Der Lockdown im März führte überall im Kreis Unna zu solchen Bildern: Spielplätze wurden gesperrt. Im Moment entwickelt sich die Pandemie viel dramatischer als damals. Im Kreis Unna sind vorerst trotzdem keine schärferen Corona-Regeln zu erwarten.

© Alexander Heine

„Besorgniserregend“: Trotzdem plant der Kreis Unna keine schärferen Corona-Regeln

rnCoronavirus

Das Coronavirus breitet sich flächendeckend aus, die Lage scheint außer Kontrolle. Im Kreis Unna wird es trotzdem erstmal keine schärferen Corona-Regeln geben.

von Alexander Heine

Kreis Unna

, 06.11.2020, 14:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was der Kreis Unna „äußerst dynamisch“ nennt, bedeutet in Zahlen immer neue Höchstwerte. 182 bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus am Donnerstag – so viele wie nie zuvor an einem einzelnen Tag seit Ausbruch der Pandemie im Kreis Unna im März. Dazu eine 7-Tages-Inzidenz, die am Dienstag die neuralgische Marke von 200 knackte – und immer noch Tag für Tag steigt. Allen bisherigen Maßnahmen zum Trotz, die letztlich im sogenannten „Lockdown light“ gipfelten.

Jetzt lesen

Kreis Unna: Entwicklung „besorgniserregend“

Auch die Kreisverwaltung findet die Entwicklung „besorgniserregend“, wie Sprecher Max Rolke auf Anfrage mitteilte. Gleichwohl wird die Behörde vorerst keine Alleingänge hinsichtlich etwaiger Regelverschärfungen unternehmen. Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe darum gebeten, über die landesweit geltenden Regelungen hinaus keine Allgemeinverfügungen zu erlassen. „Daran halten wir uns“, so Rolke. Heißt im Klartext: Der Kreis Unna denkt derzeit nicht darüber nach, die geltenden Corona-Regeln zu verschärfen.

Jetzt lesen

Anderswo wird das freilich anders gehandhabt. In der Landeshauptstadt beispielsweise, wo die Stadtverwaltung das Erreichen eines Inzidenzwerts von über 200 zum Anlass für eine weitreichende Maskenpflicht genommen hat. „Auf öffentlichen Straßen und Wegen innerhalb im Zusammenhang bebauter Ortsteile von Düsseldorf ist eine Alltagsmaske zu tragen, sofern und solange nicht aufgrund von Tageszeit, räumlicher Situation und Passantenfrequenz objektiv ausgeschlossen ist, dass es zu Begegnungen mit anderen Personen kommen kann, bei denen ein Abstand von fünf Metern unterschritten wird“, heißt es wörtlich in der Verfügung der Stadt Düsseldorf. Demnach gilt das nicht für Parks, Grünanlagen und Wälder sowie Friedhöfe und Kleingartenanlagen und vergleichbare Flächen.

Maskenpflicht: Kommunen können selbst entscheiden

Dass der Kreis Unna in der Frage einer generellen Maskenpflicht nicht nachzieht, heißt keineswegs, dass sie nicht doch noch kommen könnte. Der Kreis Unna selbst ist nämlich nicht mehr zuständig für Anordnungen, die eine Maskenpflicht betreffen. Rolke verweist auf die aktuelle Fassung der Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen, wonach „die kreisangehörigen Kommunen bei Bedarf schnell und lageangepasst mit Verschärfungen reagieren können“, so der Verwaltungssprecher.

Corona-Regeln: Erfolg der Maßnahmen noch unklar

Derweil warnt Max Rolke davor, Erfolg oder Misserfolg des „Lockdown light“ zu bewerten. „Die aktuellen Regeln der Landesregierung sind erst zu kurz in Kraft, um daraus Rückschlüsse ziehen zu können, ob die Maßnahmen ausreichen oder nicht.“

Sicher: Erst seit Montag gelten bundesweit die drastischen Kontaktbeschränkungen, die unter anderem mit dem Verbot verbunden sind, Gastronomiebetriebe und Freizeiteinrichtungen wie Schwimmbäder oder Fitnessstudios zu öffnen. Allerdings gingen darin ja letztlich die Regelungen auf, die der Kreis Unna im Oktober vor dem Hintergrund der beiden erreichten Warnstufen erlassen und dann stufenweise verschärft hatte.

Infizierte sollen Kontakte selbst informieren

Gut möglich, dass sich die Lage ohne derlei Regelungen noch viel dramatischer entwickelt hätte. Im Moment aber entsteht vor allem der Eindruck, dass die Infektionszahlen trotz dieser Regelungen förmlich explodieren und es den Behörden zunehmend schwer fällt, Infektionsketten zu unterbrechen. Der Appell von Gesundheitsdezernent Uwe Hasche, dass Infizierte ihre Kontakte möglichst selbst informieren sollen, wirkt in dieser Situation wie ein Hilferuf. „Es ist nicht so, dass wir nicht mehr in der Lage sind, die Kontakte nachzuverfolgen – aber es kommt unter Umständen auf jede Minuten an“, erläuterte Hasche im Gespräch mit dieser Redaktion. „Für uns ist es absolut hilfreich, wenn Infizierte ihre Kontakte sensibilisieren und diese Leute dann entsprechend mit der Situation umgehen; aber unsere Arbeit ersetzt das natürlich nicht.“

Je weniger Kontakte, desto schwerer hat es das Coronavirus

Spätestens jetzt ist also der Punkt erreicht, an dem es wirklich auf jeden Einzelnen ankommt – das gilt im Lichte der so rasant wachsenden Infektionszahlen mehr als je zuvor in dieser Krise. Je weniger Kontakte, desto schwerer kann sich das Coronavirus ausbreiten. Hasche: „Das Gebot der Stunde ist und bleibt: Nahe Kontakte reduzieren und vermeiden, wo immer es möglich ist, um eine weitere unkontrollierte Verbreitung des Virus zu vermeiden.“