Zwei Möbel-Giganten bedrohen den Einzelhandel

XXXLutz und Segmüller wollen nach Dortmund

Dortmund möchte zwei großen Möbelhäusern die Ansiedlung erlauben. In der Nachbarschaft wachsen Gegenwehr und Verärgerung. Und die Sorge um den örtlichen Einzelhandel in Schwerte.

SCHWERTE

, 11.01.2018, 18:01 Uhr / Lesedauer: 2 min
Zwei Möbel-Giganten bedrohen den Einzelhandel

Die Dimensionen sind riesig, die Sorgen groß und die gute Nachbarschaft mal wieder in Schieflage: In Dortmund wollen sich zwei Möbel-Riesen ansiedeln mit insgesamt rund 95.000 Quadratmetern Geschäftsfläche. Ein Plan, der im Schwerter Rathaus und im Einzelhandel mit großem Unbehagen betrachtet wird. Und bei Stadtplaner Adrian Mork für Verstimmung sorgt, weil der große Nachbar Dortmund mit dieser Ansiedlung den regionalen Konsens aufs Spiel setzt.

Am Donnerstag erklärten Adrian Mork, Möbelhaus-Geschäftsführer Michael Reuper aus Geisecke und Peter Rienhöfer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, bei einer Pressekonferenz im Rathaus ihre Bedenken. Mork: „Die Schwerter Innenstadt hat rund 19.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Jedes der beiden geplanten Möbelhäuser allein soll rund 2500 Quadratmeter Verkaufsfläche allein fürs sogenannte Randsortiment bekommen.“ Das Randsortiment umfasst in der Regel Haushaltswaren, Deko-Artikel, Haushaltstextilien, Topfpflanzen und Krimskrams. „Da sind Teppiche, Bilder und Matratzen noch gar nicht drin“, erklärt Michael Reuper, dessen Wohnwelt in Geisecke rund 10.000 Quadratmeter Fläche ausmacht – mit allen Sortimenten. Im Vergleich dazu: XXXLutz will im Dortmunder Norden an der Bornstraße ein 40.000 Quadratmeter großes Möbelhaus bauen. Im Westen plant das Möbelhaus Segmüller aus dem bayerischen Friedberg am Sorbenweg 45.000 Quadratmeter.


Bedrohliche Randsortimente

Peter Rienhöfer fürchtet, dass Kunden zum Möbel-Gucken nach Dortmund fahren und sich dann dort auch gleich im Randsortiment bedienen, statt ihre Einkäufe in Schwerte zu erledigen. Adrian Mork: „Bei solchen Randsortimenten sind immer alle Innenstädte einer Region betroffen. In diesem Fall sicher auch die Dortmunder selbst.“

Im Arbeitskreis „Regionales Einzelhandelskonzept östliches Ruhrgebiet“ seien diese Bedenken von den Planern mehrerer Städte vorgetragen worden. Mork: „Die Möbelhaus-Ansiedlung wurde in der Konsensrunde am 15. September äußerst kontrovers diskutiert. Umso überraschter war ich, als am Mittwoch die Botschaft eintraf, dass Dortmund die Projekte offenbar auch ohne regionalen Konsens durziehen will.“ Witten, Bochum, Herne, Unna und Werl lehnen das Projekt ebenso ab wie Schwerte.

Prognose: 25 Prozent Umsatzverlust

Michael Reuper sieht sich in seiner Sorge von einem Gutachter bestätigt, der prognostoziert, dass die größten Wettbewerber der neuen Möbel-Giganten mit 25- bis 30-prozentigen Umsatzeinbußen rechnen müssen. Reuper: „Die Möbel-Umsätze sind seit Jahren relativ stabil. Der Kuchen wird also nicht größer. Kleiner werden jedoch die Stücke, die für den einzelnen Händler übrig bleiben. Das ist ein echter Verdrängungswettbewerb.“ Das sei eine Form von Kannibalismus, die Leerstände und Arbeitsplatzverluste nach sich ziehe.

Diese Einschätzung Reupers teilt Roland Mitschke, der Bochumer Kommunalpolitiker und Vorsitzende der CDU-Fraktion im Ruhr-Parlament: „Fast alle Möbelhäuser in der Region haben eine Größe, die auf Einzugsgebiete zielt, die deutlich über Stadtgrenzen hinaus gehen.“ Deshalb sei der regionale Konsens so wichtig. „Wenn Dortmunds Oberbürgermeister Sierau sich jetzt über den fehlenden Konsens hinwegsetzt, ist die Vereinbarung im Arbeitskreis Regionales Einzelhandelskonzept nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben steht.“ Und in Bezug auf die Möbelhäuser hätten die betroffenen Kommunen berechtigte Interessen vorgetragen, die zu berücksichtigen seien.

Recht auf Einwände

Die Bedenken der Stadt Schwerte, das versicherte Mork schon am Donnerstag, werden im weiteren Planungsverfahren zweifellos vorgetragen. Denn beim Bauleitplanverfahren zum Beispiel haben auch die Nachbarstädte Möglichkeiten zur Stellungnahme.

Roland Mitschke setzt außerdem auf die Regionalplanung, die zumindest von einem der beiden Möbelhaus-Standorte tangiert werde: „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die CDU im Ruhr-Parlament das mitmacht.“