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Hausbesuche wie in Bremen? – Friseur-Obermeister: „Größter Blödsinn, den man machen kann“
Friseure in der Corona-Krise
Während die Friseure im Kreis Unna wie in ganz NRW im Lockdown sind, dürfen ihre Kollegen in Bremen bislang noch Hausbesuche machen. Der Obermeister der hiesigen Innung findet, dass noch mehr falsch läuft.
Hausbesuche von Friseuren sind im Stadtstaat Bremen derzeit noch möglich. Björn Barthold, Innungsmeister in Unna, bringt nicht nur diese Gesetzeslücke auf die Palme. Er schaut auch „mit Tränen“ auf Millionenhilfen etwa für Karstadt-Kaufhof.
„Das ist der größte Blödsinn, den man zurzeit machen kann“, sagt Barthold mit großer Empörung. Der ansonsten stets konziliante Friseurmeister aus Fröndenberg versteht nicht, wie eine derartige Regelung wie in Bremen möglich sein kann.
Die Friseure hätten mittlerweile in der siebten Woche ihre Salons geschlossen. So viel Kontaktvermeidung wie möglich sei aktuell das Gebot der Stunde. Da sei es geradezu absurd, Friseuren Hausbesuche zu gestatten.
„Dann läuft ein Friseur von Wohnung zu Wohnung und weiß nicht, ob ein Kunde vielleicht sogar unter Quarantäne steht“, gibt Barthold zu bedenken. Mittlerweile hat die Regierung in Bremen eine Regelungslücke in ihrer Coronaschutzverordnung entdeckt und will Medienberichten zufolge ab Montag, 1. Februar, die Hausbesuche ausdrücklich verbieten.
Die Friseurverbände in Deutschland kämpften derzeit gegen sämtliche Schlupflöcher, die es noch gibt, an: So ließen sich zum Beispiel etliche Saarländer im benachbarten Luxemburg in den dort weiter geöffneten Salons frisieren.

Björn Barthold, selbstständiger Friseurmeister in Fröndenberg, ist Obermeister der Innung Unna. © privat
Für ihn sei nach wie vor klar, dass das von den Friseuren in ihren Läden angewandte Hygienekonzept beim Haareschneiden den größten Schutz vor dem Coronavirus biete. Infektionen auf dem Friseurstuhl habe es jedenfalls zwischen Mai und Dezember 2020 nachweislich nicht gegeben.
Während er Schwarzarbeit von Kollegen ohne Wenn und Aber ablehne, gehe es den Friseuren allerdings mittlerweile an die Substanz. Man warte immer noch auf Anträge für das Überbrückungsgeld III, das den Gewerbetreibenden eigentlich über die Zeit des zweiten Lockdowns seit Mitte Dezember helfen sollte.
Als er die Nachricht von einer Staatshilfe von mehreren Hundert Millionen Euro für die Kaufhauskette Karstadt-Kaufhof erfahren habe, seien ihm förmlich die Tränen gekommen – ohne dem Handel diese Hilfen absprechen zu wollen.
Die Aktion „Licht an, bevor es ganz ausgeht“ von Sonntag auf Montag sei daher als Hilfeschrei an die Politik zu verstehen, betont Björn Barthold. „Helft uns, hört uns. Uns allen steht das Wasser gerade bis zum Hals.“
Geboren 1972 in Schwerte. Leidenschaftlicher Ruhrtaler. Mag die bodenständigen Westfalen. Jurist mit vielen Interessen. Seit mehr als 25 Jahren begeistert an lokalen Themen.
