Ein Blick in die Augen der Kinder verrät, welche Emotionen auch schon die Jüngsten angesichts des Kriegs in der Ukraine erleben. © Arndt Brede
Friedenskundgebung
Friedenskundgebung in Selm mit Botschaft an die Ukraine: „Wir denken an Sie“
Mit einer Friedenskundgebung haben die Stadt, die Politik und Selmer Bürger am Mittwochabend, 2. März, ein starkes Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine gesetzt.
Das Ambiente der Friedenskundgebung, zu der Selms Bürgermeister Thomas Orlowski aufgerufen hatte, hätte nicht eindrucksvoller sein können. Vor dem Amtshaus in Bork, das in den ukrainischen Farben angestrahlt wurde, versammelten sich mehr als 200 Teilnehmer. Jünger, älter - die Generationen waren vertreten. Es waren Menschen darunter, die noch sehr genau wissen, wie sich Krieg anfühlt. Es waren aber auch Menschen dabei, die so etwas wie Krieg höchstens mit Bildern aus dem Fernsehen oder aus dem Internet verbinden. Am Mittwochabend war der Krieg in der Ukraine so nah wie nie.
Mehr als 200 Menschen kamen zur Friedensdemo vor dem Borker Amtshaus. © Arndt Brede
Nicht nur wegen des blau-gelb angestrahlten Amtshauses. Sondern auch, weil die Menschen vor dem Amtshaus eine klare Meinung haben zum Krieg in der Ukraine. Und zwar eine Meinung, die - jedenfalls war das an diesem Abend zu spüren und hören - vorwiegend aus emotionalen Gründen geboren ist. „Ich hätte gern in meinem Land Frieden“, erklärte Annika Barthmuß gegenüber der Redaktion. Mit ihrer Frau Madeleine und Sohn Henry sei sie bewusst zu dieser Kundgebung gekommen. „Man kann sich solidarisch zeigen, man kann zeigen, dass wir viele sind, dass die Menschen, die gerade im Krieg sind, nicht allein sind.“
„Wir denken an Sie“
Selms Bürgermeister Thomas Orlowski wandte sich auch an die Teilnehmer der Friedenskundgebung: „Herzlichen Dank, dass Sie hier sind, dass wir gemeinsam ein Zeichen des Friedens und der Solidarität mit der Ukraine setzen.“ Krieg in Europa zu haben, habe er sich nie vorstellen können, sagte Orlowski. „Deshalb ist es wichtig, dass wir hier heute zusammen sind und dass wir den Menschen in der Ukraine sagen ,Wir denken an Sie‘“. In der Ukraine werden Zivilisten und Soldaten getötet. „Das hat uns alle erschüttert und deswegen stehen wir hier. Ich denke an die Familien, die auseinander gerissen werden. Väter ziehen in den Krieg, lassen Frauen und Kinder zurück.“
„Herr Putin, bitte hören Sie auf“
An diesem Abend wandte sich der Selmer Bürgermeister aber nicht nur an die Teilnehmer der Friedenskundgebung. Er wandte sich auch an den Mann, der diesen Krieg befohlen hatte: „Herr Putin, bitte hören Sie auf, die Ukraine zu bombardieren. Hören Sie auf, dort nicht nur militärische Ziele, sondern auch die Zivilbevölkerung und deren Häuser zu bombardieren.“
Die Ukraine ist fast 2000 Kilometer von Bork entfernt. An diesem Abend war sie so nah wie nie. © Arndt Brede
Orlowski lobte die Bereitschaft der Bürger und auch der Mitarbeiter der Stadtverwaltung, zu helfen. Bürger stellen Wohnraum zur Verfügung. Die Stadt bereite sich darauf vor, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen.
An die Adresse dieser Menschen sagte der Bürgermeister: „Hier sind Menschen für Sie da, die Sie wertschätzen, die Ihnen die Wärme geben, die Sie in dieser schwierigen Situation nicht haben.“ Er dankte all den Menschen, die diese Hilfe leisten. „Ich bin sehr stolz auf Sie“, erklärte Thomas Orlowski - und seine Stimme brach.
Auch der stellvertretende Bürgermeister Michael Feige (SPD) sprach im Namen des Rates der Stadt Selm zu den Menschen vor dem Amtshaus: „Wir alle sollten bereit sein für die Flüchtlingswelle aus der Ukraine. Diese Menschen sollen sich bei uns sicher fühlen.“ Was in der Ukraine passiere, sei menschenverachtend.
Als mit Monika Heitmann eine Vertreterin der Flüchtlingsarbeitskreise zu Wort kam, war das einer dieser Momente, in denen sich Emotion mit Appell und Tatkraft verbinden und der besonders tief wirkt: „Ich freue mich, wie viele Menschen hier sind“, sagte sie. Es sei ein Zeichen dafür, dass das Schicksal der Menschen in der Ukraine auch die Menschen in Selm berühre.
Das Jugendzentrum Sunshine war mit einer Gruppe vertreten. © Arndt Brede
So wie auch das Schicksal der Flüchtlinge aus anderen Ländern vor sieben Jahren die Selmer berührt hat, was auch durch die Arbeit der Asylarbeitskreise in Bork, Cappenberg und Selm seinen Ausdruck gefunden hat. „Wir haben ihre Fluchtgeschichten gehört, ihre Sorge um zurückgelassene Familien“, berichtete Monika Heitmann.
Einige dieser Geflüchteten waren auch bei der Friedenskundgebung in Bork. Der Blick in ihre Gesichter, auch in die Gesichter der Kinder, ließ ahnen, welche Emotionen und Erinnerungen an die eigene Flucht hochkommen angesichts der Bilder aus der Ukraine.
Asylkreise versprechen Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine
Noch heute begleiten die Asylkreise diese Menschen, unterstützen sie unter anderem bei Arztbesuchen. Monika Heitmann gab im Namen der Asylkreise die Zusage, „dass wir helfen werden, wenn Menschen aus der Ukraine zu uns kommen. Wir sind da.“ Und die Arbeitskreise sind nicht allein. Die Botschaft ist angekommen: „Wir sind so privilegiert und haben nur ein Kind und haben uns entschlossen, uns anzumelden, um bis zu vier Menschen aufzunehmen“, erklärt Annika Barthmuß.
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