine Notwendigkeit für die Jagd. Andere Kritiker sagen, dass die Natur und Tiere alles selber regeln - ohne den Menschen. Elmar Berks, Jäger und Förster im Revier von Sebastian Graf von Kanitz, ist da anderer Meinung: Dam- und Rehwild würden beispielsweise Knospen und Zweige an Bäumen abbeißen. „Das dürfen sie ja auch. Nur müssen wir eingreifen, wenn es zu viel wird, damit der Wald als unsere Lebensgrundlage geschützt wird und die nächste Waldgeneration somit gesichert ist“, erklärt Berks. Außerdem sei es ja gleichzeitig auch der Lebensraum der Tiere, der auf diese Art geschützt werden soll.

Ein weiterer Aspekt, den der Förster und Jäger ins Feld führt, dass Menschen heutzutage in einer Kulturlandschaft leben, also einer vom Menschen umgestalteten Naturlandschaft. Und gerade hier könne man laut Elmar Berks nicht einfach auf die Jagd verzichten. „Wir Menschen haben das so geschaffen und möchten das ja auch erhalten. Daher müssen wir Wildschäden in Forst- und Landwirtschaft verhindern.“

So viel totes Haarwild registrierte der Jagdverband NR$W in der Jagdsaison 2021/2022:

  • Rehwild: 117.456 Tiere. Davon waren 29.737 Tiere sogenanntes Fallwild, also Wild, das ohne Gewalteinwirkung eines Jägers zu Tode kommt, beispielsweise durch Krankheit, Hunger oder Kälte. Die Zuordnung von bei Wildunfällen getötetem Wild ist nicht vollkommen einheitlich, im Allgemeinen wird es jedoch dem Fallwild zugerechnet.
  • Schwarzwild: Von 49.566 toten Tieren waren 2033 Fallwild.
  • Feldhasen: 58441 tote Tiere gab es, wovon 11911 Fallwild waren.
  • Wildkaninchen: Von 29027 toten Wildkaninchen zählten 6210 als Fallwild.
  • Füchse: 3280 der insgesamt 49.804 toten Füchse zählen zum Fallwild.
  • Waschbären: 25124 Tiere kamen ums Leben. 1712 als Fallwild.

Der Landesjagdverband NRW hat über 65 600 Mitglieder. Der Frauenanteil innerhalb des Landesjagdverbandes liegt bei 12 Prozent, Tendenz steigend. Die durchschnittliche Jägerin in NRW ist 47 Jahre alt, der durchschnittliche Jäger 54 Jahre. Insgesamt gibt es in NRW über 97 000 Jagdscheininhaber.

Jägerinnen und Jäger kommen laut dem Jagdverband NRW aus der Mitte der Gesellschaft: Berufstätig sind 63 Prozent, deutlich mehr als in der Gesamtbevölkerung. Die derzeit ausgeübten Berufe werden angeführt von (Fach-) Arbeitern, Angestellten und Beamten mit 27 Prozent. Leitende Angestellte und Beamte im gehobenen Dienst machen 18 Prozent aus. Unter den Jägerinnen und Jägern in Deutschland sind zudem 10 Prozent Selbstständige, 5 Prozent Freiberufler sowie 3 Prozent Land- und Forstwirte.

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