Diese Ärztin kämpft um ihr deutsches Medizindiplom
Auf dem Weg zur Fachsprache
Anca Carapidis ist studierte Ärztin, darf ihren gelernten Beruf trotzdem nicht ausüben. Der Grund: Die Deutschkenntnisse der gebürtigen Rumänin sind nicht ausreichend. Jetzt legt sie sich ins Zeug und lernt Deutsch, damit sie schnellstmöglich auch hier als Ärztin arbeiten kann.

Medizinerin Anca Carapidis (r.) ist aus Griechenland nach Selm gezogen und arbeitet hier weiter an ihren Deutschkenntnissen. Auf dem Weg zur Anerkennung ihres Diploms hat sie in Selm mehrere Unterstützer, zu denen Christel Seier (l.) gehört.
Bis vor vier Monaten war sie noch komplett von der Hilfe des Jobcenters angewiesen. Mittlerweile hat sich die Lage aber etwas entspannt: Die 41-Jährige arbeitet jetzt als Minijoberin in einem Krankenhaus. Auf die finanzielle Unterstützung des Jobcenters kann sie bis jetzt aber trotzdem noch nicht ganz verzichten. Ihre Arbeit im Krankenhaus - Blutdruck und Temperatur messen - liegt zwar weit unter ihrer Qualifikation, dennoch ist sie glücklich über die Arbeit. "Das ist sehr gut. Endlich habe ich wieder Kontakt mit meinem Bereich", sagt die 41-Jährige.
Die große Herausforderung für Einwanderer wie Anca Carapidis ist das Erlernen der deutschen Sprache. Seit 2013 belegt sie fast durchgehend Sprachkurse. Derzeit besucht sie einmal wöchentlich einen Kurs in Dortmund, doch das ist zu wenig für das Erlernen einer neuen Sprache. Doch Anca Carapidis legt sich ins Zeug und lernt Deutsch, damit sie schnellstmöglich ihr Medizindiplom auch in Deutschland anerkannt bekommt und als Ärztin arbeiten kann. "Alles hängt jetzt von mir ab. Ich bin ungeduldig mit mir", sagt die gebürtige Rumänin, deren Aussprache sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert hat.
Zur fließenden Verständigung reicht es allerdings nicht. Das merkt Anca Carapidis auch privat. Wenn sie ihrem Sohn beim Fußball zusieht, steht sie wie andere Eltern am Feldrand und schaut zu. Ins Gespräch mit anderen kommt sie nicht, dafür ist die Sprachhürde noch zu hoch. Wenn sie Hilfe braucht, sei das aber kein Problem. "Die Deutschen sind sehr höflich. Sie erklären dann alles in Englisch", sagt sie. "Es wäre wünschenswert, dass mehr Deutschkurse in Selm angeboten werden", sagt Christel Seier, die die 41-Jährige beim Deutschlernen unterstützt. Bisher müssen Ausländer, die Deutsch als Fremdsprache lernen wollen, oft nach Lünen fahren.
Das ist besonders bei Intensivkursen, die täglich stattfinden, schwierig. Vor allem, wenn kein Auto zur Verfügung steht. Dass es Kurse für Deutsch als Fremdsprache kaum bis gar nicht in Selm gibt, "ist ein richtig großes Problem", sagt Manon Pirags, bei der Volkshochschule verantwortlich für den Bereich Sprachen. Die dringend notwendigen Deutschkurse müssen vom Bundesministerium für Migration anerkannt sein. Diese Anerkennung sei personell aber nicht zu stemmen. Auch das Fachpersonal und die notwendige Teilnehmerzahl fehlten in Selm. Anca Carapidis arbeitet aber weiter an ihrem Ziel, damit sie sobald wie möglich wieder als Ärztin arbeiten kann.