Geschäftsleute in der Selmer Altstadt trotzen Krise im Handel Emotion schlägt Amazon

Geschäftsleute der Altstadt trotzen Krise im Handel: Emotion schlägt Amazon
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Die Zeiten für den Einzelhandel sind nicht gerade einfach. Einkaufen im Internet; hohe Energiepreise, die die Fixkosten in die Höhe treiben und die Kunden etwas vorsichtiger beim Einkauf werden lassen - Faktoren, die dem Handel Sorgen bereiten können. Und jetzt auch noch gleich zwei Geschäfte an der Kreisstraße in Selm, die schließen.

Es wird nicht einfach für die Geschäftsleute und für ihren Zusammenschluss, die Werbegemeinschaft. Die ist auf der Suche nach einer Neuorientierung, um diese Situation möglichst gestärkt zu meistern und „die richtige Zukunft“ anzupacken, wie Jürgen Suer, Pressesprecher der Werbegemeinschaft sagt.

Mit ihren Aktionen -wie dem Frühlingsfest - treffen die Geschäftsleute in der Selmer Altstadt nach Ansicht der Werbegemeinschaft den Nerv der Leute.
Mit ihren Aktionen -wie dem Frühlingsfest - treffen die Geschäftsleute in der Selmer Altstadt nach Ansicht der Werbegemeinschaft den Nerv der Leute. © Arndt Brede (Archiv)

Auch die Selmer Altstadt hat und hatte mit Leerständen zu kämpfen. Den Weg in die „richtige Zukunft“ hat offenbar die Werbegemeinschaft in der Altstadt für ihren Bereich gefunden. Thomas Kaim, Ansprechpartner der Werbegemeinschaft im Selmer Zentrum, hatte jüngst gegenüber der Redaktion die Selmer Altstadt als Vorbild bezeichnet für einen Weg, wie die Geschäftsleute gemeinsam etwas bewegen können.

Wie das gelingt, weiß Elisabeth Sandmann, Inhaberin des Geschäfts „Spielen und Träumen“ und Ansprechpartnerin der Werbegemeinschaft für die Altstadt: „Das A und O ist die Vernetzung. Wir treffen uns im zwei- bis vierwöchentlichen Rhythmus an verschiedenen Orten in der Altstadt. Mal lernen wir dieses Geschäft kennen, mal das andere. Wir arbeiten am Altbewährten, aber es kommen immer wieder neue Ideen dazu.“

Vernetzung in ganzer Altstadt

So sei zum Beispiel die Idee mit Pflanzaktionen entstanden oder für das Ostereiersuchspiel, bei dem in diesem Jahr 150 Menschen teilgenommen haben, wie Elisabeth Sandmann sagt.

Aber die Zeit geht auch nicht an der Altstadt vorbei: „Wir haben immer weniger ortsansässige Geschäfte.“ Jüngst hatte das Traditionsgeschäft „Schreiben und Schenken“ geschlossen. Die Werbegemeinschaft habe sich überlegt, wie sie mit immer weniger ortsansässigen Geschäften weiter machen könne. „Wir sind dann auf Dienstleister zugegangen, auf die Geldinstitute, auf die Ärzte, auf die Hebammen. Wir haben uns also gesagt, dass wir uns in der ganzen Altstadt vernetzen müssen.“

Alle Teil von Selm

Eines der Beispiele dafür: Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr hat die Werbegemeinschaft das Frühlingsfest mit dem Blaulichttag veranstaltet. Das sei auch für 2024 geplant, berichtet die Geschäftsfrau. Dadurch werde die ganze Altstadt belebt.

Nicht zuletzt wird der Erlös des Frühlingsfestes gespendet. „Wir haben schon mit einem Verein und einer Schule gesprochen.“ Mehr verrät die Ansprechpartnerin der Werbegemeinschaft aber nicht.

Die Kooperation mit der Stadt Selm lobt Elisabeth Sandmann ausdrücklich. „In Zusammenarbeit mit der Stadt konnten wir unsere wunderschöne neue Weihnachtsbeleuchtung präsentieren“, führt sie als ein Beispiel aus.

Für den Herbst kündigt die Werbegemeinschaft für die Altstadt unter anderem den Laternenzauber an.

„Amazon schafft keine Emotionen“

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Dass die Werbegemeinschaft in der Selmer Altstadt auf dem richtigen Weg, wie Selm belebt werden könne, sei, zeige „der gute Zuspruch aus Selm und den umliegenden Ortschaften“. Es lohne sich „auf unsere Gemeinschaft zu setzen“, sagt Elisabeth Sandmann. Durch gute Ideen allein könne die Werbegemeinschaft „unseren Mitbewerber Amazon“ zwar nicht ausschalten. „Aber die Emotionen, die wir in unsere Arbeit stecken, das schafft Amazon nicht.“

Wobei die Altstadt sich nicht als Insel sehe. Die Werbegemeinschaft in Selm, der Altstadt und Bork sei miteinander durch WhatsApp vernetzt. „Wir wissen voneinander und wollen aber noch mehr nach außen bringen: Wir gehören als Werbegemeinschaft zusammen. Wir alle sind ein Teil von Selm, und so sehen, fühlen und vernetzen wir uns. Wir brauchen uns gegenseitig und können gemeinsam noch richtig viel auf die Beine stellen.“