
© Schlieker-Steens
2G beim Friseur? „Ich glaube nicht, dass wir Friseure ein Problem darstellen“
Coronavirus
Umsatzeinbußen auf der einen Seite, Sorge um die eigene Gesundheit auf der anderen. Nun gibt es auch noch Diskussionen um 2G. Selmer Friseure erklären, wie sie dazu stehen.
Seit Montag (8.11.) gilt für ganz Österreich die 2G-Regel: Restaurants, Skilifte oder Sportveranstaltungen dürfen nun nicht mehr mit einem negativen Corona-Test als Eintrittskarte besucht werden. Und auch Friseure sind betroffen. Wieder mal. In Hamburg gilt 2G schon seit dem 23. Oktober, in Sachsen ebenfalls seit Montag. In Niedersachsen und Hessen dürfen Friseure selbst entscheiden, ob sie mit zwei oder drei Gs Kunden einlassen und in Bayern gilt 2G+. Wer dort als Ungeimpfter einen Haarschnitt vornehmen lassen möchte, braucht einen PCR-Test.
Jetzt ist 2G auch für NRW im Gespräch. „Wir prüfen generelle flächendeckende 2G-Regeln insbesondere für den Freizeitbereich, wie wir es in Länder mit deutlich höheren Inzidenzen auch schon sehen“, sagte Ministerpräsident Hendrik Wüst am Dienstag (9.11.) nach einer Sitzung des Landeskabinetts.
Björn Barthold, Obermeister der Friseur-Innung Hellweg-Lippe, zuständig für den Kreis Unna, zeigt sich angesichts dieses Vorschlags zwiegespalten. „Auf der einen Seite sind wir natürlich alle um unsere Gesundheit und unsere Sicherheit besorgt“, sagt er, „andererseits hatten wir insgesamt 17 Wochen geschlossen und große finanzielle Einbußen verkraften müssen.“ Wenn jetzt die 2G-Regel für Friseure käme, fiel erneut ein Teil des Kundenstamms weg. „Viele andere Handwerks-Betriebe konnten einfach weiterarbeiten“, zeigt er auf. „Von uns sind aber viele in finanzielle Engpässe geraten.“ Er selbst musste ein KFW-Darlehen in Anspruch nehmen.
Und das Für und Wieder greift bei ihm, der zwei Salons in Fröndenberg mit insgesamt zwölf Mitarbeitern führt, noch weiter: „Ich glaube 2G wird kommen und ich glaube auch, dass wir politisch jetzt mal wieder handeln müssen. Auf der anderen Seite gab es in der Innung in den letzten Monaten gerade mal fünf Fälle. Ich glaube nicht, dass wir Friseure ein echtes Problem darstellen.“
Mürbe geworden
Christiane Schlieker-Steens, Inhaberin des Friseur-Salons „Kamm und Schere“ an der Selmer Kreisstraße erzählt, dass sie eigentlich keine Meinung zu diesem Thema habe: „Das macht was mit einem, wenn man immer so einen Kampf kämpfen muss. Irgendwann ist man mürbe.“
Zu Beginn der Pandemie hatte die Friseur-Meisterin große Angst sich anzustecken. Das sei aber mittlerweile verflogen. „Mit den Tests haben wir ja auch eine gewisse Sicherheit“, sagt sie. „Wenn aber die 2G-Regel für uns käme, dann würden bestimmt 20 Prozent der Kunden wieder wegfallen. Und wir kämpfen jetzt schon; mittlerweile seit fast zwei Jahren.“ Es sei schon schwierig gewesen, die Kunden auf 3G umzustellen. Auch zu diesem Zeitpunkt seien einige nicht mehr gekommen. Außerdem kosten die Hygiene-Maßnahmen einiges an Geld.
Das Konzept, das es in Bayern gibt, hält sie hingegen für Augenwischerei. „Wenn man mit PCR-Test zum Friseur darf, braucht sich keiner einzubilden, dass das einer macht.“
Zögerliche Politik
Was Christiane Schlieker-Steens aber aufregt und wozu sie eine klare Meinung hat ist, dass die Politik immer so lange warte, bis sie handele. Sie glaubt auch nicht, dass 2G jetzt noch reicht, sondern dass es erneut zu einem Lockdown kommen wird. Und die Friseure seien dann, unter anderem, letztendlich die Leidtragenden der zögerlichen Politik.
Ein anderer Selmer Friseur, der in seiner Meinungsäußerung nicht namentlich genannt werden möchte, würde persönlich die 2G-Regel befürworten. „99 Prozent meiner Kunden sind geimpft“, weiß er. Um keinem seiner Kunden dennoch „auf die Füße zu treten“ möchte er aber lieber anonym bleiben. „Es muss aber dringend mal wieder was passieren“, sagt er nachdrücklich.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
