Guido Vortmann ist Baumexperte und bei der Feuerwehr in Cappenberg und weiß, worauf zu achten ist, damit es nicht zum Waldbrand kommt.

Guido Vortmann ist Baumexperte und bei der Feuerwehr in Cappenberg und weiß, worauf zu achten ist, damit es nicht zum Waldbrand kommt. © Daniel Magalski

Hitze und Waldbrandgefahr in Selm und Lünen: Experte räumt mit Irrtümern auf

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Es ist heiß draußen, die Luft steht und die Wälder werden immer trockener. Das fördert die Waldbrandgefahr. Ein Experte aus Cappenberg weiß genau, worauf jetzt im Wald zu achten ist.

Selm, Lünen, Werne

, 19.07.2022, 11:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Deutsche Wetterdienst warnt für Dienstag, 19. Juli, vor Hitze in weiten Teilen Deutschlands. Und Hitze bedeutet Trockenheit. Das wird vor allem in Feld und Wald schnell gefährlich. Wie man einen Waldbrand vermeidet, haben wir bei Profis erfragt.

Nicht nur in Spanien herrschen hohe Temperaturen, für Dienstag, 19. Juli, sind auch in Selm, Lünen und Umgebung fast 40 Grad gemeldet. Das sind Temperaturen, die nicht nur für uns Menschen schwer zu ertragen sind, auch die Natur wird vor enorme Herausforderungen gestellt, gerade nach mehreren trockenen Sommern.

Nordkreis Unna hat ausgedehnte Mischwälder

Wie gefährlich so hohe Temperaturen sein können, zeigt sich immer wieder in Wald- und Feldbränden. In Werne hat es gerade erst am Sonntag, 17. Juli, an der Pagensstraße in der Bauernschaft Ehringhausen auf einem Feld gebrannt. Dort konnte ein Landwirt Schlimmeres verhindern, indem er die brennenden Stoppeln mittels Frontlader an den Rand des Feldes geschoben hat. Das zeigt wieder einmal nur, wie schnell ein Feuer unter den aktuellen Temperaturen und der Trockenheit entstehen kann.

Guido Vortmann vom Kreisverband Unna der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Feuerwehrmann aus Cappenberg weiß worauf man unbedingt achten sollte, damit es nicht zu einem Feuer kommt. „Im Nordkreis Unna gibt es einen großen Vorteil“ steigt Guido Vortmann ins Gespräch mit der Redaktion ein. „Wir haben hier schon ausgedehnte Mischwälder, also haben wir weniger Nadelhölzer und somit eine geringere Zündgefahr.“

Waldbrandgefahr auf höchster Stufe

Trotzdem können natürlich auch in unseren Wäldern Brände passieren. Gerade erst ist die Waldbrandgefahr des Waldbrandgefahrenindex von Stufe vier auf Stufe fünf (die höchste Stufe) geklettert. Heißt das Risiko für Waldbrände ist jetzt am höchsten.

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Die Gefahrenquellen dafür sind laut Vortmann vor allem offenes Feuer, „also meistens Zigaretten“, sagt der Waldexperte. Außerdem heiße Elemente mit Zündungen, wie Mopped-Auspuffe. „Wenn die Kontakt zum trockenen Boden bekommen, weil man sie beispielsweise hinlegt, kann es anfangen zu brennen“, sagt Guido Vortmann. Gerade Temperaturen von über 250 Grad seien besonders kritisch. Daher sollte man auch auf keinen Fall mit dem Auto durch Vegetation fahren.

Oft verbreitete Irrtümer

Oft werde ja bei Waldbrandgefahr davon gesprochen, dass Glas schnell Feuer erzeugen kann, und dass durch gebündelten Lichteinfall ein Lupeneffekt entstehe. Das sei, so Vortmann, aber wissenschaftlich nicht bewiesen. „Auch im Labor wurde das noch nicht bestätigt“, sagt er.

Bild aus Südfrankreich: Auch hier kämpfte die Feuerwehr am 07. Juli 2022, gegen Waldbrände.

Bild aus Südfrankreich: Auch hier kämpfte die Feuerwehr am 07. Juli 2022, gegen Waldbrände. © Sylvain Thomas/AFP/dpa

Was auch hin und wieder vorkommt: Leute grillen im Wald. Das stellt natürlich eine hohe Gefahr dar im Wald, kommt aber laut Vortmann eher seltener vor, „nur zu 5 Prozent entstehen dadurch Feuer“, sagt er. Ein weiterer Irrtum: Totholz führt nicht zu Waldbränden, denn es wird durch Insekten zersetzt und somit feuchtgehalten.

Wenn man ein Feuer entdeckt

Wer ein Feuer entdeckt oder eine Glutstelle, sollte die Feuerwehr, also 112 rufen. Damit die Einsatzkräfte wissen, wo sie hin müssen und das im Wald manchmal etwas knifflig ist, ist es hilfreich genau zu erklären, wo man sich befindet.

„Wer das nicht kann, der kann der Feuerwehr auch seinen Standort am Handy freischalten“, erklärt Vortmann.

Außerdem gibt es in Wäldern auch Rettungspunkte für die Feuerwehr, „allerdings haben wir davon nur wenige“, fügt Vortmann hinzu. Es gibt aber auch Rettungspunkte, beispielsweise an Bänken, für den Rettungsdienst. Die Informationen, die darauf stehen, kann man der Feuerwehr auch durchgeben.

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Zum Schluss des Gesprächs mit der Redaktion gibt Guido Vortmann noch einen traurigen Ausblick: „Wahrscheinlich wird der Boden in unseren Wälder in acht bis zehn Jahren auch völlig ausgetrocknet sein. Ab September etwa soll es ein größeres Aufklärungs-Angebot geben, wo auch über die Vegetation im Wald gesprochen werden soll.