Bei Sonnenuntergang aus dem Park? Das wäre zu schade. © Günther Golstein

Klare Kante

Auenpark in Selm: Idioten dürfen nicht die Regeln diktieren

Sollen wenige Randalierer die Regeln für alle Auenpark-Besucher diktieren? Unsere Autorin meint nein. Statt eines Aufenthaltsverbots nach Sonnenuntergang müsste eher ein Aufenthaltsgebot her.

Selm

, 30.09.2020 / Lesedauer: 3 min

Gehört der Aufenthalt im Auenpark nach Sonnenuntergang verboten? Das hatte die Stadtverwaltung vorgeschlagen. Um dem andauernden Vandalismus auf Selms neuem Freizeitgelände Herr zu werden, seien einschneidende Schritte notwendig. In Zeiten, in denen die Sonne bereits kurz nach 19 Uhr untergeht - und das wird in den nächsten Wochen nicht besser werden -, wäre das wirklich ein schmerzhafter Schnitt. Und zwar ins Fleisch all derer, denen der neue Park am Herzen liegt - und das sind sehr viele.

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Aufenthaltszeiten reduzieren, um Randalierern den Riegel vorzuschieben. Das würde bedeuten, das Kind mit dem Bade ausschütten: alle zu bestrafen, damit wenige Idioten, die sich nicht richtig verhalten, in die Schranken verwiesen werden können: ein Preis, der mir zu hoch erscheint.

Es ist doch großartig, dass so viele Menschen - längst nicht nur aus Selm - den Park gut annehmen und dort gerne spazieren gehen und länger verweilen: zum Plaudern, zum Sehen und Gesehenwerden, zum Ruhe tanken oder meinetwegen auch zum Musikmachen oder Musiklauschen - vorausgesetzt, die Lautsprecher bleiben ausgeschaltet. All das machen sie an lauen Abenden gerne auch bis spät in die Nacht. Das sollte auch so bleiben. Mehr noch: Es sollte noch mehr werden.

Denn je mehr Menschen im Park unterwegs sind, desto geringer ist die Chance, unbemerkt Müll zu entsorgen oder die neuen Spielgeräte und Bänke zu beschädigen. Darum: Ab in den Auenpark - gerade dann, wenn es anfängt zu dämmern. Damit nicht irgendwann das schöne Areal gut bewacht, aber leer vor sich hindämmert.

Mir ist es allemal lieber, dass wir uns wechselseitig beobachten und auf Fehlverhalten direkt ansprechen, als dass überall Kameras auf uns gerichtet wären. Soziale Kontrolle ist immer noch das beste Mittel gegen asoziales Verhalten.

Zusätzlich sollen ruhig Ordnungskräfte Streife gehen zwischen Rodelhügel und Selmer Bach. Man darf erwarten, dass sie Fehlverhalten von richtigem Verhalten unterscheiden können, ohne dass dafür vorher alle wohlmeinenden Parkbesucher des Geländes verwiesen werden müssten - sei es zum Sonnenuntergang oder ab 21 Uhr (in der dunklen Jahreszeit) oder 23 Uhr (im Frühjahr und Sommer), wie es die Verwaltung in einem neuen Entwurf vorschlägt.

Wir leben in einer stark reglementierten Zeit: vom Abstand zum nächsten bis zur Zahl der Geburtstagsgäste - alles ist festgelegt: Maßnahmen zu unserer eigenen Sicherheit, deren Befolgung nicht immer angenehm ist, aber unstrittig sein muss, um die lebensbedrohliche Corona-Pandemie einzudämmen. Umso wichtiger ist es, dass es Bereiche gibt, die ohne Regelungswut auskommen. Der Auenpark könnte so einer sein. Hoffentlich.

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