Der letzte macht das Licht aus. Das gilt auch für die alten Häuser an der Kreisstraße in Selm, die jetzt - mit einigen Tage Verspätung - leer sind. © Sylvia vom Hofe
Stadtentwicklung
Häuser an Kreisstraße Selm: Rätselraten über den Abrisstermin
Acht Häuser an der Kreisstraße stehen leer. Auch der letzte Bewohner, ist inzwischen raus. Die Stadt Selm und der neue Eigentümer widersprechen sich, wenn es um die nächsten Schritte geht.
Der Letzte macht das Licht aus. Das galt auch für die Mieter der acht Häuser an der Kreisstraße, die die Stadt Selm im Jahr 2017 Jahren gekauft hatte. Eigentlich sollte zum Jahreswechsel 2021/22 Schluss sein mit dem Wohnen in diesen Ortsbild prägenden Immobilien. Doch in einer Wohnung der rund 100 Meter langen Häuserzeile, die zur Blütezeit des Selmer Bergbaus die Flaniermeile der Stadt war, brannte auch noch nach Silvester Licht.
Er habe noch keine Wohnung gefunden, schrieb der letzte Mieter am 8. Januar an die Redaktion. Dass die Stadt trotzdem einfach das Wasser abgestellt habe, regte ihn auf. Obwohl: Dass ihn die Kündigung überrumpelt habe, kann er nicht behaupten. Die Stadt Selm hatte bereits 2018 angekündigt, bis Ende 2021 die Häuser leer ziehen zu wollen. Damals waren noch 32 der insgesamt 39 Wohnungen in den Häusern vermietet.
Der Letzte machte das Licht aus - Anfang Januar
„Sämtlichen Mietern wurde bis spätestens zum 31. Dezember 2021 gekündigt“ bestätigt Stadtsprecher Malte Woesmann. Die Kündigungen seien „frühzeitig mündlich angekündigt“ worden und anschließend schriftlich unter Einhaltung der Kündigungsfristen zugestellt worden. Woesmann weiß aber auch: „Einige wenige Mieter blieben nach dem Jahreswechsel zunächst in der Wohnung.“ Das erklärt, warum dort auch 2022 noch das eine oder andere Licht brannte. Inzwischen hätten aber „nach aktuellem Kenntnisstand alle die Wohnungen verlassen“. Fallen die Häuser Nummer 84 bis 68 jetzt in einen Dornröschenschlaf?
Der Stadtsprecher widerspricht. „Nach der Übergabe an den Entwickler Ten Brinke ist die Stadt Selm nicht mehr in der Verantwortung für die Häuser. Die Firma hat gegenüber der Stadtverwaltung mehrfach geäußert, dass ein Abriss der Häuser zeitnah nach Räumung/Übergabe erfolgen soll“, schreibt Malte Woesmann auf Anfrage. Zeitnah? Das sieht Sven Klagge, die mit dem Projekt betraute Führungskraft der Ten Brinke Projektentwicklung GmbH & Co. KG, anders.
Die Häuser zwischen Lumber Jack`s und dem polnischen Lebensmittelladen (beide gehören nicht dazu) werden abgerissen. Wann, ist aber noch offen. © Sylvia vom Hofe
„Wir werden nicht kurzfristig da tätig werden“, sagt Klagge auf RN-Anfrage. Warum die Stadt etwas anderes angibt, kann er sich nicht erklären. Schließlich sei die Bauleitplanung noch gar nicht so weit. So lange die Genehmigung nicht vorliegt, werde an der Kreisstraße zwischen Lumber Jack’s und dem polnischen Lebensmittelladen (beide Gebäude sind nicht mehr Teil der Maßnahme) nichts passieren. Wann es so weit sei, will Klagge nicht prognostizieren. Nach „zeitnah“ hört sich das aber nicht an.
Ten Brinkes drittes Großprojekt in Selm
Ten Brinke und die Stadt Selm hatten von Anfang an bei dem Projekt Kreisstraße eng zusammengearbeitet - nicht zum ersten Mal. Das niederländische Unternehmen hatte im August 2017 das Borker Nahversorgungszentrum mit Lidl und Roßmann am Kreisverkehr Kreisstraße/Netteberger Straße fertiggestellt. Im Sommer 2021 öffnete an der Kreisstraße in Selm auf dem ehemaligen Grundstück des Autohauses Rüschkamp und der Aral-Tankstelle ein neues Einkaufszentrum: mit Rewe-Markt und Aldi. Und jetzt will Ten Brinke anstelle der alten Häuser einen neuen Gebäuderiegel errichten für den Drogeriemarkt dm und dem Discunter Netto.
Der Stadtrat hatte in einer seiner letzten Entscheidungen vor der Kommunalwahl 2020 einem Erbpachtvertrag mit Ten Brinke zugestimmt - in nichtöffentlicher Sitzung. Details über die Zahlungen waren nie bekannt geworden, aber Vermutungen. Die Stadt hatte 4,2 Millionen Euro für die Häuser ausgegeben. Dass sie die gesamte Ausgabe nicht refinanziert bekommen würde, war klar. UWG-Chef Dr. Hubert Seier hatte damals gewettert, dass Selm 2,5 Millionen Euro bei dem Geschäft mit Ten Brinke vernichtet habe - ein Einwurf, den die Stadtverwaltung bis heute unkommentiert lässt.
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