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Martin Humpert geht in Rente – Noch kein Nachfolger für Edeka in Selm
Supermarkt
Was wird aus dem Edeka in der Selmer Altstadt? Inhaber Martin Humpert geht bereits in wenigen Monaten in Rente, ein Nachfolger ist allerdings noch nicht in Sicht. Die Zeit wird knapp.
Seit 2011 führt Martin Humpert den Edeka-Markt in der Selmer Altstadt. 60 bis 70 Stunden arbeitet er eigenen Angaben nach wöchentlich für seinen Supermarkt in der Breiten Straße. Bald ist damit allerdings Schluss, denn Martin Humpert hat die Rente eingereicht. Sollte sich kein Nachfolger finden, könnte das auch das Ende des Lebensmittel-Marktes in der Altstadt sein.
Ab dem 1. Juli 2021 ist Martin Humpert offiziell Rentner. „Ich habe die Gnade des Alters und die werde ich in Anspruch nehmen“, sagt der 62-Jährige. Wie es mit dem Markt ab dann weitergeht, steht aktuell noch in den Sternen.
Bürgermeister wurde enttäuscht
Bürgermeister Thomas Orlowski suchte wegen der Ankündigung bereits Mitte Januar das Gespräch mit Humpert und hoffte auf gute Nachrichten für den Standort. „Da musste ich ihn aber enttäuschen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Nachfolger“, berichtet Humpert. Was nach dem 30. Juni passiert, weiß er nicht. Der Mietvertrag der 900 Quadratmeter großen Filiale laufe aktuell über Edeka noch mehrere Monate weiter. Der Vermieter – ein Ingenieurbüro aus Waltrop – kann aber ebenfalls noch nicht vermelden, wie es weitergeht.

Der Markt in der Selmer Altstadt könnte Ende Juni schließen, wenn sich kein Nachfolger findet. © Malte Bock (A)
Für einen Supermarkt ist eigentlich auch zu wenig Platz, weiß Martin Humpert. „Sie können das Sortiment, das sie heute als Standard führen müssen, auf dieser Fläche gar nicht führen“, merkt der Einzelhändler an. Die Angebotspalette sei mittlerweile viel zu groß. Zudem seien einige Investitionen in die Einrichtung zu tätigen.
Ein weiterer Nachteil der Lage war Humpert bereits bei seiner Übernahme 2011 klar: „Damals hat man schon gesagt, dass der Schwerpunkt in Richtung Kreisstraße gelegt wird. Das passiert ja auch.“ Die Altstadt werde dadurch stark vergessen.
Interessant sei der Markt laut Humpert für jemanden, der sich spezialisiert, zum Beispiel auf regionale Produkte. „Da gibt es jede Menge Kunden für“, glaubt der künftige Rentner. Erfahrung damit habe er mit entsprechenden Produkten in seinem Sortiment gemacht.
Dynamischer und digitalisierter
Zu den Gründen seiner etwas vorgezogenen Rente sagt Martin Humpert: „Die Entwicklung im Einzelhandel wird immer dynamischer und digitalisierter. Es hat sich alles grundsätzlich verändert.“ Das führte unter anderem dazu, dass er Mitte dieses Jahres ein neues Kassensystem hätte anschaffen müssen. „Das kostet alles viel Geld und dann muss man sich überlegen, ob man das in dem Alter noch investieren möchte.“
Gerade der Umgang mit den Kundinnen und Kunden sei ihm immer sehr wichtig gewesen. Bereits jetzt gebe es von denen viele Fragen, wo die alten Leute künftig einkaufen gehen sollen. „Für die tut es mir leid“, so Humpert. „Irgendwann kommt aber der Punkt, da muss man auch an sich selber denken – und der ist jetzt erreicht.“
Der Zeitpunkt des Abschieds habe nichts mit der Pandemie zu tun. Im Gegenteil: „Vom Umsatz her haben wir davon profitiert.“ Das führt Humpert zum Teil darauf zurück, dass die Menschen wegen geschlossener Restaurants mehr zu Hause gekocht haben.
Noch viel Arbeit
Für die Zeit als Rentner hat er bereits erste Pläne: Vielleicht ein kleiner Garten, auf jeden Fall will Humpert aber mit seiner Frau auf Reisen gehen. „Ich bin ja nie richtig weggekommen. Ab und zu habe ich mir mal eine Woche an der Nordsee gegönnt, das ist aber jetzt auch schon ewig her“, sagt er. Das werde nun alles sukzessive und langsam nachgeholt.
Von „Hundert auf Null“ werde es nämlich nicht gehen – nach 47 Jahren im Einzelhandel. Als Prüfer für den Nachwuchs im Lebensmittel-Einzelhandel ist Martin Humpert ohnehin noch bis zum Jahr 2024 berufen.
Aber auch bis Ende Juni ist noch einiges zu tun: „Die Abwicklung ist noch viel Arbeit für mich“, so Humpert. Und vielleicht findet sich ja bis dahin noch ein Nachfolger für seinen Markt.
1989 im Ruhrgebiet geboren, dort aufgewachsen und immer wieder dahin zurückgekehrt. Studierte TV- und Radiojournalismus und ist seit 2019 in den Redaktionen von Lensing Media unterwegs.
