Es passiert nicht so häufig, dass sich Ratsmitglieder innerhalb der laufenden Legislaturperiode zurückziehen. Jochen Westermann (CDU) hat es getan. Seit dem 1. Januar 2024 gehört er dem Selmer Stadtrat nicht mehr an. Schweren Herzens habe er das getan, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Und führt seine Gründe an.
„Ich habe vier Töchter, die mich fordern“, sagt der 42-Jährige mit einem Lachen. „Die kommen in ein interessantes Alter und das möchte ich nicht verpassen. Das Zeitfenster wurde immer enger für mich.“ Zweiter Grund für den Rückzug: Er habe eine neue berufliche Herausforderung angenommen. Details verrät er nicht. „Landwirt bleibe ich aber.“
Jochen Westermann ist seit 2009 Mitglied des Selmer Rats gewesen. Ab 2019 war er Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Rechnungsprüfungs- und Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss waren weitere Schwerpunkte seiner politischen Arbeit. Wenn er auf die Arbeit in den Ausschüssen und gerade im Stadtentwicklungsausschuss zurückblicke, „waren es immer demokratische Entscheidungen, die wir getroffen haben“.
Insbesondere die Entscheidungen für die Gewerbeansiedlungen, die Weiterführung angeschobener Projekte und Klimaschutzmaßnahmen. „Mir war es immer wichtig, mit allen zusammen zu arbeiten und fair miteinander umzugehen.“ Denn nur gemeinsam könne man etwas für die Stadt Selm und ihre Bürgerinnen und Bürger erreichen.

Gerade als Landwirt sei es ihm wichtig gewesen, „den Blick der Landwirtschaft mit rein zu nehmen, dass die Landwirte Gehör finden“. Sie verschaffen sich ja derzeit jede Menge Gehör. Dazu hat Westermann - studierter Diplom-Agraringenieur - eine klare Haltung.
Es gehe den meisten Landwirten nicht nur darum, dass Subventionen weiter fließen, sagt er: „Es geht auch darum, darauf hinzuweisen, dass in letzter Zeit sehr viele politische Entscheidungen gefallen sind, die uns wenig Sicherheit geben. Als ich von der Uni wiederkam, hatte ich eine Perspektive. Das haben viele im Moment nicht. Wenn die fertig werden, gehen sie oft in andere Bereiche, machen irgendwas anderes, weil sie im Grunde Angst haben, zu investieren, weil die Planungssicherheit nicht da ist. Da gehen uns eine ganze Menge guter Leute, die sonst vielleicht in der Landwirtschaft geblieben wären, verloren. Man darf nicht vergessen: Wer eine landwirtschaftliche Ausbildung oder einen Hintergrund hat, ist in der Wirtschaft herzlich willkommen.“
Viel Lob von der eigenen Fraktion
Zurück zur kommunalpolitischen Rolle des Jochen Westermann: Wird er weiter aktiv in der CDU Selm mitwirken? „Ich werde sicher weiter Mitglied sein“, antwortet er. „Aber ich habe mich erstmal aus der aktiven Seite verabschiedet.“ Der CDU sei er sehr dankbar, dass er viel gelernt, viele Kontakte geknüpft habe. „Man kann in der Lokalpolitik etwas bewegen und ich glaube, dass wir auch parteiübergreifend in Selm etwas bewegt und sichtbar verändert haben.“
Von seiner Fraktion gibt es Lob für seine Arbeit. In einer Pressemitteilung heißt es unter anderem: „Die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Selm schätzt Jochen Westermann als einen engagierten Praktiker mit wertvoller Erfahrung, die er erfolgreich zur Findung tragfähiger Kompromisse eingesetzt hat. Seine umsichtige, ausgleichende und besonnene Sitzungsleitung im Ausschuss gehörte zu seinen über die Fraktionsgrenzen hinweg anerkannten Eigenschaften.“
Nachfolge ist schon geregelt
In die politischen Fußstapfen Jochen Westermanns schlüpft Nils Hillner, der über die Reserveliste nachrückt. Seit dem 8. Januar ist der Chef der CDU-Ortsunion Selm und stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende auch Mitglied der Ratsfraktion. Fraktionsgeschäftsführer ist er bereits.
Die Fraktion hat ihn einstimmig als neuen Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung, Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz nominiert. Auch Westermanns Sitze im Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss sowie im Wahl- und Wahlprüfungsausschuss soll er nach dem Willen der Fraktion übernehmen. Ob es so kommt, entscheidet sich in der ersten Ratssitzung des Jahres am 18. Januar. Dann soll Nils Hillner auch als Ratsmitglied verpflichtet werden.
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