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Baustelle am Pädagogenweg: Anwohner ärgern sich über fehlende Kommunikation
Bauarbeiten
Viele Transport-Traktoren waren am Freitag im Einsatz, um Baustoffe zur Baustelle am Pädagogenweg in Selm zu bringen. Anwohner des Hermann-Löns-Weges ärgern sich dabei über fehlende Kommunikation.
Während Leonhard Hofmann am Telefon spricht, zählt er die vorbeikommenden Transporter, Traktoren mit Ladewagen. „Jetzt kommt der nächste, der hat es geschafft“, sagt er. Nummer zwei schafft es auch. Nummer drei innerhalb von etwa fünf Minuten hat es nicht geschafft. Soll heißen, das Fahrzeug musste über den Gehweg ausweichen.
Leonhard Hofmann ist kein Verkehrszähler, sondern Anwohner des Hermann-Löns-Weges in Selm. Die Transporter, die dort die 30er-Zone passieren müssen, sind auf dem Weg zur Baustelle am Zechenbusch. Dort, an der Straße Pädagogenweg, wo früher die Förderschule stand, entsteht gerade eine neue Kita. Auch Wohnhäuser sollen dort gebaut werden. Die Kita soll schon für das Kindergartenjahr 2021, also diesen Sommer, einsatzbereit sein. Richtig los ging es bereits im Herbst auf der Baustelle, insgesamt wird dort schon seit über einem Jahr gearbeitet - zunächst stand schließlich der Abriss der Pestalozzischule an. An diesem Freitag, 8. Januar, sind aber mehrere große Transporter dort im Pendelverkehr unterwegs, um Erdreich zur Baustelle zu bewegen. Leonhard Hofmann schätzt: Etwa 20 Fahrten habe es bereits gegeben, gegen 12 Uhr mittags.

Die Straße ist auch ohne Autos sehr eng. © Günther Goldstein
Situation hätte entschärft werden können
Die Straße ist für den Lkw-Verkehr nicht gesperrt, einen günstigeren Weg zur Baustelle gibt es auch nicht. Leonhard Hofmann findet den Ablauf des Ganzen aber nicht glücklich. Hätten er und die anderen Anwohnerinnen und Anwohner vorher gewusst, dass an dem Tag so viele Transporte anstehen, so hätten sie alle ihre Autos entsprechend weggefahren, sagt Hofmann. „Bei mir hat jetzt schon dreimal ein Lkw-Fahrer geklingelt und zweimal ging es gar nicht um mein Auto“, sagt Hofmann. Zwar sei die Straße auch ohne Autos ziemlich eng, aber zumindest wäre dann die Situation etwas entschärft gewesen.
Hofmann macht sich zudem Sorgen darum, dass etwas beschädigt werden könnte. Autos etwa oder die Straße selbst. Die ist ohnehin schon etwas mitgenommen, wie ein Besuch vor Ort zeigt. „Ich sehe schon das Schreiben der Stadt vor mir“, sagt Hofmann. Er fürchtet, dass mögliche Straßensanierungen dann auf Kosten der Anlieger gehen würden. Hofmann hätte sich einfach eine bessere Kommunikation des Ganzen gewünscht.

Die Fahrzeuge passieren mitunter auch die Gehwege. Anwohner haben Angst, dass das für eine baldige Sanierung sorgen könnte. © Günther Goldstein
Nicht verantwortlich bei privater Baustelle
Hätte die Stadt da besser kommunizieren müssen? Die weist die Verantwortung von sich. „Für den Baustellenverkehr dort sind wir nicht zuständig“, sagt Stadtsprecher Malte Woesmann. Es handele sich schließlich um eine private Baustelle. Es gebe schließlich eine Vielzahl an privaten Baustellen, da könne die Stadt nicht jedes Mal tätig werden. Hier habe es sich ja auch nicht um eine Sperrung gehandelt.
Verantwortlich für das Bauprojekt ist das Lüner Architekturhaus Benthaus. Zu den Investoren für die Kita gehört auch der BVB-Kapitän Marco Reus. „Uns liegt natürlich auch daran, dass alles möglichst reibungslos funktioniert“, sagt Geschäftsführer Alexander Benthaus auf Anfrage der Redaktion. „Selbstverständlich bedauern wir es, wenn sich die Anwohner gestört fühlen und sogar Sorgen um ihre Autos und die Straße haben“, sagt Benthaus.
Dank an Anwohner
Er wirbt um Verständnis: „Dass bei Bauarbeiten im Stadtgebiet gewisse Verkehrsbelastungen erhöht werden, ist aber leider kaum zu vermeiden. Gerade an den Schnittstellen zwischen Hauptstraßen und inneren Wohngebieten.“ Fahrer sollten nicht auf den Gehweg ausweichen, allerdings könne das auch ein Hinweis auf nicht optimal abgestellte Fahrzeuge sein, die dann wiederum den Einsatz für Feuerwehrfahrzeuge erschweren könnten, sagt er. Benthaus verspricht allerdings, noch mal an die Firmen zu appellieren, auch die einzelnen Fahrer der Transporter zu sensibilisieren.
Zudem sagt er: „Wir werden uns gerne mit den zuständigen öffentlichen Beteiligten über die Lösung des Problems verständigen.“ Schließlich seien die bisherigen Arbeiten offenbar ohne größere Probleme verlaufen. „In dem Zusammenhang gilt allen Anwohnern hier schon jetzt ein besonderer Dank für die Geduld. Das Ergebnis soll ja nicht zuletzt wegen des neuen Kindergartens eine Aufwertung des Gebietes sein.“
Ich bin neugierig. Auf Menschen und ihre Geschichten. Deshalb bin ich Journalistin geworden und habe zuvor Kulturwissenschaften, Journalistik und Soziologie studiert. Ich selbst bin Exil-Sauerländerin, Dortmund-Wohnerin und Münsterland-Kennenlernerin.
