Bessere ÖPNV-Anbindung ans Gewerbegebiet Selm Stadt hofft auf Geld vom Land

Bessere ÖPNV-Anbindung ans Gewerbegebiet Selm: Stadt hofft auf Geld vom Land
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Im und rund um das Gewerbegebiet Werner Straße tut sich einiges. Allein schon die Ansiedlung des Sanitärgroßhandels Cordes & Gräfe. Das bringt weitere Arbeitsplätze ins Gewerbegebiet. Arbeitsplätze, zu denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwiegend mit dem Auto kommen. Gerade Auswärtige haben es schwer, anders zu ihrer Arbeitsstelle zu kommen. Per Rad von Werne nach Selm entlang der Selmer Landstraße und Werner Straße zu fahren, ist nicht ganz ungefährlich. Noch. Denn der Bau eines Radwegs soll in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Bauzeit: neun Monate.

Bliebe noch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Und da ist das nächste große Problem. Das Gewerbegebiet Werner Straße ist nicht an den ÖPNV angebunden. Ein Umstand, der so manches Unternehmen in die Bredouille bringt: „Wir haben unglaublich viele Bewerber gehabt, die gerade in der Mobilität ein riesiges Problem gesehen haben“, hat Peter Mennes, Geschäftsführer der Mennes GmbH, Spezialist für Glas- und Kunststofftechnik mit Sitz an der Schachtstraße im Gewerbegebiet Selm, der Redaktion vor einiger Zeit gesagt.

Bewerber aus Kamen, Bergkamen oder auch Werne hätten signalisiert, dass sie an einem Ausbildungsplatz bei Mennes interessiert seien, hätten aber keinen Führerschein gehabt und seien deshalb auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

„Das war dann ein Ausschlusskriterium, weil die dann irgendwo über Lünen hierhin oder mit dem Zug nach Selm-Beifang kommen müssen.“

Pilotprojekt

Die Stadt Selm plant seit einiger Zeit ein Pilotprojekt, mit dem getestet werden soll, ob sich eine Anbindung des Gewerbegebiets Selm an den ÖPNV, in dem Fall ans Busnetz, rechnen würde. Im Sommer 2021 hat die Stadt Selm alle Unternehmen in Selm und Bork angeschrieben, um den Bedarf an einer ÖPNV-Anbindung zu ermitteln. Eine zweite Erhebung notwendiger Daten folgte.

Der weitere Plan sah so aus: Wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, wenn also die Kostenseite gesichert ist, wenn die Prüfung des Bedarfs an einem solchen Projekt ergibt, dass es realisierbar ist, dann geht es in das Marketing und die Bewerbung des Angebots.

Mit dem Pilotprojekt zur ÖPNV-Anbindung an das Gewerbegebiet Werner Straße dauert es noch.
Mit dem Pilotprojekt zur ÖPNV-Anbindung an das Gewerbegebiet Werner Straße dauert es noch. © Arndt Brede

Wie ist der aktuelle Sachstand? Mit der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna (VKU) habe es Gespräche dazu gegeben, sagt Bürgermeister Thomas Orlowski. „Die Idee war: Vom Bahnhof Beifang aus soll ein Bus eingesetzt werden mit einem Zwischenstopp an der Bushaltestelle vor der Overbergschule an der Kreisstraße, wo noch Leute zusteigen können, und dann fährt der Bus weiter über die Werner Straße bis zum Gewerbegebiet.“ Das sei wichtig für den Gewerbestandort Selm. Aber auch aus Klima- und Umweltschutzgründen. „Es würde nicht jeder einzeln fahren, sondern mit dem Bus.“ Vielleicht, so Orlowski, nutzen Pendler auch das Radparkhaus am Bahnhof Beifang. „Die Firmen sind herzlich eingeladen, dort Räder bereit zu stellen“, sagt Orlowski. „Das war alles weit fortgeschritten. Und dann ist uns ein Förderprogramm auf die Füße gefallen.“ Dieses Förderprogramm der NRW-Landesregierung heiße „Ways2work“. „Wir haben geguckt, ob dieses Programm zu uns passt“, führt der Bürgermeister aus. Das Interessante daran sei, dass die Förderung bei 80 Prozent über drei Jahre liege. „Dieses Förderprogramm möchten wir gern in Anspruch nehmen.“ Doch die Haushaltssituation Selms ist nicht rosig. Ob Selm sich freiwillige Leistungen - und das ÖPNV-Pilotprojekt sei solch eine freiwillige Leistung - leisten kann, ist fraglich.

„Wir planen weiter und gucken, ob wir die eine oder andere Stadt mit ins Boot holen können“, erklärt Selms Bürgermeister. Kostenbeteiligung ist das Stichwort. Entsprechende Anträge müssten bis Ende des ersten Quartals dieses Jahres gestellt werden. Wenn Selm mit ins Förderprogramm aufgenommen werden sollte, könnte 2024 die Genehmigung kommen, berichtet Thomas Orlowski.

  • Die Erreichbarkeit von Unternehmensstandorten mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln verbessern – das ist das Ziel des Landeswettbewerbs ways2work, den die Landesregierung in Kooperation mit dem Zukunftsnetz Mobilität NRW, dem Netzwerkbüro Betriebliche Mobilität NRW der Industrie- und Handelskammern sowie dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung ausrichtet.
  • Mit ways2work sollen Konzepte betrieblichen Mobilitätsmanagements gefördert werden, die in enger Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Unternehmen entstehen. Unternehmen werden dabei unterstützt, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und ihre Attraktivität als Arbeitgebende zu erhöhen. Kommunen haben die Chance, betriebliches Mobilitätsmanagement als Teil ihrer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung zu verankern und gleichzeitig konkrete Maßnahmen umzusetzen. Eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs und der Nahmobilität soll hier im Vordergrund stehen.
  • Die Umsetzungsphase beginnt Ende Februar/Anfang März 2024. Dann erfolgt die finale Bewertung durch eine Fachjury, die Fördermittel werden bewilligt und die Projekte anschließend umgesetzt. Insgesamt werden 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten gefördert.

www.ways2work.nrw

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