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Angriffe auf Rettungskräfte: Auch in Selm ein Thema?
Rettungseinsätze
Die mediale bundesweite Veröffentlichung rückt immer wieder mal Angriffe auf Rettungskräfte und Störungen von Rettungseinsätzen in den Fokus. Wie sieht es in Selm aus?
Der jüngste ARD-Tatort am Sonntag, 7. Februar, hat ein Szenario beschrieben, in dem Rettungskräfte bedroht werden, einer sogar ermordet wird und in dem Polizisten Rettungskräfte, die eine schusssichere Weste tragen, zu Einsätzen begleiten, um sie zu beschützen.
Nicht jeder hat Verständnis für einen Einsatz
Wir haben mit Marc Dohms gesprochen. Der 27-Jährige arbeitet ehrenamtlich als Rettungssanitäter beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), Ortsverein Selm, und ist Zugführer der NRW-Einsatzeinheit Hamm 04, die sich aus den Aktiven der DRK-Ortsvereine Werne und Selm zusammensetzt, die auch überörtliche Hilfe, etwa bei Bombenfunden, leisten.

Marc Dohms steckt in der Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann. © Arndt Brede (Archiv)
Er hat zahlreiche Rettungseinsätze hinter sich, ist regelmäßig bei großen Veranstaltungen wie dem Stadtfest, Karneval und dem Adventsmarkt in Selm mit DRK-Kollegen vor Ort. Ist bei uns in Selm auch schon angekommen, was Film und Medienberichterstattung skizzieren, respektloses und womöglich strafrechtlich relevantes Verhalten gegenüber Rettungskräften nämlich? Ist er sogar selber schon mit solchen Vorfällen konfrontiert worden?
Der 11.2. ist der Tag des Notrufs 112
- Das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union und die EU-Kommission haben im Jahr 2009 gemeinsam und aufgrund der im Datum enthaltenen Notrufnummer (11.2.) den 11. Februar zum jährlichen Europäischen Tag des Notrufs 112 erklärt, um die europaweite Gültigkeit des Euronotrufs 112 sichtbarer und die Vorteile der europaweiten Notrufnummer bekannter zu machen.
- Der europaweite Notruf 112 wurde 1991 eingeführt, um – zusätzlich zu den nationalen Notrufnummern – eine einheitliche Notrufnummer in allen EU-Mitgliedstaaten verfügbar zu machen und Notdienste insbesondere für Reisende leichter erreichbar zu machen.
- Seit 1998 müssen die Mitgliedstaaten gemäß den einschlägigen EU-Vorschriften gewährleisten, dass alle Nutzer von Festnetz- und Mobiltelefonen die Nummer 112 gebührenfrei anrufen können.
- Seit 2003 müssen die Telekommunikationsbetreiber den Rettungsdiensten Informationen zum Standort des Anrufers übermitteln, um ein rasches Auffinden von Unfallopfern zu ermöglichen. Im Übrigen ist es auch die Aufgabe der Mitgliedstaaten, die Nummer 112 bei den Bürgern besser bekannt zu machen.
„Solche Vorfälle habe ich noch nicht erlebt. Was aber ziemlich schnell vorkommt, ist, dass sich Autos hinter dem Rettungstransportwagen stauen, wenn wir eine Straße blockieren, um jemanden in den RTW zu laden. Da hat nicht jeder Verständnis dafür, dass das Ganze jetzt Vorrang hat. Da geht es um Menschenleben.“ Fällt da auch schon mal ein Schimpfwort? „Das habe ich persönlich noch nicht erlebt“, sagt Dohms. Aber: „Man wird auch schon mal zur Eile gedrängt.“
Diesem eher friedlichen Szenario stehen eben jene Filmszenen aus dem ARD-Tatort gegenüber: Rettungssanitäter, die durch die Polizei vor Angriffen geschützt werden müssen und sogar schusssichere Westen tragen. Wie realistisch ist das? „Vor ein paar Jahren, während des Karnevals in Werne, ist es zu Randale gekommen. Da ist das Fest ja auch abgebrochen worden. Es gab eine verstärkte Polizeipräsenz. Und auch der Sicherheitsdienst war immer in der Nähe. Das kann situationsabhängig natürlich schon mal vorkommen, dass die Polizei verstärkt da ist.“
Berichte über Angriffe frustrieren
Nun werden die Rettungskräfte hier ja auch verfolgen, was in den Medien über Störungen von Rettungseinsätzen und Angriffe auf Einsatzkräfte betrifft. Was macht das mit einem jungen Rettungssanitäter wie Marc Dohms, der ja anderen Menschen helfen will? „Es frustriert. Man schüttelt den Kopf und denkt sich: Das ist doch nicht normal.“ Macht diese Entwicklung auch Angst? „Nein“, lautet die klare Antwort. „Aber man überlegt sich schon, welches Team in welcher Zusammensetzung man in welcher Situation schickt.“
Sollte ein Rettungssanitäter mal in eine missliche Situation geraten sein - gibt es Hilfe bei psychischen Problemen danach? „Wenn jemandem etwas passiert ist, kann er jederzeit zu den Führungskräften kommen oder auch zu besonders geschulten Mitarbeitern, die das Ganze auffangen können. Das ist dann psychosoziale Unterstützung.“
Die Rettungskräfte des DRK sind auch bei großen Veranstaltungen präsent. Wie nehmen die Besucher die Kräfte wahr? „Wir bekommen positive Rückmeldung. Ein freundliches Danke hören wir immer sehr gern.“ Das geschehe auch. Sei es, dass Angehörige von Menschen, denen geholfen wurde, auf die DRKler zukommen oder auch, dass Besucher eines Festes sagen: „Schön, dass es euch gibt.“ Das sind dann die schönen Momente, die ein Rettungssanitäter erlebt. Wohltuende Kontrapunkte zu überregional registrierten Angriffen auf Rettungssanitäter.
Ob nun Tatort-Szenen oder reale Berichterstattung über unschöne Vorfälle bei Rettungseinsätzen: Marc Dohms hat den Spaß an der Arbeit nicht verloren: „Ich kann ja Menschen helfen, und die Arbeit mit meinen Kameraden ist auch schön.“ Marc Dohms hat sogar so viel Spaß daran, Menschen zu helfen und zu retten, dass er Berufsfeuerwehrmann werden möchte. Er steckt mitten in der Ausbildung dazu.