Ärger um Flugplatz für Luftsportgruppe Silbermöwe

Am Wörenberg in Selm

Die Mitglieder der Luftsportgruppe Silbermöwe in Selm wollen ihre Mini-Flugzeuge wieder fliegen lassen - und brauchen dafür einen neuen Flugplatz. Als Standort ist jetzt eine Fläche am Wörenberg im Gespräch. Diese Idee sorgt für Widerstand bei Anwohnern und Naturschützern.

SELM

, 05.10.2017, 17:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Suche nach einem neuen Flugplatz gestaltet sich für die Selmer Luftsportgruppe Silbermöwe schwieriger als gedacht. Seit März können sie ihre Modellflieger nicht mehr steigen lassen, weil die Stadt das Gelände verkauft hat, bestätigt Selms Bürgermeister Mario Löhr. Eine andere städtische Fläche stehe auch nicht zu Verfügung.

Jetzt nehmen die Mitglieder der Luftsportgruppe die Suche selbst in die Hand – und wollen ihre Modellflieger am Wörenberg starten. Doch Naturschützer und Anwohner sind dagegen, denn die Fläche ist ein Landschaftsschutzgebiet, in dem Steinkäuze leben. Eine Tierart, die in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als gefährdet eingestuft werden.

Steinkäuze nisten im Landschaftsschutzgebiet

„Das Landschaftsschutzgebiet ist hier nicht aus Jux und Tollerei“, sagte Christian Kruthoff vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) in der vergangenen Woche beim Treffen von Naturschützern und Anwohnern am Wörenberg. Drei Nisthilfen – sogenannte Röhren – für Steinkäuze befinden sich in der Nähe des geplanten Flugplatzes. Eine sogar nur knapp 20 Meter entfernt.

„Die Tiere werden immer weiter zurückgedrängt“, sagt Peter Thiene vom SGV. „Wenn die Röhren besetzt sind, warum sollen wir riskieren, dass die Käuze sie verlassen?“ Aus seiner Sicht bestehe eine Konkurrenz zwischen den Modellfliegern und den Tieren. Besonders im Frühjahr und Sommer – wenn die sonst nachtaktiven Tiere auch tagsüber auf die Jagd gehen.

Luftsportgruppe bemüht sich um Ausnahmegenehmigung

„Ich glaube nicht, dass wir da stören“, sagte Marc Schönfleisch, Vorsitzender der Luftsportgruppe Silbermöwe, der nicht zum Treffen eingeladen wurde und erst in dieser Woche telefonisch erreichbar war. Um das zu beweisen und eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, stehe der Verein im Austausch mit der Unteren Naturschutzbehörde. „Wir hatten ein formloses Gespräch“, bestätigte Peter Driesch, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde auf Anfrage dieser Redaktion.

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Einen offiziellen Antrag gebe es noch nicht – nur eine Vorprüfung, die feststellen sollte, ob sich ein Antrag überhaupt lohne. Dafür hat die Luftsportgruppe ein Lärmgutachten angefordert, das in den nächsten Tagen eintreffen soll. „Wir haben ein gutes Gefühl“, sagte Schönfleisch, weil die Segel- und Elektroflugzeuge kaum hörbar seien. Luftsportgruppe und Untere Naturschutzbehörde wissen: im Stadtgebiet gibt es kaum Möglichkeiten für die Modellflieger.

Anwohner machen sich Sorgen um Lärm

Gerade den Anwohnern bereitet die Lautstärke nämlich Sorgen. „Wer möchte so etwas vor seiner Tür haben?“, sagte Chris Ettmann. „Im Gewerbegebiet vorher war es eh laut. Aber hier ist es einfach störend“, so der Anwohner weiter. Auch er habe sich bei der Unteren Naturschutzbehörde gemeldet – und müsse nun warten, wie die Entscheidung über das 15x100 Meter große Feld ausfalle.

Besonders ärgert ihn, dass der Verein nicht mit den Anwohnern gesprochen habe. „Das möchte hier keiner – außer einem“, sagte Ettmann, der damit seinen Nachbarn meint, dem die Fläche gehört, die bald zum Flugplatz werden könnte. Der meldete sich, als er eine Anzeige des Vereins gelesen hatte. „Wir wollten das Gutachten und den Antrag abwarten“, sagte Marc Schönfleisch. Dann wolle man die Nachbarn einladen, sich präsentieren.

Doch für ein gutes Verhältnis könnte es dann vielleicht schon zu spät sein. „Jetzt habe ich auch kein Interesse mehr“, sagte Chris Ettmann, während Rudolf Leißmann vom BUND bestätigte: „Wir sollten reden, um eine Lösung zu finden.“ Und das am besten so schnell wie möglich.

Modellfliegen in Selm
Die Luftsportgruppe Silbermöwe hat sich 1974 gegründet. Das bisherige Gelände an der Werner Straße nutzte die Silbermöwe seit 2010. Seit März 2017 nutzt die Luftsportgruppe eine Halle, um ihre Modellflieger steigen zu lassen.