Im Moment erleben Annika und Christian Medding, die die Nachfolge in der Unternehmensleitung des Bestattungshauses Medding übernehmen werden, mit ihrem Team quasi eine Aufbruchsstimmung. Das Unternehmen wird seinen Sitz innerhalb Selms verlagern. Und zwar vom Standort an der Olfener Straße, wo das Unternehmen 1932 als reine Tischlerei gegründet worden war, zur Ludgeristraße 113 in der Selmer Altstadt. Eine unternehmerische Entscheidung, die den Beteiligten - vor allem Seniorchef Herbert Medding - nicht leicht gefallen sein dürfte. Ist doch der Standort des Traditions- und Familienunternehmens an der Olfener Straße bekannt und bewährt bei den Kunden.
Doch der Umzug in die Altstadt bietet aus mehreren Gründen Chancen für Geschäft und Kunden, wie Annika und Christian Medding gegenüber der Redaktion erzählen.
Chance auf Diskretion
91 Jahre sind eine lange und stolze Zeit für eine Firma. Warum jetzt der Umzug in die Selmer Altstadt in die rund 100 Jahre alte Villa an der Ludgeristraße, die Annika und Christian Medding gekauft haben und renovieren ließen? „Wir haben schon vor drei Jahren entschieden, dass wir den Betrieb weiter führen“, erzählt Annika Medding. „Dann überlegt man ja auch, dass man den Betrieb Schritt für Schritt modernisiert.“ Als sie und ihr Mann die alte Villa in der Altstadt gekauft hatten, in der einst Ärzte praktiziert haben, habe sich die Familie Medding überlegt, was mit den Geschäftsräumen im Erdgeschoss passieren könne, wie sie künftig genutzt werden. „Irgendwann ist dann die Entscheidung gefallen, dass wir die Räume im Erdgeschoss mit dem Bestattungshaus selber nutzen wollen.“
Eine Entscheidung, die auf guten Gründen basiert: „Wir haben hier Räume, wo man sich auch zurückziehen kann“, sagt die 36-Jährige beim Gespräch am neuen Standort. An der Olfener Straße bestehen die Geschäftsräume quasi aus einem großen Raum, der früher die Ausstellungshalle der Tischlerei war. Und in dieser Halle gibt es den Besprechungstisch. „Die Kunden fühlen sich dort zwar sehr wohl, aber hier geben die Räume auch mehr Chance auf Diskretion her. Man kann eben eine Tür zu machen, um Gespräche zu führen.“

Lage in der Altstadt perfekt
Vorteil Nummer 2 für den Standort Altstadt: „Wir haben hier eine ebenerdige Ausstellung; am Standort Olfener Straße haben wir zwei Etagen.“
Vorteil Nummer 3: „Mit dem Kauf der Villa haben wir uns überlegt, wie ein Gesamtkonzept für dieses Haus aussehen kann“, ergänzt Christian Medding. „Da haben wir uns überlegt, unsere Geschäftsräume in unser eigenes Haus zu verlegen.“ Mit eben der Möglichkeit, die Räume nach eigenem Ermessen zu strukturieren, ohne auf einen Eigentümer Rücksicht nehmen und sein Einverständnis einholen zu müssen.
Vorteil Nummer 4: „Hätten wir das, was wir hier machen können, an der Olfener Straße machen wollen, hätten wir nochmal größer investieren müssen“, erklärt der 43-Jährige.
Die Lage mitten in der Altstadt sei zudem perfekt. Es gibt Parkplätze hinter dem Haus. Und auch entlang der Ludgeristraße gebe es genügend Parkmöglichkeiten.

Was geschieht denn nach dem Umzug mit den Räumen an der Olfener Straße? „Wir geben den Standort noch nicht ganz auf“, berichtet Medding. Der Publikumsverkehr soll zwar künftig - offiziell ab dem 1. August - an der Ludgeristraße stattfinden, aber es werde an der Olfener Straße noch ein Lager und ein kleines Büro bleiben. „Insofern vergrößern wir uns jetzt insgesamt.“
Und da gibt es ja auch noch einen Aspekt, der mit dem Thema „Tod, Sterben, Beerdigung“, das in großen Teilen immer noch ein Tabuthema ist, mit dem man sich nicht so gern beschäftigen möchte, eng verknüpft ist. „Mit dem Umzug in die Altstadt, hoffen wir, den Leuten die Scheu zu nehmen“, sagt Annika Medding. Das habe man an der Olfener Straße zwar durch Fenster, in die man reinschauen könne, auch versucht. Aber es ist eben eher eine Randlage am westlichen Ortsausgang Selms. Der Standort Altstadt biete die Möglichkeit, an der Villa langsamer vorbei zu schlendern - an der Olfener Straße eher unüblich - und dann in die Räume reinzugehen.
Aber egal, ob das Bestattungshaus Medding an der Olfener Straße oder in der Ludgeristraße sitzt - eines bleibt: die Menschen, die sich um die Kunden kümmern. Und eines bleibt auch: „Wir bewirtschaften weiter die Trauerhallen und die Abschiedsräume an den Friedhöfen in Selm, Bork und Cappenberg“, berichtet Annika Medding.

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