In der Region gibt es immer weniger Wild

Viele Jagden abgesagt

Der Herbst und der beginnende Winter sind die bevorzugten Jahreszeiten für die Treibjagd. Sowohl Jäger als auch Naturschützer stellen allerdings seit einigen Jahren fest, dass sich der Wildbestand in der Region kontinuierlich verringert. Die Gründe dafür werden unterschiedlich bewertet.

SELM

, 15.11.2016, 05:31 Uhr / Lesedauer: 2 min
Jäger im Münsterland haben mehrere Jagden abgesagt - es gibt zu wenig Wild.

Jäger im Münsterland haben mehrere Jagden abgesagt - es gibt zu wenig Wild.

Wenn das Kalenderjahr endet, dann gehören im Münsterland Jäger in der Natur zum gewohnten Bild. Die Stimmung bei der beginnenden Jagdsaison scheint allerdings getrübt, denn es gibt derzeit nur wenig Wild. Schon seit einigen Jahren ist diese Entwicklung zu beobachten.

Die Zahlen sind eindeutig: Im Jagdjahr 2007/2008 wurden in NRW 170.222 Feldhasen und 192.973 Fasane erlegt, im vergangenen Jagdjahr 2014/2015 waren es noch 61.562 Feldhasen (minus 64 Prozent) und 45.251 Fasane (minus 76 Prozent). 

Deutlicher Rückgang

Die Jäger Albert Mehring und Matthias Kortenbusch haben mit weiteren Kollegen in den Olfener Bauerschaften Rechede und Kökelsum ein Jagdrevier gepachtet. Sie können den Rückgang von Wildtieren ebenfalls bestätigen. Sie erinnern sich: Im Dezember 2010 lagen 26 Feldhasen und mehr als 30 Fasane auf der Strecke, in 2015 waren es noch drei Hasen und acht Fasane. Die Jäger reagieren darauf.

Nicht nur im Revier der beiden Olfener Jäger, auch viele andere Jagdkollegen sagen momentan einige Niederwildjagden ab, die seit vielen Jahren traditionell durchgeführt werden. Zusätzlich werden diese Jagden auch noch zeitlich und personell gekürzt. „Wenn zu wenig Wild da ist, reagieren wir darauf“, verspricht Albert Mehring. 

Dass sich die Zahlen so stark verringern, besorgt die Jäger. Sie suchen nach Gründen. Aber selbst Wissenschaftler seien ratlos, sagt Mehring. „Sicherlich wird die großflächige Bewirtschaftung der Ackerflächen ein Grund sein. Auch die großen und schweren Erntemaschinen haben bestimmt einen Einfluss auf den Wildbesatz.“ Auch der Einsatz von Planzenschutzmitteln trage möglicherweise zu der Entwicklung bei. 

Aufklärungsarbeit

„Aber diese Entwicklungen in der Landwirtschaft lassen sich nicht zurückdrehen. Die Landwirtschaft hat sich genauso verändert wie andere Lebensbereiche.“ Die beiden Jäger machen aber auch Greifvögel als Feinde des Wildes aus, Krähen und Elstern, auch der Storch hole sich junge Hasen. Und frei laufende Hunde und Katzen machten vor jungen Wildtieren nicht Halt. „Hier versuchen wir immer wieder aufzuklären“, sagen die beiden.

Anders sieht es Silvia Lippert, Sprecherin der ortsansässigen Gruppe des BUND. Dass bei der Bewirtschaftung von Äckern Tiere sterben, steht für die Naturschützerin außer Frage. Dass dies jedoch der Hauptgrund für die sinkenden Zahlen ist, bezweifelt Lippert: "Die Maschinen, mit denen die Äcker bewirtschaftet werden, haben sich in den letzten Jahren nicht so stark verändert, als dass sich ein so starker Rückgang allein damit rechtfertigen lassen würde."

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Generell bestätigt Lippert, dass sich das Wildaufkommen in den letzten Jahren reduziert habe. Sie sieht die Probleme allerdings vorrangig an anderer Stelle: "Der Flächenfraß ist enorm. Zahlreiche Baugebiete nehmen den Tieren den Lebensraum weg." Das Wohngebiet am Kreuzkamp, die Erweiterung des Ternscher Sees, Neubau von Discountern und Kreisverkehren - all das seien nur einige Beispiele der vergangenen Jahre, die zeigen, wie viel Platz für wilde Tiere verloren geht. Für Lippert ein ganz klarer Fall: "Wenn die Tiere keinen Lebensraum haben, dann gehen die Bestände notwendigerweise zurück." 

Hoch- und Niederwild
Die Begriffe Hochwild und Niederwild haben ihren Ursprung im Mittelalter. Der hohe Adel beanspruchte das Recht zur Jagd auf „edle Wildtiere“, wie Hirsche oder Wildschweine für sich. Der niedere Adel hingegen musste sich mit der Jagd auf „einfache Wildtiere“ begnügen. Klassischerweise werden zum Niederwild Feldhasen, Rebhühner, Fasane, Stockenten, Kaninchen und Rehe gefasst. Es zählen aber auch noch eine ganze Reihe weiterer Tierarten dazu, wie Dachs, Fuchs oder Marder.

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